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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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das so alt war, dass es sich aus seinem Fundament hinauszubeugen schien. Viel Text gab es dazu nicht, aber das Haus schien über die Jahrhunderte eine bewegte Geschichte gesehen zu haben. Seit den Sechzigerjahren hatte es sich im Besitz der Gemeinde befunden und war 2007 an einen privaten Kaufinteressenten versteigert worden. Ich trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Zeit für die nächste Pause.
    »Du siehst aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest, Katy   … oder eine Hexe.« Mum lachte mit heiserer Stimme über ihren eigenen Scherz. Dann erst sah sie den nachdenklichen Ausdruck auf meinem Gesicht.
    »Gerade habe ich etwas über eine gelesen«, sagte ich seufzend, »aber sie war nicht echt. Ich meine, existiert hat sie, aber sie war keine Hexe.«
    »Hat das wieder dieser Historiker verbreitet?«
    Ich nickte niedergeschlagen.
    »Mach dir nichts draus«, antwortete Mum heiter. »Ein Körnchen Wahrheit war ja wenigstens dabei. Es sind immer wieder große Teile der Geschichte durch Legendenbildung verschleiert worden.«
    »Aber in diesem Fall ist es anders«, brummte ich. »Was er behauptet hat, klang so stringent.«
    »Er ist einfach ein guter Geschichtenerzähler«, sagte Mum lachend. »Vielleicht sollte er seinen Job als Historiker an den Nagel hängen und Romanautor werden.«
    Ich wollte es nicht dabei belassen und Mum sollte es auch nicht tun. »Für mich ist das genauso, wie wenn ich mir einen guten Film ansehe, aber das Ende nie erfahre.«
    »Manchmal, Katy«, sagte Mum warnend, »bist du neugieriger, als dir guttut.«
    »Findest du?«
    »Als du klein warst«, erinnerte sie sich mit zärtlichem Lächeln, »hast du immer so merkwürdige Sachen behauptet   … dass du Orte wiedererkennen würdest, an denen du noch nie zuvor gewesen warst   … und dann hattest du ja auch diese schrecklichen Albträume.«
    »Das hast du mir nie erzählt. Worüber denn?«
    »Ich weiß es nicht, Katy, aber du hast jedes Mal geweint und wild um dich geschlagen   … selbst im Winter durfte ich dich nicht zudecken, so als ob du Fieber hättest und   … innerlich verbrennen würdest.« Mum schluckte. »Aber irgendwann hat sich das mit den Träumen dann Gott sei Dank gelegt.«
    »Wow. Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Ich muss ja eine lebhafte Fantasie gehabt haben.«
    Ich ging zurück auf mein Zimmer und machte mir Sorgen, weil Nat sich immer noch nicht bei mir gemeldet hatte. In dieser Nacht spukte beim Einschlafen immer noch in meinem Kopf herum, was Mum mir erzählt hatte, und ich fragte mich, warum das Gefühl, etwas wiederzuerkennen   – das Déjà-vu-Erlebnis also   –, so plötzlich wieder zum Vorschein kam, nachdem es viele Jahre lang geschlummert hatte.

Kapitel 15
    G enevieve war ein Chamäleon. Im Laufe des Wochenendes hatte sie erneut ihr Aussehen verändert. Ihr Gesicht war jetzt von Locken umrahmt, doch nicht von drahtigen, wilden, so wie meine   – nein, ihre fielen weich um die Schultern, sie hüpften und tanzten in der Oktobersonne, golden wie Herbstlaub. Ihre Gesichtszüge schienen noch zarter als sonst und sie trug eine bunte Tunika über Leggings, mit der sie wie ein wunderschönes Straßenkind aussah. Wenn ich versuchte, mich so zu stylen, dann wirkte ich wie ein Kalb, das man in einen Sack gesteckt hatte. Ich gab mir alle Mühe, Genevieve zu ignorieren, denn ich war fest entschlossen, Nat offen zu begegnen, die mit dem Rücken zu mir saß. Ich zupfte sie am Ärmel und einen Moment lang setzte tatsächlich mein Herzschlag aus, so sehr fürchtete ich mich vor der Feindseligkeit in ihren Augen. Aber sie drehte sich zu mir um und sah mich freundlich an wie immer.
    »Alles okay?«, fragte ich nervös.
    Sie nickte etwas schuldbewusst und flüsterte: »Sorry wegen gestern. Ich musste ein bisschen Zeit mit meiner Familie verbringen   … und SM S-Tippen war strengstens verboten. Der reine Horror!«
    »Und was ist mit den   … du weißt schon   … mit den dämlichen Sprüchen auf Facebook?«
    »Das stehe ich jetzt einfach durch«, antwortete sie tapfer. »Die werden bald ihr nächstes Opfer mobben, dann bin ich Schnee von gestern.«
    Mir kamen schier die Tränen vor Erleichterung, weil sie so cool mit allem umging, und ein großer Stein fiel mir vom Herzen, obwohl ich immer noch sehr wütend war auf Genevieve, die sich schlichtweg nicht ignorieren ließ. Im Gegenteil, jetzt kam sie auf mich zu und spielte eingebildet mit ihren prächtigen Locken. Hannah und Nat mussten wohl wittern, dass

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