Besser schreiben für Dummies (German Edition)
ein Glossar als Anhang.
Allgemeine Abkürzungen wie etc. , usw. , u. a. werden oft floskelhaft gebraucht. Hier ist die Frage gar nicht, ob man abkürzen soll, sondern, was man sagen will. Wenn das, was man sagen will, wichtig ist, schreibt man es aus; wenn es nicht wichtig ist, lässt man es weg. So oder so ist die Abkürzung sinnlos.
Abkürzungen wie bzw. , ggf. , o. a. , vgl. , z. B. haben zwar einen Inhalt und jeder versteht sie – aber sie sind nicht schön zu lesen. Sie sehen nach garstiger Amtsstube aus und nicht nach einladendem Text.
Abkürzungen wie MfG und LG sind ein Widerspruch in sich. Können Grüße wirklich so lieb gemeint sein, wenn sich einer nicht einmal die Zeit nimmt, die fünf Buchstaben für »liebe« auszuschreiben? Ausschreiben heißt immer auch, dass man etwas für jemanden übrig hat – und seien es nur ein paar Buchstaben.
Abkürzungen sollen den Lesekomfort steigern. Nur wenn sie das leisten, sind sie sinnvoll.
Durchforsten Sie Ihre Korrespondenz auf Abkürzungen. Viele Briefe enden etwa mit dem Satz »Sie erreichen mich unter der o. g. Telefonnummer«. Das klingt sehr bürokratisch. Freundlicher wäre die folgende Version: »Wenn Sie Fragen haben, können Sie mich gerne anrufen. Ich habe die Telefonnummer 0123 45678-12.« Überlegen Sie immer, was Sie durch eine Abkürzung gewinnen – und was Sie verlieren.
Die Handlung fließen lassen
Wann hat man Langeweile? Wenn sich nichts tut. In welcher Wortart tut sich etwas? In Tuwörtern oder Verben. Das Verb ist die allerwichtigste Wortart, denn es verleiht einem Text Leben. Deshalb besteht ein Trick beim Schreiben darin, so viel wie möglich in Verben zu sagen.
Verbal statt nominal
Ein Verb gibt an, wer was tut. Deshalb nennt man es auch »Tuwort« oder »Tätigkeitswort«. Und da jedes Tun seine Zeit hat, ist ein weiterer Name »Zeitwort«. Beispiele sind lesen , genießen , werden .
Ein Nomen bezeichnet Dinge und Lebewesen sowie Abstrakta, die damit dingfest gemacht werden. Andere Bezeichnungen sind »Dingwort«, »Hauptwort«, »Gegenstandswort«, »Nennwort« oder »Substantiv«. Beispiele sind Buch , Genuss , Entstehung .
An Nomen, die Dinge oder Personen bezeichnen, gibt es nichts zu rütteln. Ein Buch ist ein Buch. Anders verhält sich das bei Nomen, die eigens gebildet werden, um Verben zu ersetzen. Das wäre etwa die Nichtbefolgung als Ersatz für nicht befolgen . Wenn Nomen dieser Art gehäuft vorkommen, ergibt das den so genannten »Nominalstil«. Der ist beim Lesen kaum auszuhalten. Sehen Sie selbst:
Tabelle 10.3 : Nominal vs. verbal
Nominal
Verbal
[Firmenbroschüre einer Hausverwaltung]
Die Betreuung der einzelnen Gemeinschaften durch ihren Eigentumsverwalter bezieht sich nicht nur auf die Durchführung der jährlichen Eigentümerversammlung, die Erstellung der Wirtschaftspläne und der Jahresabrechnung und die Wahrnehmung von Ortsterminen, sondern auch auf die täglichen Anforderungen wie die telefonische Erreichbarkeit, die Kontrolle der tätigen Hausmeisterfirmen bei Notwendigkeit, die Einhaltung der Lohnsteuer- und Sozialabgabenverpflichtungen bei angestellten Hausmeistern, die Überwachung der Zahlungsverpflichtung der einzelnen Miteigentümer gegenüber der Gemeinschaft sowie die Verwaltung der fremden Geldmittel.
Wir begreifen die Betreuung der einzelnen Gemeinschaften als vielfältige und verantwortungsvolle Aufgabe:
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Wir führen die jährliche Eigentümerversammlung durch.
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Wir erstellen die Jahresabrechnung und den Wirtschaftsplan.
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Wir nehmen Ortstermine wahr.
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Wir kontrollieren, falls erforderlich, die beauftragte Hausmeisterfirma.
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Wir bearbeiten Lohnsteuer und Sozialabgaben für angestellte Hausmeister.
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Wir überwachen die Zahlungsverpflichtungen der einzelnen Eigentümer gegenüber der Gemeinschaft.
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Wir verwalten die Gelder der Gemeinschaft.
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Wir sind telefonisch für Sie da.
Vom Inhalt her sind die Texte links und rechts gleich; von der Wirkung her unterscheiden sie sich wie Tag und Nacht. Der linke Text wirkt behäbig und schwerfällig; der rechte wirkt leicht, transparent und dynamisch. Welche Eigenschaften gefallen Ihnen besser bei einer Hausverwaltung? Bingo!
Verben drücken Bewegung aus; Bewegung bedeutet Leben. Verben machen Texte lebendig.
Straff statt gestreckt
Eine besondere Spezialität des Nominalstils sind die Streckformen. Die produziert man so: Man nimmt ein einfaches Verb, zum Beispiel mitteilen , und wandelt es um in ein Nomen: die Mitteilung .
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