Besser schreiben für Dummies (German Edition)
Dieses Nomen – man nennt es »Verbalsubstantiv« – verlangt ein Verb an seiner Seite: machen . Dieses Verb hat keine inhaltliche Aussagekraft, sondern lediglich eine grammatische Funktion. Deshalb heißt es »Funktionsverb«, und die gesamte Konstruktion, die Mitteilung machen , heißt »Funktionsverbgefüge«. Bitte vergleichen Sie, wie Funktionsverbgefüge im Gegensatz zu einfachen Verben wirken:
Tabelle 10.4 : Gestreckt vs. gestrafft
Gestreckt
Gestrafft
In den anstehenden Tarifverhandlungen müssen die zusätzlichen Belastungen am Arbeitsplatz Berücksichtigung finden.
Die Tarifverhandlungen müssen die zusätzlichen Belastungen am Arbeitsplatz berücksichtigen.
Die seit zehn Jahren geführte Diskussion um die bessere Förderung unserer Azubis muss nunmehr eine praktische Umsetzung erfahren.
Seit zehn Jahren reden wir darüber, unsere Azubis besser zu fördern. Das müssen wir nun praktisch umsetzen.
Haben Sie sich schon einmal mit dem Gedanken beschäftigt, sich berufsbegleitend weiterzubilden? Bei uns haben Sie die Möglichkeit, innerhalb von sechs Semestern ein BWL-Studium zu absolvieren.
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Die Formulierungen links wirken aufgeblasen; die Gegenstücke rechts sind schlicht und unauffällig:
Berücksichtigung finden vs. berücksichtigen
eine Umsetzung erfahren vs. umsetzen
sich mit dem Gedanken beschäftigen vs. darüber nachdenken
die Möglichkeit haben vs. können
Die Streckformen ziehen die Texte in die Länge, ohne sie inhaltlich zu bereichern. So etwas lohnt sich nur dann, wenn man am Verhungern ist und nach Zeichen bezahlt wird. Ansonsten tut’s das einfache Verb.
Streckformen sind immer umständlicher als das zugrunde liegende Verb. Diese Umständlichkeit will gerechtfertigt sein. Das ist sie dann, wenn die Streckform einen inhaltlichen Mehrwert bietet. Wenn nicht, dann nicht.
Aktiv statt Passiv
Die meisten Verben können neben dem Aktiv, der Tatform, auch ein Passiv, die Leideform, bilden: loben und gelobt werden, verstehen und verstanden werden, auszeichnen und ausgezeichnet werden . Beim Aktiv richtet sich der Blick auf denjenigen, der etwas tut; beim Passiv richtet sich der Blick auf denjenigen, der von der Handlung betroffen ist.
Das Aktiv ist die übliche Blickrichtung. Man schaut eben als Erstes, wer was tut. Das Aktiv ist außerdem die kürzere und einfachere Form. Und die sollte man ohne guten Grund nicht aufgeben. Bitte vergleichen Sie:
Tabelle 10.5 : Passiv vs. Aktiv
Passiv
Aktiv
Die Belegschaft wurde seitens des Betriebsrats darüber informiert, dass mit der Geschäftsleitung eine Einigung erzielt worden sei.
Der Betriebsrat teilte der Belegschaft mit, er habe sich mit der Geschäftsleitung geeinigt.
Durch die Maßnahme muss gewährleistet werden, dass in den nächsten zwei Jahren alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Die Maßnahme muss gewährleisten, dass in den nächsten zwei Jahren alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Die Interviewpartner sind von mir gebeten worden, sich einen Ort auszusuchen.
Ich habe die Interviewpartner gebeten, sich einen Ort auszusuchen.
In allen Beispielen links ist das Passiv überflüssig. Das belegen die Formulierungen rechts. Die zeigen auch, dass das Aktiv tatkräftiger klingt. Es nennt den Handelnden beim Namen und kommt schneller zur Sache.
In anderen Zusammenhängen hat das Passiv durchaus seine Berechtigung. Man setzt es ein,
um abzuwechseln
um den Handelnden nicht nennen zu müssen
um der Aussage eine besondere Bedeutung zu geben, etwa so: Die Interviewpartner haben abgesagt, und zwar zu Recht. Erst wurden sie verspätet eingeladen, dann wurden sie aufgefordert, sich selbst um eine Lokalität zu kümmern. Hier sollen die Interviewpartner schlecht behandelt werden, deshalb sagen sie ja ab. Das Passiv ist also vom Inhalt her angezeigt.
Ohne derartige Gründe bleibt man besser beim Üblichen, und das ist das Aktiv.
Das Aktiv ist kurz, handlungsorientiert und leicht zu verstehen. Diese Vorteile sollten Sie nur dann aufgeben, wenn ein guter Grund für das Passiv spricht.
Überflüssiges meiden
Ein Text ist ein Körper, und der hat es nachweislich leichter, wenn er schlank ist. Er bewegt sich dann unbeschwerter und kommt besser beim Leser an. Einen schlanken Text erreicht man, indem man insbesondere auf Adjektive, Füllwörter und Floskeln achtet.
Adjektive
Adjektive heißen auch
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