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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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für ihn untypische Enthusiasmus für das Glück anderer auch schon wieder zu Ende. Die Wochen verstrichen, und Rob hatte immer noch kein Flugticket gekauft. Zunächst wegen der Kosten. Online hatte er gesehen, dass die Tickets nach Texas und weiter nach Baltimore sechshundert Dollar kosteten und mit ein paar lästigen Zwischenlandungen verbunden waren.
    »Ich warte, bis die Preise sinken«, mailte er Hannah.
    Rob verdiente genug in seinem Job in der Bibliothek der University of Texas, trotzdem musste er sich von einem Monatsgehalt zum nächsten hangeln, seit seine Exfreundin Lucy Barber ausgezogen war. Als Lucy vor zwei Jahren bei ihm einzog, hatte sie bereitwillig die Hälfte der Miete übernommen. Zum ersten Mal in seinem Leben war Rob in der Lage gewesen, einen Teil seines Studienkredites, den er am College aufgenommen hatte, abzuzahlen und sogar etwas beiseitezulegen. Doch Lucy währte als Freundin in der gemeinsamen Wohnung nur sechs Monate. Keiner von beiden war überrascht, dass ihr Zusammenleben nicht von Erfolg gekrönt war. Schon bevor Lucy einzog, hatte Rob von ihrer Unzuverlässigkeit und ihrer Medikamentenabhängigkeit gewusst. Doch er war so von ihr bezaubert, dass er bereit war, das Risiko einzugehen. Es war ein gutes Gefühl gewesen, zu wissen, dass zur Abwechslung er einmal derjenige war, der jemand anderen auf Kurs hielt. Leider war er Lucy zu ähnlich, als dass er sie tatsächlich hätte stützen können. Bereits ein paar Wochen, nachdem sie bei ihm eingezogen war, war auch er von den endlosen Pillenlieferungen abhängig, verschrieben von Ärzten, die glaubten, dass Medikamente die Lösung für Lucys Stimmungsschwankungen seien.
    Lucy hatte ihn vor über einem Jahr verlassen – sie war sogleich bei ihrem sehr viel älteren Exfreund eingezogen – , doch sie hatte sich anständig verhalten und ihm ihre zweitausendvierhundert Dollar teure Pottery-Barn-Couch und drei Beutel mit seinen Lieblingspillen dagelassen.
    Er wusste, dass es das Beste für sie beide war, trotzdem vermisste Rob sie immer noch schrecklich. Vor allem den unkomplizierten Sex mit ihr. Mit Lucy hatte er einfach nur Sex gehabt. Sex, der keine Gegenleistung für ein Versprechen war, das er ohnehin nicht hätte halten können. Bevor Lucy ihre letzten Sachen gepackt hatte, hatte er sich eingestehen müssen, dass die Trennung ihm recht geschah. Er hatte es verdient, auch mal verlassen zu werden, wenigstens ein Mal. Er sagte sich, dass das eine wichtige Erfahrung sei.
    Nach Lucy hatte Rob mit ein paar Frauen geschlafen – meistens waren es Bekannte von Freunden gewesen – , doch neuerdings lebte er tatsächlich sexuell enthaltsam. Er hatte monatelang keinen Sex mehr gehabt, länger als je zuvor, seit er seine Unschuld verloren hatte. Die Pause hatte er wegen Liz eingelegt, doch das machte er ihr nicht zum Vorwurf.
    Kurz nachdem Lucy ihm seinen Schlüssel zurückgegeben hatte, hatte Rob aus einer Laune heraus einen Hund aus einem örtlichen Tierheim gerettet. Er hatte keine Ahnung, warum er das getan hatte. Er hatte noch nie ein Haustier besessen.
    Es war an einem Dienstagnachmittag gewesen. Er war auf der Heimfahrt vom Lebensmittelgeschäft an demselben Tierheim vorbeigekommen, das er mindestens zweimal täglich passierte, auf dem Weg zur Uni und wieder nach Hause. Aus ihm unbegreiflichen Gründen hatte er kehrtgemacht und war die Einfahrt zum Tierheim hinaufgefahren. Zwei Stunden später kam er mit einem Hund hinaus, einer Mischung aus einem Golden Retriever und sonst irgendwas, vielleicht einem Deutschen Schäferhund. Er nannte die Hündin Liz, nach Liz Phair, von der gerade ein Song im Radio gespielt wurde, als er mit der Hündin auf dem Weg vom Tierheim nach Hause war.
    Liz war bereits fünf Jahre alt, als er sie kennenlernte. Es hatte jüngere, niedlichere Hunde im Tierheim gegeben, doch Liz’ traurige Augen hatten ihn angezogen. Rob dachte sich, dass man Liz vermutlich irgendwann einschläfern würde, wenn er sie nicht mit nach Hause nähme.
    Ungefähr einen Monat, nachdem Rob sie adoptiert hatte, bekam Liz ihren ersten Anfall. Sie hatte sich von ihrem Lieblingsfleckchen in Robs kleinem Wohnzimmer erhoben und rannte plötzlich los, als wäre sie einem Windhund auf den Fersen. Sie knallte mit voller Wucht gegen den Fernseher, der zu Boden fiel und dabei einen solchen Krach verursachte, dass Rob fürchtete, er könnte die Dielen durchbrechen. Das hölzerne Tischchen, auf dem er gestanden hatte – eins der vielen notdürftig

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