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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ist die Philosophie der Armen, deren Wurzeln so tief saßen, daß sie niemand auszurotten vermochte.
    Ich schloß die Türe geräuschlos hinter mir. »Nellie«, rief ich leise, denn manchmal schlief sie schon, wenn ich heimkam. Sie arbeitete den ganzen Tag an der großen Plastikmaschine, und das beanspruchte ihre ganze Kraft.
    Da ich keine Antwort erhielt, schlich ich mich auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Als ich halbwegs durch das Wohnzimmer gekommen war, bemerkte ich sie in einer Ecke der Couch, wo sie, bereits für das Dinner gekleidet, zusammengekauert schlief. Ich trat leise näher.
    Die eine Hand hing ausgestreckt von der Couch herab, die andre drückte sie fest an ihre Brust. Sie hielt etwas in dieser Hand, und ich sah, daß es ein Foto von Vickie war, das wir während des kurzen Sommers ihres Lebens auf dem Hausdach aufgenommen hatten. Nellie hatte sie gehalten, während ich das Bild mit einer ausgeliehenen Kamera aufnahm. Ich erinnere mich, wie begierig wir auf die Bilder gewartet hatten, die wir im Drugstore an der Ecke hatten entwickeln lassen, und wie mühsam wir uns jeden Penny absparten, um das Geld für die Abzüge zusammenzubekommen. Nellie hatte das Kind hoch in die Luft gehalten, es hatte selig gelacht, und Nellie hatte strahlend zu Vickie emporgelächelt. Ich fühlte einen Knoten in der Kehle. Nellie sah auf dem Bild selbst noch wie ein Kind aus.
    Ich betrachtete sie, ihre Augen waren geschlossen, sie atmete leicht und regelmäßig. Ihre langen schwarzen gebogenen Wimpern lagen auf der zarten weißen Haut, und von ihren Augen liefen feine Streifen über ihr Makeup. Sie hatte geweint, sie hatte das Bild angeschaut und geweint! Plötzlich kannte ich die Antwort, die ich vergeblich gesucht hatte.
    Ich wußte, weshalb wir nie wieder ein Kind bekommen hatten, warum Nellie so ängstlich bestrebt war, keinen unnötigen Penny auszugeben, warum sie nicht wollte, daß wir von hier wegziehen. Sie hatte Angst! Sie schob sich selbst die Schuld zu für das, was Vickie geschehen war, und sie wollte nicht, daß es sich wiederholte weder die Angst noch die Armut, noch die Herzensqual. Und ich wußte, weshalb ich in das große Geschäft wollte, weshalb ich die Chance ergreifen mußte. Es hieß, entweder unser ganzes Leben lang im Schatten der Angst zu leben, oder sich ein für allemal davon zu befreien, um alle Schätze der Welt erringen zu können, die man sich wünschte. Wir mußten uns von der Angst befreien, damit wir auf ein Morgen hoffen konnten, an das zu denken wir uns bisher fürchteten, weil es sosehr dem Gestern glich. Jetzt würden wir wieder an uns selbst denken können. Wie andre Menschen dürften wir uns die verschiedensten Dinge wünschen, wir dürften wieder fühlen und hoffen. Das war es.
    Du stirbst nicht so einfach, gleichgültig, was geschieht; du gibst nicht auf, du lebst weiter. Das Leben ist nicht etwas, das man auf- oder abdrehen kann wie einen Wasserhahn, keinesfalls solange das Blut in deinen Adern kreist, das Herz schlägt und die Seele hofft. Das ist es.
    Ich nahm das Foto behutsam aus Nellies Fingern, steckte es in meine Tasche und setzte mich ihr gegenüber in einen Sessel, um zu warten, bis sie erwachte, und ihr zu erzählen, was ich soeben erkannt hatte.

10
    Ich saß verlegen in Mimis Wohnzimmer und blickte meinen Vater an. Es war eines ihrer größten Anliegen, uns eines Tages zu versöhnen. Ich wünschte, sie hätte nie daran gerührt, denn es hatte keinen Sinn. Zu viele Dinge lagen zwischen uns, wir hatten uns zu weit voneinander entfernt. Jetzt saßen wir wie zwei Fremde im selben Zimmer - und machten Konversation! Obwohl sich jeder von uns der Nähe cfes andern aufs stärkste bewußt war, richteten wir das Wort nie direkt aneinander.
    Nellie und Mama waren mit Mimi ins Kinderzimmer gegangen, um dabeizusein, wenn die Kleinen zu Bett gebracht werden, und nur Sam, Papa und ich waren vor dem Dinner im Wohnzimmer zurückgeblieben. Papa und ich sprachen nur, wenn Sam etwas zu einem von uns sagte. Dann antworteten wir einsilbig und verkrampft, als hätten wir Angst, daß unsre Worte zu einem gefährlichen Thema führen könnten.
    Schließlich wußte auch Sam nichts mehr zu sagen, was uns beide interessieren könnte. Er zog sich gleichfalls in ein unbehagliches Schweigen zurück. Er griff nach seiner Zeitung und blätterte in den Sportnachrichten. Einige Sekunden war das Rascheln der Zeitung das einzige Geräusch im Zimmer.
    Ich hatte durchs Fenster in den gegenüberliegenden Park

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