Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
ein Narr gewesen, in eine derartig plumpe Falle zu gehen, aber wir waren noch lange nicht fertig miteinander. Er würde es schon zu spüren bekommen. Meine Wut hatte mich merkwürdigerweise angenehm erwärmt, und ich begann zu dösen.
Ich fühlte eine Hand auf meinem Arm und erwachte sogleich. Ich blickte mich um. Wir fuhren soeben über den West Side Highway. Der Mann sah mich aufmerksam an. »Fühlen Sie sich schon besser?« fragte er.
Ich nickte stumm. Mein Kopfschmerz war verschwunden. »Wo kann ich Sie absetzen?«
Ich gab ihm meine Adresse. »Wenn's Ihnen nicht zu entlegen ist«, fügte ich hinzu.
»'s ist okay«, sagte er, »auf dem Weg nach Hause fahre ich dort vorbei.«
Es war viertel vier, als wir vor meinem Haus hielten. Ich stieg aus dem Wagen und wandte mich wieder dem Fahrer zu. »Nochmals vielen Dank, Mister«, sagte ich, »ich werd's Ihnen nie vergessen.«
»Schon gut, mein Sohn«, antwortete er, »wie gesagt, jedes menschliche Wesen...«
Und ehe ich's richtig bemerkte, hatte er den Gang eingeschaltet und war davongefahren. Ich starrte dem Wagen nach. Ich hatte sogar vergessen, ihn nach seinem Namen zu fragen. Komische Welt! Jemand, den du dein ganzes Leben gekannt hast, versucht dich zu ruinieren, und ein Mann, den du nie zuvor gesehen hast und nie wieder sehen wirst, kommt einfach daher und rettet dir das Leben. Ich blickte dem Wagen nach, bis er um die Ecke verschwand, dann drehte ich mich um und betrat das Haus. Der Hausmeister fegte die Halle aus. Er starrte mich mit offenem Mund an. Ich glaube, ich muß einen schrecklichen Anblick geboten haben. Das Gesicht blutig geschlagen und aufgedunsen und die Kleider völlig beschmutzt. »Der Möbelwagen ist schon fort, Mr. Fisher«, sagte er. »Ihre Frau hat so lang wie möglich auf Sie gewartet. Sie war schrecklich aufgeregt, aber Ihr Schwager hat gesagt, sie solle nur ruhig wegfahren.«
»Mein Schwager war hier?« fragte ich mit heiserer Stimme. Er nickte. »Er ist gekommen, nachdem Ihre Frau ihn angerufen hat. Ihr Bruder war bereits hier gewesen, aber sie hat sich trotzdem noch immer Sorgen um Sie gemacht.« Er blickte mich neugierig an. »Ihr Schwager hat für Sie eine Nachricht hinterlassen, falls Sie hierherkommen sollten.«
»Was hat er gesagt?« fragte ich.
»Er hat gesagt, Sie sollen kommen, er ist in seinem Büro.« Er lächelte flüchtig. »Er ist wirklich ein feiner Mann. Er hat sich Ihretwegen auch Sorgen gemacht. Meiner schert sich nicht drum, ob ich leb oder tot bin.«
»Danke«, sagte ich kurz und verließ das Haus. Sam machte sich also Sorgen um mich! Neunzigtausend waren schon einiger Sorgen wert! Nein, jetzt waren's ja schon zweihunderttausend, denn er hatte ja alles eingesteckt! Kein Wunder, daß er gelaufen kam, als Nellie ihn rief. - Ich ging um die Ecke und pfiff einem Taxi, um in sein Büro zu fahren.
Ich schritt an Sams Sekretärin vorbei, ohne zu warten, daß sie mich anmeldete. Ich öffnete die Türe, betrat sein Büro und schloß die Türe hinter mir.
Er war soeben im Begriff, den Telefonhörer niederzulegen, als er aufsah und mich erblickte. Er hielt ihn regunglos in der Luft, während mich seine Augen rasch von Kopf bis Fuß überflogen. »Wo, zum Teufel, bist du gewesen?« brüllte er schließlich los und legte den Hörer auf die Gabel. »Ich war eben im Begriff, dir die Polizei auf den Hals zu hetzen.«
Etwas in seiner Stimme reizte mich maßlos. »Was ist los, Sam?« fragte ich mit rauher Stimme, »hast du mich denn nicht erwartet?« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und trat auf mich zu. Ich fühlte, wie der Boden unter seinen schweren Tritten erzitterte. »Wenn man jemandem neunzigtausend gibt und er taucht nicht auf, wenn er auftauchen soll, dann überleg mal, was du dir denken würdest«, sagte er grob. »Ich hab geglaubt, du bist mit dem Zaster getürmt.«
Wäre nicht ich es gewesen, der die Geschichte in die falsche Kehle gekriegt hatte, dann hätte ich die Art bewundern müssen, wie er die Sache handhabte. Dieser Bursche war wirklich zäh! Vom Kopf bis zu den Zehennägeln. Er fuhr mich rücksichtslos an und fügte zum eklatanten Unrecht noch die Beleidigung. Er war genauso, wie ich zu sein hoffte und wünschte, aber jetzt gestand ich mir ein, daß ich bis dahin noch einen langen Weg zu gehen hatte. Ich starrte ihn an. Mich würde er nicht länger zum Narren halten! Das hatte ich gründlich satt.
»Du weißt, daß ich das nie tun würde, Sam«, sagte ich leise,
»du müßtest mich doch besser
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