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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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am nächsten Morgen erwachte, war mir, als wäre nichts geschehen - als wäre die vergangene Nacht bloß ein Traum gewesen, den der Schlaf weggeschwemmt hatte.
    Ich bürstete mir die Zähne, kämmte mein Haar und summte, während ich mich ankleidete, einen Schlager. Verwundert betrachtete ich mich im Spiegel und stellte erstaunt fest, daß mir nichts anzumerken war. All das, was mit mir geschehen würde -wie sie behauptet hatten -, war bloß eine Lüge gewesen. Meine Augen waren blau und klar, meine Haut schimmerte glatt und rein, und die Schmerzhaftigkeit meiner Lippen war wieder verschwunden. Lächelnd verließ ich mein Zimmer. Niemand würde wissen, was mit mir geschehen war. In der Halle traf ich Mimi, die eben ins Badezimmer ging. »Guten Morgen«, rief ich fröhlich. Sie sah lächelnd auf. »Guten Morgen«, erwiderte sie. »Du hast gestern abend so fest geschlafen, daß du nicht mal gehört hast, wie wir nach Haus gekommen sind.«
    »Ich weiß.« Ich grinste, denn ich hatte das Gefühl, daß unser kleiner Privatkrieg endgültig vorbei war. Rexie folgte mir über die Treppe hinunter.
    »Morgen, Ma«, rief ich, als ich in die Küche trat. »Brötchen für heute?«
    Mama lächelte nachsichtig. »Frag nicht so dumm, Danny.«
    »Okay, Ma«, ich nahm Geld aus dem Glas über dem Spültisch und ging auf die Türe zu. »Komm mit, Rexie!«
    Sie folgte mir schweifwedelnd aus dem Haus, lief an mir vorbei in die Allee und von dort auf die Straße, wo sie sich im Rinnstein niederhockte. Ich sah ihr lächelnd zu. Es war ein wunderbarer Morgen, und es würde ein herrlicher Tag werden. Die Sonne schien, und die Luft war kühl und frisch.
    Rexie begann jetzt den Häuserblock hinunterzulaufen, und ich folgte ihr. Gestern nacht hatte ich bloß einen bösen Traum gehabt. So war's! In Wirklichkeit war es nie geschehen. th atmete tief ein, und als sich meine Lunge mit Luft füllte, war mir's, als müßte mir die Brust zerspringen. »Danny!«
    Ihre weiche, ruhige Stimme ließ mich plötzlich innehalten. Langsam drehte ich mich um und sah zu ihrer Veranda hinauf. Sie stand oben und lachte mich mit durchtriebener Miene an. »Warum bist du gestern abend davongelaufen?« fragte sie beinahe vorwurfsvoll. Ich spürte einen bitteren Geschmack. Es ist also doch wahr. Es ist kein Traum gewesen. Ich konnte nicht entkommen! Ich begann sie zu hassen. Ich spuckte auf den Gehsteig. »Du gemeines Luder!« Sie lächelte noch immer, während sie von der Veranda herunterkam und auf mich zutrat. Ihr Körper spiegelte ihre ganze Sicherheit wieder. Und ihr Gang rief mir in Erinnerung, wie sie gestern abend, an ihrem Fenster stehend, ausgesehen hatte. Jetzt stand sie lächelnd dicht neben mir. »Du hast mich ja doch gern, Danny, kämpf doch nicht dagegen an«, sagte sie in verführerischem Ton. »Ich hab dich lieb.«
    Ich starrte sie eiskalt an. »Ich hasse dich und deine Unverfrorenheit«, sagte ich.
    Sie starrte mich gleichfalls an. Das Lächeln verschwand und wich dem Ausdruck einer ungeheuren Erregung. »Du glaubst, daß du's ernst meinst, aber das ist ein Irrtum«, sagte sie und hob ihre Hände mit einer sonderbaren Gebärde. »Du wirst drüber wegkommen. Und dann kommst du zu mir zurück, weil du mehr davon haben willst!« Ich starrte ihre Hände an. Sie bewegte den Zeigefinger einer Hand kreisförmig in der Handfläche der andern Dann sah ich ihr wieder ins Gesicht, und sie lächelte. Ich wußte, was sie meinte. Sie hatte recht. Ich würde zurückkommen. Ich drehte mich rasch um, rief nach Rexie und lief den Häuserblock hinunter. Aber in Wirklichkeit lief ich dem Hund gar nicht nach. Ich lief vor ihr davon. Gleichzeitig wußte ich aber, daß ich nicht schnell genug laufen konnte, um mein Heranreifen zu verhindern.
    8
    Ich konnte es kaum erwarten, daß die letzte Unterrichtsstunde ein Ende nahm. Mr. Gottkin hatte mir alle Auskünfte gegeben, die Papa verlangt hatte, und ich beschloß, zu ihm ins Geschäft zu fahren, um ihm gleich alles zu erzählen. Papa würde sich darüber freuen; er freut sich immer, wenn ich zu ihm ins Geschäft komme. Ich erinnerte mich, daß mich Papa, als ich noch ein kleiner Bub war, in alle Geschäfte der andern Kaufleute des Häuserblocks schickte, um mit mir anzugeben. Mir machte das viel Spaß, weil alle meinetwegen so viel Aufhebens machten.
    Ich erwischte den Trolleybus an der Ecke der Church und Flatbush Avenue und fuhr stadtwärts. Hierauf stieg ich in den Trolleybus um, der die Stadt durchquert und längs der Sands

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