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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kam er wiegenden Schrittes zu mir herüber. Ich kannte dieses Spiel nur zu gut. Er mußte seinen Worten jetzt den nötigen Nachdruck verleihen. Ich lachte grimmig. Na, der wird ja keine schlechten Überraschungen erleben! Jetzt war mir plötzlich viel leichter. Die Gelegenheit zur Gewalttätigkeit, die sich mir nun bot, linderte den Schmerz in meinem Innern.
    Jetzt stand er dicht vor mir. Neben dem Hund kauernd, sah ich zu ihm auf, während ich noch immer damit beschäftigt war, Rexie durch Streicheln zu beruhigen. »Was hast du gesagt, Kam'rad«, sagte er betont langsam. Ich lächelte dünn. »Du hast schon beim erstenmal richtig verstanden, Kam'rad«, erwiderte ich, indem ich seine Sprechweise nachäffte. Gleichzeitig wollte ich mich erheben. Ich sah seinen Fuß zwar kommen, konnte ihm aber nicht rasch genug ausweichen. Sein Schuh traf mich mitten auf den Mund, und ich fiel rücklings in den Rinnstein. Die Leine rutschte mir aus der Hand. Ich wälzte mich verzweifelt weiter, um sie wieder zu erwischen, sie war aber bereits außer Reichweite. Ich war durch den Stoß ein wenig betäubt ; da hörte ich den Schrei. Ich raffte mich erschrocken auf, der Streit war vergessen. Rexie lief auf der Fahrbahn, mitten im dichtesten Verkehr, und raste im Zickzack wie wahnsinnig hin und her. »Rexie!« schrie ich.
    Sie wandte sich sofort um und begann auf mich zuzulaufen. Plötzlich hörte ich, wie sie hoch und spitz aufjaulte, während sie unter den Rädern eines kleinen Lieferwagens verschwand, der um die Ecke gekommen war, um noch vor dem roten Licht einzubiegen. Ich lief zu ihr hin. Sie schrie noch einmal auf, diesmal aber viel schwächer. Dann lag sie seitlich im Rinnstein, ihre Brust hob sich mühsam, und ihr schönes braunes Fell war mit Blut und Schmutz bedeckt. Ich fiel neben ihr im Rinnstein auf die Knie.
    »Rexie!« rief ich mit erstickter Stimme. Als ich sie aufhob, entrang sich ihr ein leises Stöhnen, beinahe war es ein Seufzer. Ihre Augen waren sanft und schmerzgepeinigt. Ihre Zunge schlüpfte zwischen ihren Lippen hervor und fuhr mir leicht über die Hand, auf der sie eine Blutspur hinterließ.
    Ich hielt ihren heftig zitternden Körper an mich gedrückt. Plötzlich schnappte sie nach Luft, dann war sie ganz still. Ihre Pfoten fielen kraftlos gegen meine Jacke. Das Licht ihrer Augen war erloschen. »Rexie«, rief ich beschwörend. Ich konnte es nicht glauben. Sie war doch so lebendig gewesen, so schön. »Rexie! Mädel!« Ein Mann drängte sich durch die Menge, die sich um mich gesammelt hatte. Sein Gesicht war ganz blaß. »Jesus, Junge, ich habe sie ja nicht mal gesehen!«
    Ich starrte ihn einen Moment an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Ich kann mich auch jetzt an nichts erinnern, außer, daß sein Gesicht sehr blaß war - an sonst nichts. Ich erhob mich, um nach Hause zu gehen, Rexie noch immer in meinen Armen. Die Leute traten stumm zurück. Ich konnte nicht weinen, meine Augen brannten, aber ich konnte nicht weinen.
    Jetzt war ich im Hausflur, jetzt auf der fremden Treppe mit den beklemmenden Gerüchen, und jetzt stand ich vor unserer Türe. Ich stieß sie auf. Mama schrie auf und erhob sich von ihrem Sessel. »Danny! Was ist geschehen?«
    Ich sah sie stumm an. Einen Moment lang konnte ich nicht sprechen. Papa und Mimi kamen herausgelaufen, als sie Mama aufschreien hörten. Jetzt standen sie alle um mich herum und sahen mich an.
    »Sie ist tot«, kam es schließlich von meinen Lippen. Ich erkannte meine eigene Stimme nicht mehr. Sie war heiser und rauh. »Sie ist überfahren worden.«
    Auf dem Boden vor mir stand eine leere Pappschachtel. Ich kniete nieder und legte Rexie sanft hinein. Langsam schloß ich die Klappen über ihr. Dann stand ich wieder auf.
    Mimis Augen standen voll Tränen. »Wwie ist's denn passiert?« Ich beneidete sie um ihre Tränen. Ich wünschte mir, auch weinen zu können, vielleicht würde es dann leichter. Bitterkeit stieg mir bis in die Kehle. »Es ist eben passiert«, sagte ich kurz, »was spielt es jetzt noch für eine Rolle, wie es passiert ist?«
    Ich wusch mir am Spültisch das Blut von den Händen und trocknete mich an einem Küchentuch ab. Dann ergriff ich den Karton und öffnete die Türe.
    Papas Stimme rief mich zurück. »Wohin gehst du?«
    »Sie begraben«, antwortete ich in dumpfem Ton. »Sie kann nicht hierbleiben.«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und sah mir in die Augen. »Es tut mir furchtbar leid, Danny«, sagte er teilnehmend. Seine Augen waren ganz dunkel

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