Besser
und gewickelt und frisch gebadet zu Gesicht bekommt, wohlriechend, satt und bester Laune. Nicht, dass Sven es sich leisten könnte, das weiß ich zufällig genau. Aber wenn die sich einen wie Sven nimmt, hat die offenbar keine ökonomischen Sorgen.
«Hm. Lieber ein kleines Bier.»
«Kommt.» Es sollten nicht alle Menschen Kinder haben dürfen.
«Ich hab auch Durst, Mama. Was essen wir heute?»
«Eine Quiche mit Lauch und Speck. Ist schon im Ofen. Bald fertig.» Dem Pfitzenfotzen-Kind wird ausschließlich Haubenküche serviert werden, wetten.
«Lauch mag ich nicht.»
«Ich weiß. Deshalb habe ich für dich ein kleines Extra-Quichlein mit Spinat gebacken. Und mit Würsteln. Okay?»
«Spinat hab ich nicht mehr so gern.»
«Ach wirklich? Vorgestern mochtest du ihn noch. Tja, tut mir leid.» Das Pfitzendings-Kind wird, das wette ich auch, all die Sachen gerne essen, die andere Kinder ablehnen, zumindest wird’s die Aristotussi behaupten über ihr Edelbaby. Ich find’s bescheuert, dass die ein Kind kriegt. Ich will die nicht in meinem Verein. Ich will nicht ihre Meinung über Kindererziehung hören, übers Stillen, über Schlafenszeiten für Kinder. Ich fand’s gut, kein gemeinsames Thema mit der zu haben. Das ist mein Garten, in dem die jetzt auch herumtrampeln wird. Ich fühle mich überrumpelt.
«Ja! Kann ich jetzt einen Saft?»
«Haben!» Andererseits freu ich mich schon darauf, wie die nach drei Monaten Schlafmangel und Kackiwegputzen aussieht. Doch, das ist eine positive Aussicht. Das wird interessant.
«Haben.»
«Auch Saft!» Von unterm Tisch.
«Ja, du auch.»
Ich stehe auf und hole Becher aus der Lade, den roten für Elena, den blauen für Juri, denn Juri trinkt derzeit ausschließlich aus blauen Bechern. Gib ihm einen roten oder gelben und er dreht durch. Brüllt eine Stunde minimum, ohne Exit. Ich gieße roten Bio-Himbeersirup in die Becher, fülle sie mit Wasser auf und stelle sie auf den Tisch. Elena schnappt sich sofort den richtigen, sie kennt ihren Bruder.
«Da, Juri, der blaue ist für dich.» Bin ich nicht eine gute Mutter. Ich bin sehr gespannt, was Felizitas für eine Mutter wird. Ich weiß nicht … Ich bin nicht immer eine gute Mutter, ganz gewiss nicht. Aber ich weiß, wie schlecht ich nie werden kann.
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Vierzehn
Nachdem mein Vater gestorben war, putzte meine Mutter bei reichen Leuten in Linz. Das war eigentlich alles, was sie zu der Zeit neben dem Trinken konnte oder überhaupt noch tat: bei anderen Leuten aufräumen. Zuhause nicht; nicht zuhause. Es war immer schmutzig bei uns, und im Vorzimmer standen kleine Armeen von Bier-, Wein- und Schnapsflaschen. Wenn man sich irgendwann nicht mehr bewegen konnte, stellte sie sie vor die Haustür, bis die Nachbarn sich beschwerten. Sie sagte, sie habe keine Lust, auch noch zuhause das Dienstmädchen zu spielen, wenn wir ein gesteigertes Bedürfnis nach Sauberkeit hätten, sollten wir selber putzen. Sie putzte nur, wenn Besuch kam, und das geschah, als Vater tot war, nicht mehr oft. Sie räumte selten mal oberflächlich auf und wusch nur regelmäßig unsere Wäsche, die sie uns im Wäschekorb in unser gemeinsames Zimmer stellte. Es waren meistens abgelegte Kleider von den Kindern der Leute, für die sie putzte, und weil es gute und manchmal sogar Markensachen waren, wie wir sie vorher nie bekommen hatten, beschwerten wir uns nicht. Ob wir den Korb ausräumten und die Sachen in den Schrank taten oder nicht, war ihr egal, meistens taten wir’s nicht und nahmen die gewaschenen, ungebügelten Sachen einfach aus dem Korb. Manchmal, wenn sie sehr betrunken und sehr schlecht drauf war, kam sie in unser Zimmer und schrie herum, schimpfte über die Unordnung und schmiss die saubere Wäsche durchs ganze Zimmer. Warf Dinge und trat nach uns. Nach solchen Tagen gab es immer gutes, aufwändiges Essen. Sonst kochte meine Mutter kaum, es gab meistens Brot mit Aufstrich und Aufschnitt aus den Enden von Pikant- und Extrawürsten, Polnischer und Wiener, manchmal Krakauer. Sie sah viel fern, sie sagte, das habe sie sich verdient, nach ihrem Scheißjob, nach all dem Dreck der Reichen, um den sie sich zu kümmern habe. Sie saß auf dem alten Sofa, trank Bier oder Wein aus Teetassen und sah sich alles an, was kam, das war damals nicht viel. Es schien ihr egal zu sein, sie schaute einfach zu. Wenn das Testbild kam, schaltete sie den Fernseher aus und ging mit ihrer Tasse zu Bett. Sie brachte nie Männer mit nach Hause, aber sie kam
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