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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Sieg eins zu eins standen.
    Ein paar Tage zuvor hatte ich in den Abendnachrichten einen Bericht über einen typischen Pelham-Auftritt in Florida gesehen. Drei Viertel der Anwesenden waren Anhänger, während der grölende Rest ihr mit Fäusten drohte und Plakate und Schilder hochhielt. Auf einem Poster war eine räudige Hündin mit überdimensionierten Zitzen zu sehen, deren Kopf durch Pelhams Gesicht ersetzt worden war. Darunter stand in dicken Lettern: Höchste Zeit, dass das Biest endlich eingeschläfert wird.
    »Wie lange wird Pelham in der Stadt bleiben, Shelly?«, fragte ich.
    »Sie will von hier aus die Kampagnen an der Ostküste koordinieren und wird während der nächsten Woche immer mal wieder auftauchen.«
    »Was ist mit dem Secret Service?«
    »Der wird Pelham auf Schritt und Tritt begleiten, während wir uns um alles andere kümmern.«
    »Mit ›wir‹ sind Sie gemeint?«
    »Um ihre Sicherheit muss ich mich nicht kümmern. Ihr steht ein Team von Leibwächtern zur Verfügung, das die Fahrrouten und alles andere kontrolliert.« Er stieß einen Seufzer aus. »Von mir erwartet der Boss, dass ich Ms Pelhams Team erkläre, was das NYPD tut, damit keiner durch die Maschen schlüpft.«
    Ich nickte mitfühlend. Da sich an Pelham die Geister schieden, wurde ein erfahrener Mann gebraucht, der sich mit Drohungen auskannte und wusste, welche man ernst nehmen musste. Die Shelly übertragene Aufgabe war in etwa so, als müsste man mit bloßen Händen eine Jauchegrube ausheben.
    Waltz erhob sich und schnappte sich seinen Hut. »Wie Sie ja mitbekommen haben, habe ich versprochen, Sie mitzubringen. Also, rücken Sie Ihre Krawatte zurecht. Wir haben es eilig.«
    Die Besprechung fand in Pelhams New Yorker Wahlkampfzentrale statt, einem ehemaligen Ladengeschäft unweit der Cooper-Union-Hochschule. An den Wänden hingen – wie nicht anders zu erwarten – Banner, Poster und Fotos von der Kandidatin. An den Schreibtischen saßen Menschen, die mit ernster Miene telefonierten und sich fleißig Notizen machten.
    In einem der hinteren Räume trafen wir uns mit Ronald Banks, einem vierschrötigen, afroamerikanischen Secret-Service-Agenten mit Brille, der die Operation leitete. Meiner Einschätzung nach diente dieses Zimmer als Planungszentrum. Jemand hatte eine detaillierte Karte von New York City an die Wand gepinnt. Gelbe Haftzettel markierten die Bezirke und die Ämter, in denen man sich zur Wahl registrieren lassen konnte. Es gab einen runden Tisch, ein paar Stühle, und auf dem Boden stapelten sich Kartons mit Wahlkampfbroschüren.
    »Hat sie viele Drohungen erhalten?«, fragte Waltz Banks.
    »Die Leute lieben oder hassen sie. Die, die sie hassen, leiden offenbar an Tollwut. Viel Glück, Detective Waltz.«
    Wir drehten die Köpfe, als es vorn laut wurde und die Helfer applaudierten und pfiffen. Entweder verteilte da jemand Geld, oder die Kandidatin war erschienen. Kurz darauf gesellten sich Cynthia Pelham und zwei ihrer Mitarbeiter zu uns. Allem Anschein nach hatte sich die Süßkartoffelkönigin im Lauf ihrer politischen Karriere in ein Anzug tragendes Energiebündel verwandelt. Sie ging in eine Ecke, presste ein Handy gegen das eine Ohr, drückte das andere mit dem Finger zu und sprach so laut, als wäre sie ganz allein.
    »Verdammt, was kümmert es mich, wie viel Geld der Mistkerl hat? Der Typ ist einfach nicht koscher. An dem Tag, an dem wir seine Spende annehmen, wird man den Hurenbock wegen Sodomie oder etwas Vergleichbarem anklagen. Lassen Sie sich was einfallen und verprellen Sie den Kerl. Vielleicht unterstützt er dann ja die Gegenseite …«
    Kaum hatte sie das Handy zugeklappt, klingelte es wieder. Sie nahm den Anruf entgegen und hörte zehn Sekunden lang zu. »Die Antworten lauten: Ja, ja, nein, selbstverständlich ja und Hummersuppe.« Sie schaltete das Handy aus und warf es der Frau an ihrer Seite zu. Die zierliche Blondine mit dem kantigen Kinn und einem Blick, der signalisierte, dass sie sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, verstaute das Handy in der großen Aktentasche der Kandidatin, die gleichzeitig als Handtasche fungierte.
    Aus der jungen und hübschen Süßkartoffelkönigin war eine attraktive Frau geworden. Das braune Haar hatte ein paar graue Strähnen, die Fältchen im Gesicht zeugten von Erfahrung, und sie hatte ein paar Pfund Übergewicht. Der Blick, der im Fernsehen bohrend wirkte, verriet – wenn man ihr gegenüberstand – Neugier. Sie musterte Waltz und mich und kam näher, als

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