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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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gibt es zwei verstümmelte Frauenleichen.«
    Wie würden sie reagieren, wenn ich sie einweihte? Sie würden mich melken, alle Informationen aus mir herausquetschen und mich dann außen vor lassen, von der Ermittlung abziehen. Ich wäre der nützliche, aber wenig vertrauenswürdige Idiot. Mich auf Eis zu legen war klug. An ihrer Stelle würde ich genauso verfahren.
    Waltz’ Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. »Dass Detective Ryder Ridgecliff identifizieren konnte, hat uns eine Menge Arbeit erspart, wofür wir ihm zu Dank verpflichtet sind.«
    Als sich alle im Raum zu mir umdrehten, lief ich rot an. Die Kollegen, Brüder im Geist, nickten mir voller Dankbarkeit zu. Der eine oder andere klatschte sogar. Folger kam zu mir.
    Sag es ihr.
    »Gute Arbeit, Detective. Waltz hat recht. Wir alle hier stehen in Ihrer Schuld.«
    »Hören Sie, Lieutenant, äh, ich möchte Ihnen noch etwas über Ridgecliff sagen. Er ist …«
    Folgers trockene Hand packte meine und drückte sie. »Schade, dass wir einen schlechten Start hatten, aber Sie wissen ja, wie sehr jedes Revier darauf achtet, dass bei ihm kein Fremder wildert, oder? Sie können jetzt getrost nach Hause fahren. In ein, zwei Tagen haben wir Ridgecliff geschnappt und bringen ihn wieder hinter Schloss und Riegel – oder unter die Erde, was mir sogar noch lieber wäre.«
    »Peng!«, rief Bullard. »Problem gelöst.«
    »Ähm, hören Sie, Lieutenant …«
    Aber was, wenn … Was würde sich ändern, wenn … ich den Mund hielt? Wenn ich weiterhin an dem Fall mitarbeitete, war es dann von Nachteil, wenn ich schwieg? Vangie hätte ja erwähnen können, dass Jeremy mein Bruder ist, doch das hatte sie nicht getan. Warum nur?
    »Ja?«, fragte Folger und zog eine dunkle Augenbraue hoch.
    »Wegen Jeremy Ridgecliff … ich gehöre einer Sondereinheit an, die sich mit ungewöhnlichen Fällen befasst, mit psychotischen Tätern, mit Soziopathen. Ich kann Ihnen nützlich sein, auch wenn Sie das momentan nicht so sehen.«
    »In New York gibt es auch geisteskranke Mörder, Ryder. Von daher denke ich, dass das NYPD allein …«
    »Sie haben Ridgecliff sofort erkannt, Detective Ryder«, unterbrach Waltz sie. »Darf ich daraus schließen, dass Sie sich mit dem Verdächtigen beschäftigt haben?«
    Ich bemühte mich, keine Miene zu verziehen und gelassen zu wirken. »Ich habe Gespräche mit Mr Ridgecliff geführt. Eine ganze Reihe, um ehrlich zu sein.«
    Waltz wandte sich an Folger. »Es ist ja nicht nur so, dass Detective Ryder eine Menge über Ridgecliff weiß. Wenn wir einen Verbindungsmann hätten, könnte das auch die Kommunikation mit den zuständigen Polizeibehörden im Süden erleichtern. Vielleicht stellen sie uns einen Profi vor Ort zur Verfügung, der die Mitarbeiter der Klinik verhört.« Waltz richtete den Blick auf mich. »Könnten Sie uns in diesen Punkten behilflich sein, Detective Ryder?«
    Obwohl mein Herz wie ein Presslufthammer klopfte, versuchte ich, ruhig zu antworten. »Ich verfüge über exzellente Kontakte zur Alabama State Police und kann dafür sorgen, dass mein Partner die Leute in der Klinik verhört. Er besitzt ebenfalls große Erfahrungen mit dieser Art von Verbrechen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir …«, begann Folger.
    Waltz klatschte einmal in die Hände, was nicht als Beifall gedacht war, sondern einen Schlusspunkt setzen sollte. »Damit wäre die Sache geklärt und dürfte auch oben gut ankommen. Detective Ryder wird noch ein paar Tage bei uns bleiben. Als Berater, wenn Sie so wollen.«
    Tu das nicht. Sag es ihnen jetzt. Das ist deine letzte Chance.
    Ich musterte eingehend meine Schuhe. Und hielt den Mund.
    Was mache ich da nur?
    Folger machte mit Bullard und Cluff einen schnellen Abgang. Waltz traf sich mit dem Staatsanwalt wegen eines anderen Falles. Ich hatte weiche Knie und warf einen Blick auf meine Uhr: halb elf am Vormittag. New York war Mobile eine Stunde voraus. Mit dem Ärmel wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, atmete tief durch, holte mein Handy heraus und wählte. Zwölfhundert Meilen weiter im Süden nahm mein Partner Harry Nautilus ab.
    »Cars? Mann, was ist denn da los? Bist du etwa immer noch in New York?«
    Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie Harry die Stirn runzelte. Er war ein großer und breiter Schwarzer, der heute vermutlich ein gelbes oder neongrünes Sakko trug. Seine Hose war wahrscheinlich pflaumenfarben oder mauve. Harry hatte ein Faible für Farben, und niemand getraute sich ihm zu sagen, dass die Farben manchmal

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