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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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kaum. Der Raum war in Grün- und Grautönen gehalten, und das durch die Jalousien einfallende Licht verlieh ihm eine angenehm entspannte Atmosphäre.
    »Ich bin’s, Vangie«, ertönte in der Eingangstür eine Stimme. »Kann ich reinkommen?«
    »Nur zu«, meinte Nautilus.
    Der Stimme folgte ein Paar Augen, das so grün war wie das Meer. Die Besucherin mit der schneeweißen Mähne und dem wettergegerbten, sonnengebräunten Gesicht trug Bluejeans und ein T-Shirt mit dem Aufdruck eines hiesigen Fischrestaurants.
    »Wer sind Sie?«, wollte sie wissen.
    Nautilus zeigte ihr seinen Dienstausweis und fühlte sich genötigt, ihr den Grund seines Kommens zu erklären.
    »O mein Gott«, entfuhr es der älteren Dame, deren Miene Bestürzung verriet. Nautilus nahm sie am Arm, führte sie zu der Couch mit dem Blumenmuster und brachte ihr ein Glas Wasser.
    »Stört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte sie und zog eine platt gedrückte Zigarettenschachtel aus der Gesäßtasche. »In der zweiten Schublade neben der Spüle ist ein Aschenbecher. Und ich möchte lieber ein Bier. Im Kühlschrank werden Sie fündig.«
    Nautilus stellte einen Messingaschenbecher und eine Flasche Bass Ale auf den Bestelltisch.
    »Ich vermute mal, Sie kennen Dr. Prowse gut, Ms …?«
    »Helena Pappagallos. Ich wohne seit vierzehn Jahren zwei Häuser weiter. Davor habe ich als Schiffsköchin gearbeitet. Vangie ist seit elf Jahren hier. Wann immer sie ein Wochenende hier verbrachte, haben wir uns gesehen. Ich habe ein Boot. Gelegentlich sind wir zusammen fischen gegangen.«
    »Wie oft? Meine Frage bezieht sich nicht auf das Fischen, sondern darauf, wie oft sie hier war.«
    »Sie versuchte, jedes Wochenende zu kommen. Die Fahrt dauert ja nur drei Stunden, aber wegen ihrer Arbeit schaffte sie es nicht öfter als zwei-, dreimal im Monat. Manchmal nahm sie ein paar Tage frei, doch sie war eine viel beschäftigte Frau. Dies Häuschen hier war so etwas wie ihr Refugium. In der Regel jedenfalls.«
    »In der Regel?«
    Ms Pappagallos drückte ihre Zigarette aus, zündete sich gleich die nächste an, nahm einen langen Zug aus der Flasche und schüttelte den Kopf.
    »Früher hat sie hier gelegentlich Patienten empfangen. Ist aber schon ein paar Jahre her, dass ich einen gesehen habe. Ich wusste immer, dass es Patienten waren, denn sie parkten ihre Autos ein Stück die Straße hinunter und schlichen sich dann hierher, als hätten sie Schiss, entdeckt zu werden. Und sie hängte dann ein BITTE-NICHT-STÖREN-Schild an die Tür. Ich habe sie mal gefragt, wieso sie das macht, wo sie doch hierherkommt, um Abstand von der Arbeit zu bekommen. Da meinte sie, sie würde hier unten in anderen Bahnen denken. Wenn Sie mich fragen, hat sie ihren Job geliebt.«
    Nautilus’ gute Laune verflüchtigte sich. Falls Dr. Prowse hier in letzter Zeit keine Patienten empfangen hatte, fiel ein möglicher Ermittlungsstrang wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
    »Dann kommen jetzt also keine Patienten mehr hierher, Ms Pappagallos?«
    »Ich habe nur gesagt, ich hätte keinen mehr gesehen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich habe zwar nicht mitbekommen, dass jemand gekommen oder gegangen ist, aber jeden Samstagnachmittag hing zwischen eins und drei das Schild an der Tür.«
    »Bitte nicht stören«, meinte Nautilus. »Was darauf hindeutet, dass sie arbeitete.«
    »Analysierte oder so was in der Art. Wenn ich es mir richtig überlege, war sie die letzten drei, vier Monate jedes Wochenende hier unten, was rekordverdächtig ist. In den vergangenen Jahren war das nämlich nicht so.«
    »Und jedes Wochenende hing dieses Schild an der Tür?«
    Ms Pappagallos, die in blauem Nebel saß, nickte. »Immer samstags von eins bis drei. Man konnte die Uhr danach stellen.«
    Nautilus brachte Ms Pappagallos zur Tür. Er musste so schnell wie möglich nach Mobile zurück, Carson anrufen und ihn über den neusten Stand der Dinge in Kenntnis setzen. Nicht dass er viel Handfestes zu berichten hätte. Mit harten Fakten konnte er nicht aufwarten, sondern nur mit viel heißer Luft, aber die wurde immer heißer.
    Er lief ins Arbeitszimmer und holte seine Aktentasche. Als er das Haus verließ, fiel ihm auf, dass er das Arbeitszimmer zwar begutachtet, jedoch nicht hinter der Tür nachgesehen hatte, ob dort ein Kalender oder ein Schwarzes Brett hing. Da lief er noch mal zurück ins Arbeitszimmer und schloss die Tür.
    Am Türblatt war eine Fotografie in Postergröße befestigt, die Nautilus fassungslos anstarrte. Er schloss

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