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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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die Augen und öffnete sie gleich wieder.
    Das Foto war immer noch da.

KAPITEL 17
    Zum Mittagessen fuhr Waltz mit mir zu seinem Lieblingsinder, einem winzigen Restaurant, wo es nach Ingwer, Kardamom, Kreuzkümmel, Nelken und Koriander roch. Wenn ich sterbe, möchte ich, dass mein Körper vor der Einäscherung mit diesen Gewürzen mariniert wird. Dann läuft allen Trauernden das Wasser im Mund zusammen, und niemand vergießt Tränen.
    Der Kellner kam, um die Bestellung aufzunehmen. Ich entschied mich für indischen Rahmkäse mit Spinat und Shelly für Lamm Vindaloo. Wir teilten uns ein Fladenbrot. Nur ein paar Minuten später wurden die wunderbar duftenden Gerichte serviert. Schweigend genossen wir die vorzüglichen Speisen.
    »Shelly, was hat eigentlich die Untersuchung der Haar- und Faserproben ergeben, die an den Tatorten gefunden wurden?«, fragte ich, als die leeren Schalen abgetragen worden waren und wir unser Mangoeis löffelten. »Hat die Spurensicherung die Tests schon durchgeführt?«
    »Das bringt doch nichts. Was soll dabei schon herauskommen?«
    »Dann sind Sie also der Überzeugung, dass Jeremy Ridgecliff unser Täter ist?«
    Waltz runzelte die Stirn. »Sind Sie etwa anderer Meinung?«
    »Nein.«
    »Wenn bei dem Test sowieso nichts rauskommt, warum dann …«
    »Eine Freundin von mir ist Pathologin. Clair Peltier leitet die Mobile Abteilung des Forensischen Instituts von Alabama. Und ihr Ruf ist dem von Dr. Prowse vergleichbar. Sie vertritt die These, dass jedes Ergebnis ein gutes Ergebnis ist.«
    Waltz überlegte kurz und tippte dabei mit dem Zeigefinger an sein Kinn.
    »Weil man, egal zu welchem Ergebnis man kommt, daraus eine Schlussfolgerung ziehen kann?«
    »Bingo. Was halten Sie davon, wenn ich Clair bitte, sich mit den Leuten von der hiesigen Spurensicherung in Verbindung zu setzen? Sie haben garantiert schon von ihr gehört. Auf ihrem Gebiet ist sie eine Koryphäe.«
    Waltz kramte seinen Notizblock heraus und kritzelte etwas aufs Papier. »Na, schaden kann es ja nicht. Sie soll diesen Typen hier anrufen. Ich informiere ihn darüber, dass sie sich bei ihm meldet.«
    Ich nahm den Zettel und steckte ihn ein. Es war keineswegs sicher, dass Clair etwas herausfand, aber manchmal bewirkte sie Wunder. Waltz legte die Stirn in Falten und schien zu grübeln.
    »Haben Sie eine Idee, wieso Ridgecliff von seinem Muster abweicht, was die Auswahl der Opfer betrifft?«
    »Seine Kriterien verschwimmen, was darauf hindeutet, dass er langsam aus den Fugen gerät.«
    »Meinen Sie, er hat es auf Sie abgesehen?«
    »Alles ist für mich möglich, Shelly. Ich bin nur heilfroh, dass Folger sich anhört, was ich zu sagen habe, egal was sie davon hält.«
    »Sie gibt mehr auf Ihre Vermutungen, als sie nach außen hin zugibt.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »So ist es aber, Detective. Vor zwei Tagen habe ich mir erlaubt, Lieutenant Mason, Ihren Vorgesetzten in Mobile, anzurufen, und ihn gebeten, mir ein paar Infos über Ihre PSET-Fälle zu faxen. Er hat mir drei Abschlussberichte geschickt. Bei einem Fall ging es um einen Typen, der seine männlichen Opfer geköpft hat, beim nächsten um eine Sekte, die einen toten Künstler vergötterte, und der dritte hat dem Begriff ›Familiengeheimnisse‹ eine ganz neue Bedeutung verliehen. Die Berichte habe ich an Folger weitergeleitet, und sie war ziemlich beeindruckt.«
    »Weil zwei Idioten wie Harry und ich in der Lage sind, über den Tellerrand zu schauen?«
    »Ihre Erfolge basierten auf Erfahrung und Intuition. Wenn Sie mich fragen, hat Folger ihre Meinung über Sie geändert.«
    Shellys Handy klingelte. Er telefonierte kurz und klappte es dann zu.
    »Was?«
    »Das war Sarah Wensley aus Pelhams Wahlkampfzentrale. Sie haben eine weitere Puppe erhalten. Das Päckchen war wieder an Pelham adressiert. Die neue Puppe passt in die, die sie neulich bekommen haben. Klingt wie ein Countdown.«
    »Hat die Puppe einen Mund?«
    »Nein, er wurde übermalt. Außerdem haben sie noch ein paar neue Schmähbriefe erhalten, die ich mir mal ansehen soll.« Er warf seine Serviette auf den Tisch. »Ridgecliff läuft Amok, und bei Pelhams Gegnern schlagen die Wellen auch immer höher. Ist das Leben nicht wunderbar?«
    *
    Eine Viertelstunde später waren wir in Pelhams Büro. Ms Wensley hatte die Puppe nicht aus dem Karton genommen. Sie lag auf dem Rücken, damit derjenige, der das Päckchen öffnete, als Erstes das mundlose Gesicht sah.
    »Das ist doch gruselig«, wiederholte Ms Wensley, wirbelte auf

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