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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Summe, beispielsweise einer Soko, die wegen eines Entführungsfalles ins Leben gerufen worden war und dafür gesorgt hatte, dass ein Angehöriger heil zurückkehrte. Dass ein einzelner Polizist eine Spende erhielt, kam eher selten vor. Und dass der Spender anonym blieb, war noch ungewöhnlicher.
    »Sie haben Ihren Vorgesetzten doch hoffentlich über die Spende informiert, oder?«
    »Einem frisch gebackenen Detective wird auf einmal eine halbe Million Dollar in den Schoß geworfen? Natürlich habe ich das gemeldet. Man hat mir unterstellt, entweder bei der Mafia oder bei Donald Trump auf der Gehaltsliste zu stehen. Wie sich herausstellte, war der Anwalt, Mr Solomon Epperman, früher eine einflussreiche Persönlichkeit, die auch damals noch etwas bewirken konnte, wenn ihr der Sinn danach stand. Mr Epperman hat mit dem Polizeichef gesprochen und ihm klargemacht, dass der Spender anonym bleiben möchte und an die Summe keine Verpflichtungen geknüpft sind.«
    »Also kein Gönner, der eines Tages auf der Matte steht und Sie unter Druck setzt.«
    »So in der Art: ›Hör mal, Kleine, ich habe dir eine halbe Million gegeben und erwarte, dass du dich um meinen Strafzettel kümmerst‹? Nein, das wird nicht passieren.« Folger schlug mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. »Puh, ich wollte Ihnen doch heißen Sirup mit einem Schuss Tee machen. Damit es Ihrem Magen wieder besser geht.«
    »Der Südstaatengentleman bevorzugt Bier als Heilmittel.«
    »Damit kann ich auch dienen.«
    Sie sprang von der Couch auf, ging in die Küche und rief mir über die Schulter zu: »Das Badezimmer ist gleich den Flur hinunter, falls Sie Ihr Gesicht waschen und kurz den Mund spülen möchten, wozu ich Ihnen dringend raten würde.«
    Ich begab mich in das winzige, vollausgestattete Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf und wartete kurz. Über dem Waschbecken hing ein Medizinschränkchen mit Spiegel. Meine Augen waren rot gerändert, meine Haare völlig verstrubbelt, auf meinem Kinn klebten unappetitliche Reste von dem Erbrochenen.
    Ich ließ das Becken mit heißem Wasser volllaufen und schäumte mir mit Seifenlauge das Gesicht ein. Dann ließ ich das Becken leerlaufen, drehte das kalte Wasser auf und spülte den Seifenschaum ab – meine übliche Waschroutine. Dann öffnete ich bei laufendem Wasser das Medizinschränkchen und begutachtete den Inhalt, der wenig überraschte: Sie hatte freiverkäufliche Schmerzmittel und ein paar verschreibungspflichtige Präparate gegen Sodbrennen und Allergien.
    Keine dreißig Zentimeter von meinem Ohr entfernt klopfte es zweimal mit Nachdruck gegen die Tür. »Ryder!«
    Als ich geschwind das Schränkchen zumachte und das Türchen mit dem magnetischen Schloss zufiel, konnte man das Klicken bestimmt noch eine Straße weiter hören. Im Spiegel sah ich meine betroffene Miene.
    »Ahm … was ist denn, Alice?«
    »In dem Medizinschränkchen gibt es nichts Interessantes zu entdecken, aber irgendwo liegt eine unbenutzte Zahnbürste herum, die Sie gern nehmen können, wenn Sie versprechen, mir eine neue zu besorgen.«
    Ich fühlte mich wie ein ertapptes Kind, und mein Herz schlug schneller. Ich drehte das Wasser ab und wollte schon etwas erwidern, als ich hörte, wie sie wegging. Dankbar suchte ich die Zahnbürste heraus und verwendete reichlich Zahnpasta und Mundspülung.
    Als ich deutlich frischer aus dem Badezimmer kam, machte sie irgendetwas in der Küche. Im hinteren Teil des Flures standen Bücherregale mit ganz unterschiedlichen Titeln, die ich neugierig überflog. Auf den unteren beiden Regalböden, die gut drei Meter Platz boten, standen nur Fachbücher zum Thema Meteorologie. Einen Band zog ich heraus: Die physikalischen Gesetze des Klimawandels. Das schien mir geradewegs die Lektüre zu sein, mit der man sich auf der Uni oder als Doktorand beschäftigte. Ich stellte das Buch zurück und zog das nächste heraus, eine Biographie über einen Carl-Gustav Rosby.
    »Wer ist Rosby?«, fragte ich.
    Sie drehte sich um und sah, dass ich den Wälzer in der Hand hielt. »Er, ähm, war ein Pionier auf dem Feld der Mesosphären-Meteorologie.« Sie kam herüber und versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen, indem sie einen Schluck Wein trank. »Ich beschäftige mich gern mit dem Thema Wetter, auch wenn das ziemlich merkwürdig klingt.«
    Ich nahm ihr die Flasche Sam Adams ab und deutete mit dem Kinn auf die Regale. »Finde ich gar nicht. Ich fische und fahre Kajak im Golf. Wenn ich etwas überhaupt nicht leiden kann, dann

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