Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
Vom Netzwerk:
Samstag.«
    »Wahrscheinlich wollte Vangie nur ungestört ein Nickerchen machen«, meinte ich. »Was gibt es sonst noch?«
    »In Prowse’ Arbeitszimmer hängt an der Tür ein Foto in Postergröße, das man vom Schreibtisch aus betrachten kann, wenn man die Tür schließt.«
    »Und?«
    »Darauf ist ein nackter Mann zu sehen.«
    Trotz des Ernstes der Lage konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. »Das ist doch ihr gutes Recht. Für ihre dreiundsechzig Jahre war Vangie ziemlich jugendlich.«
    »Ahm, Cars, es handelt sich um ein Foto von deinem Bruder.«
    »Wie bitte?«
    »Der nackte Typ ist Jeremy. Er liegt auf einer Decke. Das ist, ähm, ziemlich schräg.«
    »Hör mal, Harry … ich muss los … zu einem Meeting.«
    »Kein Problem. Wir reden später.«
    Ich beendete das Gespräch, wollte das Handy in die Tasche stecken, griff daneben, ließ es fallen und hob es vom Asphalt auf. Vangie hatte ein Aktfoto von Jeremy, das sie beim Arbeiten betrachten konnte. Es hing gegenüber von ihrem Schreibtisch, von wo aus sie ihm in die Augen schauen konnte!
    Bei dem Gedanken, dass Vangie und mein Bruder ein Liebespaar waren und gemeinsame Sache machten, wurde mir speiübel. Spucke sammelte sich in meinem Mund und mir kam die Galle hoch. Ich presste die Hände vors Gesicht und lief zu einem Mülleimer, musste mich jedoch übergeben, bevor ich mein Ziel erreichte. Ein Wagen voller Teenager rauschte vorbei. Die Jugendlichen lachten, riefen, brüllten. Ich lehnte mich an die Straßenlaterne. Der Bürgersteig hob und senkte sich wie bei einer Achterbahnfahrt.

KAPITEL 18
    »Ryder. Sind Sie okay?«, ertönte hinter mir eine Stimme.
    Als ich mich umdrehte, kam Folger auf mich zu. Ihr Wagen stand ein Stück weiter hinten in der Ladezone. Offenbar hatte sie im Vorbeifahren von mir und meinem Zustand Notiz genommen und schnell geparkt, um sich über das Landei lustig zu machen. Ich winkte ab. Ich hatte nicht die geringste Lust, mit irgendjemandem – geschweige denn mit ihr – zu reden.
    »Alles in Ordnung, Lieutenant. Mir geht es gut.«
    Zwei Meter vor mir blieb sie stehen, stemmte die Hände in die Hüften und musterte mich. »Aber sicher. Ist doch ganz normal, dass Menschen, bei denen alles in Ordnung ist, sich auf der Straße übergeben. Haben Sie sich einen hinter die Binde gekippt? Sie scheinen mir recht wackelig auf den Beinen zu sein.«
    »Nein, ich habe nicht getrunken.« Ich tätschelte meinen Bauch. »Vermutlich eine Magenverstimmung.«
    Sie starrte mich an und nickte. »Kommen Sie, wir fahren zu mir nach Hause. Ich wohne ganz in der Nähe. Da ich hundemüde bin, habe ich heute ausnahmsweise mal früher Schluss gemacht. Ich könnte Ihnen eine heiße Tasse Tee servieren. Wird Ihrem Magen guttun. Und ich kann sogar ein paar Löffel Zucker reinrühren. Wenn ich mich recht entsinne, mögt ihr Südstaatler euren Tee doch zuckersüß, oder?«
    »Sie meinen Eistee. Hören Sie, Lieutenant … ich komme schon klar.«
    Ihr Blick wanderte über die Spur, die ich auf dem Bürgersteig hinterlassen hatte, und dann zeigte sie mit dem Finger über ihre Schulter auf den Streifenwagen. »Wenn Sie Ihr Hinterteil nicht in den Wagen schaffen, Ryder, bekommen Sie von mir einen Strafzettel wegen Verschmutzung öffentlicher Anlagen.«
    Sie fuhr in eine Straße im südlichen Teil von Chelsea, das von Reihenhäusern aus Backstein und kleinen Geschäften geprägt war. Am anderen Ende des Blocks gab es eine Kneipe und gegenüber einen Schneider. Folger parkte vor einem der schmalen Brownstone-Häuser, die sich kaum voneinander unterschieden, doch ihres stach heraus. Sie hatte Blumenkästen auf die Fensterbänke gestellt, was dem Haus eine einladende Note verlieh. Man konnte sich durchaus vorstellen, dass seine Besitzer gern im Park spazieren gingen und am Sonntagnachmittag Tee tranken.
    Wir standen auf der Treppe, während sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel suchte.
    »Sie können von Glück sagen, dass ich heute den Wagen genommen habe«, meinte sie.
    »Wie bewegen Sie sich denn sonst fort?«
    »Ich jogge. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich sogar schon zwei Leute verhaftet, einen Taschen- und einen Fahrraddieb. Der Fahrraddieb war so perplex, dass er den Bolzenschneider auf seinen Fuß fallen ließ und sich zwei Zehen brach. Hat mich eine Woche lang hochgradig amüsiert.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Ryder, Sie sehen aus, als würden Sie auch Sport treiben … wenn Sie auf dem Damm sind.«
    »Ich wohne am Wasser und laufe gern am Strand. Außerdem

Weitere Kostenlose Bücher