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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Selbsterkenntnis versetzten ihn in die Lage, zu erkennen, welche Personen unter welchen Geisteskrankheiten litten, und vorauszusehen, wie sie unter bestimmten Umständen reagierten.
    Wieso wollte Vangie, dass mein Bruder einen Geisteskranken fand?, fragte ich mich.
    Weil etwas Unaussprechliches passieren würde, wenn man diesem Irren nicht Einhalt gebot, lautete die Antwort.
    Waltz, der offenbar zum selben Resultat gekommen war, legte seine Hand auf meinen Arm.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, was passieren könnte, Detective Ryder?«
    »Ich denke schon, Shelly.«
    »Was machen wir nun?«

KAPITEL 30
    Jeremy Ridgecliff zog das Klebeband ab und pulte den Waschlappen aus Alice Folgers Mund. Zuerst musste sie würgen, doch dann träufelte er Wasser auf ihre Lippen, das sie dankbar schluckte. Sie lag gefesselt auf einem Bett mit einem roten Samtbaldachin. Er hatte ihr ein Kissen unter den Kopf geschoben. Ridgecliff hatte sie aus der Holzkiste gehoben, was ungeheure Kraft erfordert haben musste. Erstaunlich, über welche Reserven dieser schlaksige Mann verfügte.
    Draußen donnerte und regnete es in einem fort. Erst wenn morgen Nachmittag das heranziehende Hochdruckgebiet das Tief über dem Meer verdrängte, änderte sich das Wetter. Sie wollte wenigstens an einem sonnigen Tag sterben.
    »Müssen Sie auf die Toilette?«, fragte Ridgecliff.
    »Nein, muss ich nicht.«
    »Hunger?«
    Sie schüttelte den Kopf. Letztes Mal hatte er ihr einen Rest Ente in Cognacsoße vorgesetzt. Er hatte ihr an beiden Orten erlaubt, auf die Toilette zu gehen, sie dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen gelassen. Bislang hatte er ihr nicht weh getan.
    Als er ein neues Stück Klebeband abriss, schüttelte sie den Kopf. »Warten Sie … ich kann Ihnen aus dieser unglücklichen Lage heraushelfen, Mr Ridgecliff. Wir haben einen gemeinsamen Freund, einen Detective aus Mobile namens Carson Ryder. Sie haben sich ein paarmal mit ihm in der Klinik unterhalten. Er sagt nur Gutes über Sie und hält Sie für extrem intelligent. Um ehrlich zu sein, er glaubt …«
    »Vögeln Sie mit ihm?«
    »Wie bitte?«
    »Ob Sie mit Ryder vögeln. Jemanden wie Sie findet er bestimmt attraktiv und würde garantiert gern sein Ding in Sie schieben. Also, vögeln Sie mit ihm? Das wäre sehr großherzig von Ihnen.«
    »Ich möchte nicht über mein Privatleben sprechen, Mr Ridgecliff, und schon gar nicht, wo es so viele andere Themen gibt, über die wir …«
    »Ich habe es gehört, ich habe es gehört. Ihre Stimme hat Sie verraten«, sang er wie ein kleiner Schuljunge. »Sie treiben es mit Ryder.«
    »Mr Ridgecliff …«
    »Wie mir zu Ohren gekommen ist, treiben es die Frauen heutzutage, ohne zu zögern, mit jedem und allem. Mit anderen Frauen, Dalmatinern, Kürbissen, Carson Ryder …«
    »Ich möchte Ihnen nichts vormachen, Mr Ridgecliff. Sie stecken in Schwierigkeiten, und es ist durchaus möglich, dass Sie Schaden nehmen …«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich möchte, dass Sie mich als Freundin sehen. Als jemanden, der Ihnen helfen kann, Risiken zu vermeiden …«
    »HÖREN SIE AUF, DIE GUTHERZIGE ZU SPIELEN! ICH HATTE DIESES ERSTSEMESTER-PSYCHO–GEBRABBEL SCHON DRAUF, ALS SIE NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN STECKTEN.«
    Das war die Furcht einflößendste Stimme, die sie jemals gehört hatte. Und dass ein fetter Mann mit Eyeliner und blonder Perücke so redete, machte alles nur noch viel schlimmer. Er erinnerte sie an eine kleine Katze, die das Maul aufriss und die Zähne einer Kobra besaß.
    »Ich bitte … um Nachsicht, Mr Ridgecliff. Ich wollte Sie nicht wütend machen.«
    »APPELLIEREN SIE NICHT AN MEINE NIEDE-REN INSTINKTE.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht, doch das wird mir eine Lehre sein. Bitte entschuldigen Sie.«
    »Entschuldigung angenommen, Miss Alice. Wenn Sie sich benehmen, tue ich Ihnen nichts.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was er gesagt hatte. »Was? Warten Sie. Sie haben nicht die Absicht … mich zu töten?«
    »Nein, das macht nur eine Menge Dreck, und dann bekomme ich meine Kaution für das Haus nicht zurück.«
    »Aber wieso haben Sie mich dann entführt, Mr Ridgecliff?«
    »Um Sie zu beschützen.«
    »Um mich zu beschützen?«, fragte Folger. »Wovor?«
    Er drückte das Klebeband auf ihren Mund, ging weg, machte kehrt und kam dann mit dem Kopf so nah an Folgers Ohr, dass sie seinen warmen, feuchten Atem spürte.
    »Vor meiner Vergangenheit.«
    *
    Am nächsten Morgen traf ich mich mit Waltz drei Blocks vom Polizeirevier entfernt in

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