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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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ist richtig«, bestätigte Pater Bruno. »Die Medaille reinigt ihren Besitzer im Augenblick seines Todes. Sie steht auf einer Stufe mit der Heiligen Jungfrau selbst.«
    »Wie viel kostet es denn?« Le Bon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Die Bedeutung der Buchstaben kennen wir aus einem Manuskript aus dem Jahr 1415. Der Tod, der durch die Medaille ermöglicht wird, gilt unter den Theologen als Heiliger Tod.«
    »Eius in obitu nostro praesentia muniamur. Mögen wir durch seine Anwesenheit in der Stunde unseres Todes stark sein. Eine grundlegende Verbindung zwischen den Gläubigen und ihrem Gott. Der heilige Benedikt lebte in diesem Geist während des späten 6. Jahrhunderts auf dem Monte Cassino in der Nähe Roms. Als er starb, wurde er von einem hellen Licht aufgenommen. Dafür gab es Zeugen. Außerdem sprach er eine Reihe von Flüchen aus.«
    »Flüche?«
    »Exorzismen. Nichts Kompliziertes, nur sehr einfache und direkte Befehle. ›Weiche, Satan!‹, zum Beispiel.«
    »Ein Heiliger Tod«, wiederholte Le Bon. »Reinster Aberglaube. Niemand glaubt doch wirklich ...«
    »Oh doch. Einige Leute glauben daran. In Mexico City gibt es zurzeit mindestens zweiundzwanzig Kirchen und Kapellen, die einer alten aztekischen Gottheit geweiht sind. Mictlantecuhtli ... ich kann das Wort kaum aussprechen, fürchte ich, aber ich weiß, dass sich ein richtiger Kult entwickelt, der dieser Gottheit geweiht ist. Nicht nur in Mexiko, sondern auch im Südwesten der Vereinigten Staaten sowie an einigen Orten in Europa wie auch in der Türkei und in Nordafrika.«
    »Sind das Benediktiner?«
    »Nein ... na ja, so genau wissen wir das nicht. Vermutlich kriminelle Elemente, Drogenhändler, die mit Voodoo oder mit schlechtem Mojo operieren, sie haben verschiedene Namen dafür. Sie wollen Feuer mit Feuer bekämpfen. Magie. Hokuspokus. Katholische Kreise haben sich darauf geeinigt, die Anhänger dieses Kults als Verwirrte zu betrachten. Sie nennen sie La Santisima Muerte, die Göttin des Heiligen Todes. Sie stellen sie als menschliches Skelett dar, das mit seidenen Gewändern bekleidet und mit Schmuck behangen ist, sodass es der Jungfrau Maria ähnelt.«
    »Territoriale Bandenkriege, die sich kirchlicher Reliquien und tief verwurzelter Glaubensformen und wahrscheinlich der Leichtgläubigkeit derer bedienen, die den Opfern nahestehen«, fügte Julia Deblock hinzu.
    »Okay. Aber welche Verbindung besteht zu dem toten Gärtner in Antwerpen heute Morgen, wo keine solche Inschrift gefunden wurde?«
    »Sind Sie sich dessen ganz sicher?«, fragte Pater Bruno.
    »Dann warten Sie doch bitte einen Moment.« Le Bon griff zu seinem Mobiltelefon und rief Jean-Baptiste Simon an, der den Rest des Vormittags im Plantin-Moretus-Museum verbracht hatte, wo er Direktor Edouard Revere befragt und darauf gewartet hatte, dass seine Leute in Erfahrung brachten, ob irgendwelche Gegenstände entwendet worden waren. Die Wächter durchsuchten jeden Raum, jede Nische, jede Ecke und gingen die Landkarten durch, vor allem die des Theatrum. Dort war nichts zu sehen. Nichts war in Unordnung. Bislang war nicht festzustellen, dass irgendetwas fehlte.
    »Haben Sie diese vier Buchstaben auch noch an irgendeiner anderen Stelle gefunden?«, wollte Le Bon von ihm wissen.
    »Nein«, erwiderte Simon. »Und wir haben uns alles genau angesehen.«
    »Bleiben Sie dran, Jean, ich schalte mal den Telefonlautsprecher ein. Hier ist Pater Leopold Bruno, der Onkel meiner Assistentin Julia. Sie hat ihn hierher in mein Büro gebracht, weil er glaubt, etwas über das Verbrechen von vergangener Nacht oder über ein mögliches Motiv zu wissen.
    Pater, am anderen Ende ist Jean-Baptiste Simon. Er ist Stellvertretender Direktor der Interpol Wildlife Division. Er ermittelt in beiden Fällen. Erzählen Sie ihm doch bitte, was Sie wissen.«
    »Es ist mir eine Ehre, Pater«, sagte Simon.
    »Haben Sie sich die persönlichen Dinge des Mannes genau angesehen?«, fragte Bruno.
    »Ein Kollege geht gerade alles durch, während wir uns unterhalten. Gibt es etwas Bestimmtes, worauf er achten soll?«
    »Fragen Sie ihn doch bitte, ob der Mann ein Amulett oder irgendetwas getragen hat, das irgendeinen religiösen Bezug hat.«
    »Er hatte eine Münze, etwa so groß wie ein Centime, sowie ein paar Zwanzig-Euro-Scheine in seinem Portemonnaie. Keinen Ausweis, aber dafür ein oder zwei Fotos, zu denen ich mich äußern kann.«
    »Aber Sie sind sicher, dass es eine Münze war? Sie war nicht etwa oval? Haben Sie die

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