Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
Vom Netzwerk:
Inschrift darauf gelesen?«
    »Nein. Ich kann mich nicht erinnern, dass dort irgendetwas Lesbares gestanden hätte. Aber das lässt sich leicht in Erfahrung bringen. Sämtliche Gegenstände befinden sich zurzeit noch hier im Museum. Lassen Sie mir fünf Minuten Zeit, dann rufe ich Sie zurück.«
    »Wir sind hier und warten, Jean«, sagte Le Bon.
    Jean-Baptiste Simon ging durch einen Flur zu einem Raum, in dem die Kriminaltechniker die Plastikbeutel deponiert hatten, in denen sämtliche gefundenen Gegenstände verpackt waren, inklusive Hythlodaes Portemonnaie. Fabritius Cadiz und Hubert Mans fertigten soeben eine Liste von allen gefundenen Gegenständen an. Später würden sie sämtliche Plastikbeutel ins forensische Labor in der Innenstadt Antwerpens bringen, wo Dr. Krezlach und Le Bon und das gesamte Team des IWS von Westeuropa stationiert waren.
    »Hubert, wo ist diese Münze aus dem Portemonnaie?«
    Hubert fand sie auf Anhieb und reichte sie seinem Chef. Dabei trug er Handschuhe, um mögliche Fingerabdrücke oder sonstige Spuren nicht zu verwischen.
    »Hat mal jemand ein Vergrößerungsglas?«
    Einer der Beamten gab ihm das Gewünschte. Er holte die ovale Münze aus dem Plastikbeutel, hielt sie gegen das Licht und untersuchte sie unter dem Vergrößerungsglas. Der ovale Gegenstand war keine Münze, und er war alt, sodass die Gravur fast vollständig durch die lange Benutzung verschwunden war. Er konnte nur noch einige Fragmente einer Inschrift erkennen: ux ... ra ... ihi lux, num ... co ... t ... x.
    Auf der Rückseite befanden sich winzige Flecken und sonst nichts Lesbares. Wenn es wirklich eine Münze ist, dachte Simon, muss sie mehrere hundert Jahre alt sein. Er könnte Revere fragen, ob er etwas darüber wisse, denn schließlich war für den Museumsdirektor der Umgang mit alten Objekten etwas Alltägliches, aber dann überlegte er sich, dass es vielleicht besser wäre, diese Angelegenheit einstweilen nicht zur Sprache zu bringen.
    Simon holte wieder sein Mobiltelefon hervor und rief Le Bon zurück. Dabei drehte er die seltsame ovale Scheibe zwischen zwei Fingern hin und her.
    »Hören Sie zu, was dort steht ... einen Moment.« Simon bat Hubert Mans, die ovale Münze ins Licht zu halten, während Simon mithilfe des Vergrößerungsglases Pater Bruno die Buchstaben durchgab, die er erkennen konnte.
    Bruno bekreuzigte sich. Das ihi lux war ein eindeutiger Hinweis und bestätigte ihm, was er bereits vermutet hatte. Seine Stimme klang nervös, als er sagte: »Crux sacra sit mihi lux. Numquam draco sit mihi dux!«
    »Was heißt das?«, fragte Simon.
    »Das heilige Kreuz sei mein Licht. Niemals sei der Drache mir Führer.«
    »Ich habe schon Seltsameres gehört«, bekannte Le Bon.
    »Nein, das haben Sie nicht.« Pater Brunos Blick, mit dem er seine Nichte ansah, verriet ihr, dass ihre Intuition richtig gewesen war.
    »Was hat das nun mit irgendetwas in dieser ganzen Affäre zu tun?«, wollte Jean-Baptiste Simon wissen.
    »Er hatte keine Zeit mehr, die Medaille zu ergreifen«, äußerte Bruno eine Vermutung.
    »Was meinen Sie?«, fragte Paul Le Bon.
    »Wenn er diese Medaille an sein Herz hätte drücken können, hätte ihm das vielleicht geholfen.«
    »Geholfen? Geholfen, ihn zu retten? Oder was?«
    »Es ist schwierig, es theologisch zu erklären, aber es ist von enormer Bedeutung.«
    »Ich fürchte, ich tappe schon wieder völlig im Dunkeln«, schloss Simon sich ihm an. »Das Ding ist nicht größer als ein Penny.«
    »Ja. Ich weiß. Trotzdem hätte es ihn retten können.«
    »Nein, Pater. Nicht in diesem Fall. Der Mörder hat eine große Waffe benutzt. Eine Münze, so klein wie ein Penny ...«
    Bruno unterbrach ihn. »Ich meine das, was im Augenblick mit ihm geschieht.«
    »Ja. Natürlich.« Jetzt begriff Simon - es ging wohl um Himmel und Erde und das, was dazwischenlag. Was er nicht verstand, war, was diese vier Buchstaben mit dem Opfer zu tun hatten oder welche Bedeutung sie für ein verschwundenes großes Huftier haben konnten, das möglicherweise einer gefährdeten Art angehörte und höchstwahrscheinlich längst tot war, sowie für einen Gärtner, der sich als ungemein wohlhabend entpuppte und mit absoluter Sicherheit tot war.
    »CSPB bezieht sich auf Crux Sancti Patris Benedicti. Das Kreuz unseres heiligen Vaters Benedikt. Er ist der Patron der Einsiedler und Mönche in ganz Europa, er ist zuständig für Landarbeiter, satanische Versuchungen, Hexenkunst, Gifte und Menschen zum Zeitpunkt ihres Sterbens. Die

Weitere Kostenlose Bücher