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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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Amüsement hielt.
    Hans traf seine Informanten in allen möglichen Nachtclubs in Dubai oder auf Bowlingbahnen, in Discos im Satwa-Vergnügungsviertel im Herzen der Stadt, wo er mit ihnen in geselliger Runde Chai zu trinken pflegte, oder irgendwo am Dubai Creek oder in einem Caféhaus, um mit ihnen eine Sheesha zu rauchen.
    Um einiges verrückter und wilder wurde es, als bei den Angehörigen der Herrscherfamilien von Oman oder des Jemen die Jagdlust erwachte und sie mit ihren Dünenbuggys am Hadschar-Gebirge entlangjagten auf der Suche nach gefährdeten Wildkatzen oder der Säbelantilope oder einem Arabischen Leoparden für ihre privaten Trophäensammlungen.
    Simon hatte bei keinem der Museumsangestellten irgendetwas in Erfahrung bringen können, woraus sich irgendein Motiv hätte konstruieren lassen, weshalb jemand Jacob Hythlodae auf eine derart grausame Art und Weise hatte umbringen wollen.
    Er untersuchte andere Landkarten der Sammlung aus dem späten 16. Jahrhundert sowie verschiedene Dokumente aus dem städtischen Archiv, die sich sowohl auf die Hythlodaes als auch auf die Gillis bezogen. Was überraschte, war, wie sie nach und nach in der Versenkung verschwanden, wenn man bedachte, mit welchem Trara so viele Utopia -Ausgaben im Laufe der Zeit erschienen waren.
    Tatsächlich wurde nirgendwo erwähnt, wo Raphael Hythlodae begraben worden war, als er starb, oder was mit seinen Angehörigen geschehen war. In einem Brief des Malers Hans Holbein, ebenfalls ein Freund von Thomas Morus, wurde er seltsamerweise in Verbindung mit »einem neuen Vogel« erwähnt.
    Simon gab soeben den Umschlag mit dem wertvollen Brief einem Museumsangestellten zurück, als ihn ein Anruf von Dr. Gosha Krezlach erreichte.
    »Ich hatte nicht mit einem solchen Tag wie diesem gerechnet«, scherzte sie. »Manchmal haben wir wochenlang nichts anderes zu tun als zu lesen.«
    »Was ist los?«
    »Chronic Wasting Disease, kurz CWD. Und zwar nicht nur bei einem Reh, sondern auch bei einem Dachs, möglicherweise auch bei einem Hund.«
    »Das ist ein schlechter Scherz.«
    »Es heißt, der Erreger sei ziemlich schnell zwischen den Arten hin und her gesprungen, obgleich die Weltgesundheitsorganisation wie üblich nichts Derartiges hat verlauten lassen. Aber die örtlichen Behörden haben den Erreger zu zwei Rehen in der Nähe Ihrer Heimatstadt Dijon zurückverfolgen können. Ich wurde gebeten, dorthin zu reisen, mich über die Lage zu informieren und einige Blutproben einzusammeln. Sie sind personell unterbesetzt. Das scheint heutzutage der Normalzustand zu sein. Was immer es ist, es verbreitet sich rasend schnell in alle Richtungen. Ich wollte Ihnen auf diesem Weg nur mitteilen, dass Ihr Fall warten muss, bis ich wieder zurück bin. Es tut mir aufrichtig leid.«

 
    KAPITEL 15
     
    E yos war sicherlich kein gewöhnlicher Falke, wie man ihn überall antreffen kann. Wie der Name andeutete - zumindest für jeden, der etwas von Falknerei versteht —, wurde er wahrscheinlich irgendwo in Grönland oder Island als Küken aus einem Nest entnommen und von Hand aufgezogen. Als Gerfalke gehörte er zur größten Falkenart und war grau bis grau-braun. Die oberen Schwingenfedern waren dunkel, während die unteren weiß gefärbt waren, speziell die Spitzen der Hauptfedern. Im Gegensatz zu den anderen Vertretern seiner Art - dem Rotfußfalken, dem Zwergfalken, dem Merlin und dem Eleonorenfalken - war Eyos geradezu riesig. Er hatte seinen Körper perfekt unter Kontrolle und bewegte sich voller Eleganz, wie Martin Olivier beobachten konnte, während er unbehaglich etwa fünfzehn Meter unter dem in der Luft stehenden Raubvogel auf dem vorgeschriebenen Punkt stand.
    Das sieben Kilogramm schwere Tier ließ sich wie ein Stein in die Tiefe stürzen, fing sich mit den Schwingen ab, stieg wieder auf und landete würdevoll auf Martins durch einen Handschuh geschützter Hand. Es trug zwei winzige goldene Glöckchen. An seiner rechten Klaue war mit einer Schnur ein Stück Papier befestigt, das Martin behutsam losmachte. Sie blickten einander an.
    »Hallo«, brachte Martin mit Mühe hervor.
    Der Vogel musterte ihn eindringlich und schüttelte einmal den Kopf, wobei kalte Wassertropfen von den Schwingen in Martins Gesicht spritzten. Er hob die rechte Hand, um die Halsfedern zu streicheln. Der Vogel ließ es zu. Dann hob Martin den rechten Arm in der Hoffnung, dass der Falke die Geste richtig deutete und wieder startete. Er tat es nicht.
    Martins Arm spürte das Gewicht. Was soll

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