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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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drogengeschwängerter Tanzflächentheatralik und wer weiß was sonst noch eingelassen zu werden. Dieses Gebäude war ideal, um die Geräusche der Vorgänge zwanzig Meter höher in einem nach hinten heraus liegenden Appartement zu ersticken, in dem Berndt mit einer Gruppe von Söldnern, die er noch nie gesehen hatte und von denen er lediglich ihre Vornamen kannte, Kriegsrat hielt.
    Er betrachtete die sechs Männer, die Raoul mit an Bord geholt hatte, alle angeblich seine vertrauenswürdigen Wildererkomplizen bei zurückliegenden Operationen überall auf der Welt.
    Raoul selbst war jedoch noch nicht eingetroffen, und Berndt begann zu vermuten, dass es ein Problem gab.
    »Schau mal draußen nach«, sagte er leise zu de Bar, der sofort die Treppe hinunterstieg. In diesem Moment vibrierte Berndts Mobiltelefon, und er meldete sich.
    »Ja, was ist?«
    »Ich brauche noch etwa zwanzig Minuten. Es gibt eine geringfügige Änderung der Pläne.« Es war Raoul.
    »Red weiter.«
    »Hast du schon die Nachrichten gesehen?«
    »Nein.«
    »Alles ist voll von dieser neuen Tierseuche. Etwas Schlimmeres als die Vogelgrippe. Sie sprechen es nicht offen aus, aber Burgund wird von ärztlichem Personal und Polizei regelrecht abgeriegelt. Daraus ergeben sich einige Schwierigkeiten.«
    »Dann warten wir«, sagte Berndt. »Einen Monat, zwei Monate.«
    »Nein, wir können nicht warten«, fuhr Raoul fort, während er sich der Pont de Bercy näherte. Er hatte die Fernsehnachrichten vor einer Stunde in einer Bar verfolgt. »Die Polizei durchkämmt die gesamte Region. Sie könnte auf Jimmys Wagen stoßen. Oder auf etwas viel Schlimmeres. Und dann ist die Beute einfach weg. Wir müssen morgen anfangen.«
     
    Zur gleichen Zeit druckten die regionalen Zeitungen in Dijon Nachrichten, die innerhalb weniger Stunden auf jeder Türschwelle liegen würden und Schlagzeilen hatten wie »Tierseuche greift um sich« oder unter der Überschrift »Schafspest und Ziegenwahnsinn« eine Katastrophe meldeten.
    Auf jeder Türschwelle außer auf der von James Olivier. Er hatte keine Türschwelle. Er erhielt keine Zeitung, keine irgendwie geartete Lieferung - weshalb er mitten in der Nacht eine Panikattacke hatte, als der alte Summer der äußeren Mauer Alarm schlug.
    Martin konnte in seinem Zimmer die Unruhe draußen im Halbschlaf hören. Als Lance das schwere Eisentor erreichte, hatte Martin sein Bett verlassen und hielt Ausschau nach einem soliden Gegenstand, den er im Notfall als Waffe benutzen könnte ...
    »James?«
    »Was ist los, Lance?«, rief James.
    »Ich bin's, Edouard«, erklang eine zittrige Stimme im Sturm.

 
    KAPITEL 30
     
    M argaret Olivier hatte einen leichten Schlaf und erwachte bereits beim ersten Klingeln des Telefons. Nachdem sie etwa drei Minuten mit ihrem Mann gesprochen hatte, legte sie den Telefonhörer auf. Er hatte sich bewusst kurz gefasst, weil er meinte, dass sie möglicherweise belauscht würden.
    Ein Penny für deinen Gedanken ... Ankunft bei der Anzahl von Buchstaben des Namens eines bestimmten Esels ...
    Martin begann zu begreifen.
    Obgleich es noch keine vier Uhr morgens war, arbeitete Margarets Gehirn auf Hochtouren. Engelbert von Nassau. Das konnte nicht sein ...
    Und die Hinweise, die ihrem Mann so unähnlich und alles andere als konventionell waren. Einen Penny für meinen pensée? Penny? Dime? Di ... Dijon Flughafen. Nein. Er sagte Penny ... Geld? Hm, coin, das englische Wort für »Münze«? Cointrin! Natürlich. Der internationale Flughafen Genf, wo sie sich vor vielen Jahren nach einer für Margaret erfolgreichen Auktion von Christie's in einem Fünf-Sterne-Hotel leidenschaftlich geliebt hatten. Sie hatten von dort einen wunderbaren Blick auf den See gehabt.
    »Ich liebe dich«, hatte Martin ständig wiederholt. »Ich bin eine Regenbogenforelle ... ein schwarzer Schwan, der in stillen Gewässern taucht«, murmelte er scherzhaft unter den Baumwollbettlaken. So völlig losgelöst und unbeschwert, frei von all den Jahren formeller Selbstbeschränkung, englischer Steifheit, idiotischer Zurückhaltung. Und er war neben ihr eingeschlafen, friedlich zusammengerollt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich seitdem sehr oft geliebt hatten. Und das war noch großzügig ausgedrückt, dachte sie. Ihr geschäftiges Leben hatte schon bald die Leichtigkeit ihrer anfänglichen Verliebtheit beherrscht. Alles schien sich gegen ihre Romanze verschworen zu haben.
    Neun Buchstaben. Neun Uhr morgens. Sie ging ins Internet. Es gab nur

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