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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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nicht auf Lateinisch.«
    »›Dir, der du seinen Namen trägst, wird hoher Lohn zuteil.‹«

 
    KAPITEL 33
     
    I n weitem Abstand zueinander rollten drei vorgebliche Kurierfahrzeuge - ein französischer Postwagen, ein alter Minibus, ein Bäckereilieferwagen - und mehrere SUVs im verregneten nächtlichen Paris auf verschiedenen Straßen in Richtung der Portes d'Orleans, Dorée, d'Italie und de Choisy. Raoul saß im führenden Postwagen, und Berndt bildete im Bäckereilieferwagen die Nachhut. De Bar saß mit dem Anführer der Truppe in dem Minibus, während die anderen sich auf die verschiedenen ungewaschenen SUVs verteilten. Sie verständigten sich untereinander mittels Blackberrys.
    Beladen waren die Fahrzeuge mit einem Arsenal von Fangnetzen, Käfigen, Betäubungsgewehren, Seilen, Fanghaken und anderem Gerät, das ausreichte, um etwa zwanzig kleine Säugetiere, fünfzig Vögel, weitere fünfzig Amphibien und Reptilien und mindestens zwei große Wildtiere einzufangen und abzutransportieren. Falls irgendetwas schiefgehen sollte, hatten sie genügend Schusswaffen zur Verfügung, um sich gegen einen Massenansturm in Panik geratener Großtiere oder Schlimmeres zu verteidigen. Ihre geballte Feuerkraft reichte aus, um die Mauer zu überwinden. Handgranaten, große Drahtschneider, Gummistiefel und -handschuhe, Wassergewehre zum Lahmlegen elektrischer Stolperdrähte, spezielle Infrarot-Helme mit computergesteuerten Wärmedetektoren, Walkie-Talkies und mehrere schultergestützte Raketenwerfer gaben ihnen die Gewissheit, dass sogar ein SWAT-Team nur geringe Chancen hätte, sie aufzuhalten.
    Sie hatten Wassersäcke für Amphibien und Kühlkompressen, um traumatisierte Tiere am Leben zu erhalten. Außerdem waren die SUVs mit kleinen Spezialkühlbehältern, ausgepolsterten Kisten unterschiedlicher Größe und verschiedenen Injektionsspritzen beladen, um gefangene Säugetiere Schritt für Schritt aus ihrem Betäubungszustand zu wecken, ohne ihnen einen Schock zu versetzen. Die Männer waren nicht an Tatzen, Fellen oder Federn interessiert. Sie wollten keine Trophäen. Wenn die Tiere nicht am Leben blieben, waren sie wertlos.
    Raoul würde in der Nähe des Châteaus für Feuerschutz sorgen, während Berndt die Deckung des acht Kilometer langen nordwestlichen Zipfels des Anwesens übernehmen würde. De Bar und die sechs Operationseinheiten - Einheit 1, 2, 3, 4, 5 und 6, wie sie als Bezeichnung festgelegt hatten - würden durch einen abgelegenen Teil der Mauer, die sie aufsprengen würden, auf das Gelände dringen. Sie würden dann in drei Gruppen von jeweils zwei Einheiten, hintereinander gestaffelt, in den Wald eindringen: zwei vorn, zwei in der Mitte und zwei als Nachhut. Die meisten von ihnen hatten sich zwei Jahre zuvor in Botswana und in mehreren der dreizehn Nationalparks in Gabun acht Monate davor bedient und die gefangenen Tiere nach draußen zu den wartenden Transportfahrzeugen geschafft. Dabei war die Grubenotter eingegangen. Alle anderen Tierfangoperationen waren erfolgreich verlaufen.
    Sie würden nur so weit wie nötig in das Gebiet vordringen, um die Tiere auf ihrer Liste aufzustöbern, mit Netzen einzufangen, transportfertig zu machen und nach draußen zu bringen.
    Sie hatten eine Wunschliste von Abdul, die ziemlich ausgefallen war. Und sie hatten von Raoul die Anweisungen erhalten, praktisch alles zu fangen, das transportfähig und noch nie in freier Wildbahn gesichtet worden war. Er war sich seines Erfolges völlig sicher. Gegenwehr war kein Thema mehr - zwei alte Männer, die seiner Meinung nach hier nichts zu suchen hatten, und ein einziger erfahrener Jäger.
    Und einer dieser Männer war beim letzten Überfall wahrscheinlich getötet oder ganz sicher schwer verwundet worden.
    Der Regen war fast so etwas wie eine Garantie für einen Erfolg. An neun Tagen, die das Gelände beobachtet worden war, hatte es siebenundneunzig Prozent der Zeit geregnet. Die Wolkendecke reichte bis auf dreißig Meter herunter, und die Sicht lag bei höchstens zwanzig Metern.
    Da die Angehörigen der Gruppe auf zusammengerechnet hundert Jahre Praxis als Wilderer zurückblicken konnten, in denen sie über eintausendvierhundert exotische Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien zusammengetragen hatten, waren sie bestens darauf vorbereitet, die Art von schnellen Bewertungen vorzunehmen, die in ihrem Gewerbe nötig waren.
    Auf jeden Fall, dachte Raoul, während er durch den spärlichen Nachtverkehr von Paris kurvte, brauchte er sich

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