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Bestiarium

Bestiarium

Titel: Bestiarium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tobias
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Beethovens Wohnung im hinteren Flurbereich noch ein zusätzliches Zimmer mit einer Toilette gehört, die jetzt nur noch vom Wartungsdienst benutzt wurde. Allen anderen außer dem autistischen Kind unbekannt, war dahinten tatsächlich etwas.
    »Sie können es sich gerne ansehen«, sagte die Frau und geleitete sie zu einer schmalen Tür, die nicht verriegelt war. »Mindestens ein Dutzend Leute haben dort nach irgendwelchen Dingen gesucht, die sie Beethoven hätten zuordnen können, und das nur in den zwei Jahren, die meine Tochter und ich hier wohnen. Übrigens gelangen Sie durch die hintere Tür hinaus, aber nicht wieder hinein.«

 
    KAPITEL 50
     
    M artin ging voraus, wobei sich bei ihm die Überzeugung verfestigte, dass sie das Château niemals hätten verlassen sollen. Margaret war überzeugt, dass eine einflussreiche Persönlichkeit in der Hofburg unter widrigsten Umständen eine blitzartige Entscheidung getroffen hatte, weil sie intuitiv davon ausgegangen war, dass Beethoven in der Geschichte des Châteaus ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt hatte. Diese Person musste es gewusst haben. Sie kannte offenbar das Geheimnis. Es gab wohl ein Versteck, mit dem niemand gerechnet hätte, und diese Person hatte entschieden, das Buch vor den Nazis zu schützen, indem sie es dort deponierte. Hitler traf Vorbereitungen, Europa auszuplündern, aber er konnte natürlich Österreich nicht schaden, jedenfalls nicht ernsthaft. Er war schließlich selbst Österreicher.
    Eine andere Theorie, die Martin nun äußerte, lief darauf hinaus, dass ein paar Milliardäre und die ihnen einst treu ergebenen Ritter das verdammte Buch in einer Höhle, auf einem Baum, in irgendeinem Banktresor in Zürich oder vielleicht sogar in der Bibliothek des Châteaus versteckt hatten. Das erschien viel naheliegender.
    Während er und Margaret sich durch den nur schwach beleuchteten Gang tasteten, kam eine dritte Person auf sie zu. Es war das kleine Mädchen, das auf seltsame Art und Weise von diesem seltsamen englischen Ehepaar angetan war. Das Mädchen wusste etwas, das noch nicht einmal seine Mutter kannte. Es lag wohl an Margaret, die eine Aura besaß, die nur ein solches Kind wahrnehmen konnte.
    Das Mädchen reckte vier Finger in die Höhe.
    »Vier?«, fragte Margaret. »Was meinst du damit?«
    »Vier ist vier«, sagte Martin ungeduldig. »Was meinst du mit vier?«, sagte er völlig ratlos zu dem Mädchen. Margaret sah ihn verzweifelt an. Das kleine Mädchen streckte die Hand aus, Margaret ergriff sie, und das Mädchen führte sie.
    Sie bewegten sich unter Heizungsrohren aus Plastik und zwischen kalkverkrusteten und tropfenden Wasserleitungen hindurch, auf denen stümperhaft verlegte Stromkabel entlangliefen.
    Sie gelangten zu einem niedrigen Kellerverlies, das nur einer einzigen Person Platz bot.
    »Martin, dein Feuerzeug, bitte.«
    Er holte das Tiffany-Schmuckstück, in das sein Name eingraviert war, hervor und reichte es seiner Frau. Margaret bückte sich und starrte in die Dunkelheit.
    Sie ließ die Flamme in dem winzigen Abstellraum aufflackern. Ein Regal in der Ecke verdeckte zur Hälfte eine weitere dunkle Nische.
    »Soll ich es wagen?«, fragte sie halblaut.
    »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber sei vorsichtig.«
    Das kleine Mädchen, das nicht älter sein konnte als höchstens acht Jahre, zierliche acht Jahre, nickte bestätigend.
    Margaret schob sich vorwärts. Das Feuerzeug erlosch. Sie schüttelte es, versuchte mehrmals erfolglos, es wieder anzuzünden. Dann geschah es. Die Flamme zuckte hoch, und direkt vor ihr befand sich eine Steinmauer. Sie hatte keinen Platz mehr, um sich zu bewegen. Endstation.
    »Es ist schrecklich. Ich kann kaum atmen!«, klagte sie.
    »Komm raus!«, rief Martin. »Hier steigt Dampf auf!«
     
    Draußen im Flur im ersten Stock wurde Simon, der die Minuten gezählt hatte, allmählich misstrauisch. Er klopfte an die Tür. Die Amerikanerin öffnete sofort, da sie ihre Tochter und das seltsame Paar erwartete.
    »Ja?«, sagte sie erschrocken, nachdem sie die Tür weit geöffnet hatte, um gleich darauf zu versuchen, sie wieder zu schließen, als sie das fremde Gesicht gewahrte.
    »Ich suche meine Freunde«, erklärte Simon in perfektem Englisch.
    Die Amerikanerin fing die Schwingungen auf und erahnte eine versteckte Pistole, die Simon stets bei sich trug. Er wusste, dass sie die Wölbung unter seiner Jacke entdeckt hatte. Er war einfach zu sorglos.
    »Sie sind vor fünf Minuten gegangen.«
    »Durchs Fenster?«,

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