Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)
Spielfilmen, bei denen der Held innerhalb von 90 Minuten 150 Menschen umbringt. Diese Gewaltfantasien ziehen sich in der Regel wie ein roter Faden in jenen Altersbereich, wo der Körper durch die hormonelle Überschwemmung die ersten körperlichen Erregungen verspürt und der junge Knabe beginnt, sich mit Sexualität zu beschäftigen. Nun verbinden sich aber die Gewaltfantasien mit normaler Sexualität und das ist die Basis für jedes Sexualverbrechen. Macht, Dominanz und Kontrolle in Verbindung mit sexuellen Handlungen ist der Ausgangspunkt, bei dem die Täter zunächst beginnen, andere Mädchen und Frauen anzustoßen, niederzuschlagen, zu verletzen, um in weiterer Folge ihre Dominanz und Kontrolle dadurch auszuleben, dass sie die Opfer für längere Zeit behalten, ihre Bewegungsfreiheit einschränken, körperliche oder verbale Fesseln anlegen, um ihre Kontrolle und Dominanz zum Ausdruck zu bringen. Eine Vergewaltigung ist eine sexuelle Handlung, die ein nicht sexuelles Bedürfnis befriedigt. Erniedrigung, Demütigung, Macht und Kontrolle sind die Bedürfnisse des Täters. Unter bestimmten ungünstigen Voraussetzungen sind die Fantasien der Täter aber schon so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr die Macht und Kontrolle allein über das Behalten, Binden und Verletzen der Opfer ist, welches die Täter befriedigt, sondern dass es auch bis in die Fantasie der Tötungshandlung hineingeht. Und unsere Fantasie ist bekanntermaßen grenzenlos. Gewaltfantasien sind es noch mehr. Hier beginnt nun die eigentliche vergleichende Arbeit der Kriminalpsychologie, indem wir uns das Verhalten, was wir in Bern festgestellt haben, nämlich das wahllose Niederstechen von scheinbar wildfremden Frauen, von jenen erklären lassen, die das bereits getan haben; indem wir deren Erkenntnisse und deren Biografien zur Verfügung stellen, denn ähnlich gelagertes Verhalten resultiert aus ähnlich gelagerten Persönlichkeiten.
34.
Jens* ist ein intelligenter junger Mann mit abgeschlossenem Studium, der bereits sehr früh begonnen hat, Frauen nachzugehen und in weiterer Folge nachzufahren, oft über Stunden. Seine Fantasie bestand darin, das richtige Opfer auszuwählen, dem Opfer bis zur Hauseingangstüre zu folgen und zum richtigen Zeitpunkt mit einem mitgebrachten Messer auf es einzustechen.
Aber wir lernen seine Gedankenwelt vielleicht am besten dadurch kennen, dass wir ihn selbst sprechen lassen.
Müller: „Jens, wir haben uns das letzte Mal etwa vor zwei Jahren hier getroffen und damals wie heute ist es darum gegangen, bestimmte Informationen über einen Vorfall zu diskutieren, in den du involviert warst. Ist es möglich, vielleicht kurz zusammenzufassen, warum du jetzt hier bist?“
Jens: „Ich habe mehrere Frauen angegriffen, mit einem Messer beziehungsweise einem Schlaggegenstand. Ich habe mehrere Frauen verletzt und das hat sich über einen Zeitraum von circa zehn Jahren ereignet.“
Müller: „Vorweg, für mein Verständnis: Es ist aber nicht so, dass 1993, wo der erste Vorfall war, auch jener Tag war, wo man eigentlich die Ursache annehmen könnte. Wahrscheinlich ist davor schon etwas gewesen, sei es in Gedanken, in den Fantasien, was dich immer wieder beschäftigt hat.“
Jens: „Ja, in meinen Fantasien. Also, dass ich Gewaltfantasien gegen Frauen habe, das hat etwa mit 16 angefangen. Es ist ein Bild, wo zwei mir optisch bekannte Frauen in diesen Fantasien eine Rolle spielen, die gefesselt an den Armen im Wald am Baum sind, wo ich mit einem Messer über ihre Körper darüber herziehe, ja, so ein Machtspiel.“
Müller: „Schon in dieser ersten Fantasie mit Verletzungsfantasien oder lediglich das Ziehen des Messers über den Körper?“
Jens: „Dort nur das Ziehen des Messers.“
Müller: „Würdest du sagen, dass das Optische dieser beiden Frauen der Ursprung war, was dich dazu veranlasst hat, mit diesen Fantasien zu beginnen?“
Jens: „Ich muss dazu sagen, dass eine dieser Frauen oder Mädchen mir optisch gefallen hat. Die andere war für mich … ja, es hat keinen Reiz ausgeübt. Sie war eher ein Stück weit abstoßend. Diese Fantasien haben sich dann entwickelt, zunächst gegenüber jener Frau, die ich ein Stück weit abstoßend fand. Gleichzeitig aber auch zu jener, die ich optisch anziehend fand. Ihr gegenüber waren angenehme Fantasien vorhanden. Gewaltfreie Fantasien.“
Müller: „Sexuelle Fantasien?“
Jens: „Ja, sexuelle Fantasien. Nur, diese beiden Fantasien haben sich dann zusammen vermischt.
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