Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)
Ich habe diese beiden Frauen auch nie persönlich angesprochen, nie irgendeinen Kontakt zu ihnen gehabt.“
Müller: „Aber du bist mit ihnen in die Schule gegangen?“
Jens: „Nicht direkt. Auf dem Schulweg im Bus, wir fuhren mit dem gleichen Bus dorthin, aber einen persönlichen Kontakt gab es nicht.“
Müller: „War das wirklich der Beginn von Gewaltfantasien oder hat es davor schon Fantasien gegeben, die in Richtung Gewalt gegangen sind?“
Jens: „Es gab davor schon Fantasien, aber das habe ich das letzte Mal, als wir uns getroffen haben, nicht erwähnt, und zwar waren es Gewaltfantasien gegen eine Lehrerin. Das war etwa ein bis zwei Jahre vorher. Dort haben sich die Gewaltfantasien so abgespielt, dass ich diese Frau in ein Brennnesselfeld hineinwerfe, dass sie mit einem Fahrrad unterwegs ist und dass ich sie davon herunterstoße. Das waren die ersten Gewaltfantasien überhaupt.“
Müller: „Lässt sich das zeitlich in deinem Alter einordnen?“
Jens: „Ja. Da war ich 13 oder 14.“
Müller: „Wie könnte man den Gefühlszustand von dir selbst in diesem Bereich beschreiben?“
Jens: „Ja, ich würde mich schon eher als klein sehen. Damals war ich sehr zurückhaltend, auch was jetzt meinen verbalen Ausdrucksstil angeht. Da waren diese Frauen, jene, die ein Stück weit wortgewaltiger waren.“
Müller: „Nun kennen wir beide uns schon seit längerer Zeit. Mein subjektiver Eindruck ist, dass du ein sehr einnehmender, andererseits offener, intelligenter und auch kommunikativer Mensch bist. Ist der Eindruck falsch oder wie war es damals mit 16 oder 17?“
Jens: „Also ich war, wenn ich das so rückblickend betrachte, gegenüber heute sehr zurückhaltend, verängstigt. Ich bin sicher nicht derjenige gewesen, der den ersten Schritt getan hat, auf die Leute zuzugehen.“
Müller: „Kommen wir noch einmal zurück zu diesen Gewaltfantasien, die dann irgendwann einen sexuellen Charakter erreicht haben. Eine Szene, zwei Frauen am Baum, Messer über den Körper ziehen. Haben sich diese Fantasien dann gesteigert?“
Jens: „Ja, die haben sich im Laufe der Jahre gesteigert.“
Müller: „Wenn du sagst: Jahre, wir reden von deinem 16. Lebensjahr. Wie lange haben sie sich gesteigert, bis du begonnen hast, die Fantasien in die Realität umzusetzen?“
Jens: „Wir reden von einem Zeitraum bis heute, von circa 15 Jahren.“
Müller: „Würdest du sagen und man würde es ein bisschen plastisch ausdrücken, dass es so etwas wie eine Kernfantasie gegeben hat, die sich dann verästelt hat wie ein Baum oder ein Strauch? Gibt es ein Thema, das immer wieder vorkommt?“
Jens: „Ja, das ist, die Frauen anzugreifen, mit dem Messer zu bedrohen, mit dem Messer zu verletzen, bis hin zu den Fantasien, dass es auch auf Tötung hinausgeht.“
Müller: „Von welchem Zeitraum reden wir vom Auftauchen der Fantasie bis zur Umsetzung?“
Jens: „Von circa sechs Jahren.“
Müller: „Hat es in diesen sechs Jahren bereits irgendwelche Tötungsfantasien gegeben, wo du begonnen hast, den Frauen nachzufahren?“
Jens: „Nein, also nicht direkt Tötungsfantasien. In den ersten Jahren war die Fantasie so, dass ich noch nicht zugestochen habe, aber dann … und wenn man sagen würde, das Zustechen allein ist schon eine Tötungsfantasie, dann sicherlich.“
Müller: „Gingen die Tötungsfantasien so weit, dass in der Fantasie der Tod eintreten muss?“
Jens: „Nein, das hat in den ersten Jahren keine Rolle gespielt. Ich muss dazu sagen, zu diesem Zustechen: Es war nicht der Arm oder das Bein, es war eher der Torso, der Oberkörper, und wenn man es genauer betrachtet, kann das schon eine Tötungsfantasie sein, denn allein ein Stich kann zur Tötung führen.“
Müller: „Bei deinem ersten Delikt hast du eine Frau in einem Auto bedroht. Du wolltest, dass sie sich auf den Beifahrersitz hinübersetzt. Was war eigentlich der Plan der ganzen Sache?“
Jens: „Es war so eine Art Entführung. Ich wollte, dass sie sich auf den Beifahrersitz bewegt. Ich hatte es ihr nicht gesagt, es war eher so eine Bewegung mit meinem Kopf, dass sie hinüberrückt. Dann habe ich sie ein Stück weiter in das Auto hineingedrückt. Meine Gedanken waren, dass ich mit dem Auto einen Parkplatz verlassen wollte. Ich wollte in meinen Gedanken die Frau woanders hinbringen.“
Müller: „Wie weit ist der Plan denn schon gegangen, deine planende Vorbereitung? Hast du schon gewusst, wo du hinfährst?“
Jens: „Nein, es war für mich in den
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