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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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selben Augenblick, als das Lenkrad ihm die Brust
eindrückte, flog sein Kopf vorwärts, brach ihm das Genick und
zerschlug die Windschutzscheibe.
Er war tot, bevor der kurze Augenblick des Erstaunens
vorüber war.
Mark Tanner besah neugierig das Autowrack, dann kauerte
er nieder. Seine Augen – die wachsamen, vorsichtigen Augen
eines Tieres – beobachteten unverwandt den zerstörten Wagen,
während er näher kroch. Er beschnüffelte argwöhnisch die
Luft, dann streckte er die Hand aus und berührte das verbogene
Metall der Tür, die nur durch ein einziges, gebrochenes
Scharnier mit dem Chassis des Wagens verbunden war.
Das Metall fühlte sich kalt an. Er nahm den Finger weg und
berührte den Nacken des Mannes im Wagen.
Obwohl das Gesicht des Verunglückten blutig und völlig
unkenntlich war, wußte Mark, wer er war.
Er verspürte ein momentanes Verlangen, Martin Ames aus
dem Wrack zu zerren, ihm die Gliedmaßen einzeln aus dem
Körper zu reißen und die Reste liegenzulassen, wohin sie
fielen.
Aber dann verging die Regung, und er wandte sich ab und
verschwand still in der Nacht.
    Der Wind nahm zu, und Phil Collins schlug den Jackenkragen
hoch, zog die Schultern ein und trottete weiter. Er kam zur
Ecke Aspen Street und bog nach rechts. Nach wenigen
Schritten hatte er das unbehagliche Gefühl, daß er beobachtet
wurde, und wandte den Kopf. Er beschirmte die Augen gegen
den hellen Schein der Straßenbeleuchtung, konnte in der
tintigen Dunkelheit jedoch nichts sehen; nur eine schweigende
Schwärze, die von allen Seiten heranzudrängen schien.
    Er sagte sich, daß er Gespenster sehe, beschleunigte aber
seinen Schritt.
Sein Haus lag im Dunkel, und er verspürte eine flüchtige
Unsicherheit, als er sich zu erinnern suchte, ob er die
Außenbeleuchtung über der Tür eingeschaltet hatte oder nicht.
Aber natürlich hatte er nicht – es war heller Tag gewesen, als
er vor ein paar Stunden weggegangen war. Er nahm die Stufen
zur überdachten Veranda mit zwei schnellen Sprüngen, dann
langte er auf den Sims unter dem Verandadach, um den
Schlüssel herunterzunehmen, den er stets dort verwahrte.
Einen Augenblick später betrat er das Haus und tastete nach
dem Wandschalter. Das Licht ging an und verbannte die
Schatten aus Diele und Wohnzimmer.
Collins zögerte.
Irgendwas stimmte nicht. Sein großer deutscher Schäferhund, der unweigerlich bei der Tür auf ihn wartete, war
nirgends zu sehen.
»Sparks?« rief er. »Wo bist du, Junge?«
Er hörte ein kurzes Bellen, gefolgt von eifrigem Gewinsel,
aber der Hund kam nicht. Stirnrunzelnd ging Collins durch das
Wohnzimmer in die kleine Küche.
Sparks kauerte vor der Kellertür und hatte die Schnauze an
den Spalt zwischen Tür und Fußboden gedrückt. Als Collins
hereinkam, blickte er schwanzwedelnd auf, aber dann
beschnüffelte er wieder mit unvermindertem Eifer den
Türspalt.
Collins’ Stirnrunzeln verstärkte sich. Es konnte niemand da
unten sein. Er selbst hatte Sparks als Wachhund ausgebildet
und wußte, daß das Tier ohne seine Erlaubnis niemanden ins
Haus lassen würde. Es hatte sogar Beschwerden der Nachbarn
über die Wildheit des Hundes gegeben, Beschwerden, die er
völlig ignoriert hatte.
»Was hast du, Junge? Was gibt es?«
Der Hund stand auf, wedelte mit dem Schwanz und kratzte
an der verschlossenen Tür.
»Na gut«, sagte Collins und zog die Tür auf. »Geh hinunter
und schau nach.«
Der Hund lief die steile Kellertreppe hinunter und
verschwand in der Dunkelheit.
Collins wartete einen Augenblick und lauschte. Er konnte
das eifrige Winseln des Schäferhundes hören, aber andere
Geräusche gab es nicht. Endlich langte er zum Lichtschalter
und drückte ihn. Nichts geschah.
Collins murmelte eine Verwünschung, wühlte in der
Schublade des Küchenschrankes und fand eine Taschenlampe.
Die Batterien waren schwach, aber sie brannte trübe, als er den
Schalter drückte. Aus der anderen Schublade nahm er ein
großes Fleischmesser.
Die Lampe in der Linken, das Messer in der Rechten, stieg
er die Kellertreppe hinunter.
Unten angekommen, stand er in der Dunkelheit und
lauschte. Sparks war irgendwo zu seiner Rechten und machte
die leise winselnden Geräusche, die immer aus seiner Kehle
kamen, wenn Collins ihn hinter den Ohren kraulte.
Aber warum?
Es war niemand da – es konnte niemand da sein.
Er leuchtete in die Richtung der Geräusche und erstarrte.
Ein Augenpaar reflektierte den trüben Schein der Lampe.
Es waren nicht die Augen eines Tieres. Aber auch nicht die
eines

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