Bestimmt fuer dich
während Fritz vielleicht die letzte ärztliche Untersuchung seines Lebens über sich ergehen lassen musste, um dann ausgerechnet an seinem Geburtstag dahinzuscheiden.
Während Dominik weitere Allgemeinplätze aneinanderreihte, wanderte Lukas’ Blick zur Seite. Rosannas dunkle Augen ruhten auf ihm. Wie lange schon? Sie ließen ihn nicht einmal los, als er stirnrunzelnd in ihnen eine Absicht zu lesen versuchte. Stattdessen schienen sie eine merkwürdige Energie abzustrahlen, in der Lukas sich ganz allmählich entspannte. Konnte es sein, dass auch Rosanna Dominik hasste? Schon oft hatte Lukas festgestellt, dass eine besondere Verbindung zwischen zwei Menschen aus der gemeinsamen Abneigung gegen einen dritten entstehen konnte.
Dominik zog sein Handy hervor. »Nur kurz in der Redaktion anrufen, damit die wissen, wo ich bin. Muss ja noch was abliefern für morgen.« Die missbilligenden Blicke von Lukas und Rosanna versuchte er mit einem beruhigenden Lächeln abzuwehren. »Keine Angst, von wegen Handy und so. Das is’ genau wie im Flieger in Wahrheit völlig egal. Die Herzlungenmaschinen laufen bestimmt alle störfrei weiter.« Er drückte eine Schnellwahltaste und meldete sich. »Hi, der Dommi hier. Wollte nur … Was? Sag noch mal – ganz miese Verbindung hier!«
Während Dominik seine eigene Lautstärke steigerte, fragte sich Lukas, ob der junge Mann wohl grundsätzlich ein netter Kerl war. Dann fasste er den Entschluss, ihm endlich eine zu knallen.
Als Dominik jedoch aufstand, um ein paar Schrit te beiseitezugehen, des besseren Empfangs wegen, blieb sein Fuß an etwas hängen. Er stolperte und schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf; seine rechte Hand hielt immer noch das Mobiltelefon in die Höhe.
»Nichts passiert!«, rief Dominik freudestrahlend in die Runde und erhob sich erstaunlich rasant, um dann erneut ins Taumeln zu geraten und staunend zu beobachten, wie das Blut aus seiner gebrochenen Nase auf den verdreckten PVC- Boden tropfte.
»Schwester?«, rief Rosanna und winkte einer Krankenhausangestellten, die Dominik flink das Handy abnahm und ihn in einen Untersuchungsraum führte.
Lukas sah den beiden schweigend hinterher. Genau wie Rosanna freute er sich über das kleine Missgeschick, das Dominik widerfahren war. Anders als Rosanna hatte Lukas dem furchtbaren Quälgeist jedoch kein Bein gestellt.
9
»Der Arzt will ihn morgen wieder entlassen«, freute sich Lukas, während er vergeblich einer Kellnerin winkte. Das Café war weder besonders groß noch voller Gäste, trotzdem schien die Bedienung zu beschäftigt, um auf Lukas’ Winken zu reagieren.
»Und warum ist Herr Gievenbeck immer in Ohnmacht gefallen?«
»Wissen die nicht. Deshalb sagen sie, es läge an seinem Alter.«
»Gut, dass Sie bei ihm waren, als er bewusstlos wurde«, sagte Rosanna.
»Reiner Zufall.«
Sie lächelte. »Meinen Sie?«
Lukas seufzte und nahm einen Bissen von seinem Kuchenstück. Nach einer Weile sagte er kauend: »Danke übrigens.«
»Wofür?«
»Ihr Fuß war zur rechten Zeit am rechten Ort.«
Rosanna senkte verlegen den Blick. »Ich wollte Ihrem Freund nicht wehtun.«
»Er ist nicht mein Freund, sondern mein Konkurrent. Traurig, was?«
»Ich wollte jedenfalls nur verhindern, dass er noch mehr Lärm macht.«
»Ist Ihnen gelungen.« Lukas stopfte sich ein weiteres Stück Kuchen in den Mund.
»Hoffentlich hatte er nicht allzu große Schmerzen.«
»So schlimm kann’s nicht gewesen sein«, meinte Lukas. »Schließlich wollte er ja gleich wieder in die Redaktion fahren.«
»Sie aber nicht. Immer noch Probleme mit der Chefin?«
Lukas warf Rosanna einen nervösen Blick zu. »Warum sind Sie denn nicht an Ihrem Arbeitsplatz?«
»Bin krankgeschrieben.«
»Haben Sie niemanden, der auf Sie wartet? Ehemann? Freund? Haustier?«
»Wenn Sie wissen wollen, ob ich Single bin –«
»Das weiß ich schon.«
Rosanna sah ihn beleidigt an. »Ist das so offensichtlich wie bei Ihnen?«
»Na ja«, erwiderte Lukas. »Ich habe jedenfalls kein Interesse –«
»Ich auch nicht«, fiel Rosanna ihm schnell ins Wort. »Ich bin nur hier, um herauszufinden, wie ich Ihnen helfen kann.«
»Aber Sie haben mir bereits geholfen«, wehrte Lukas ab. »Sie haben mir Dominik vom Hals geschafft.«
»Das kann unmöglich der Grund gewesen sein, weshalb ich meinen Unfall überlebt habe.«
Lukas zuckte die Achseln und lächelte. »Und wenn doch?«
»Wenn das Universum so funktionieren würde …«
»So funktioniert es seit Jahrtausenden. Der
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