Bestimmung
und ob mir das nun passte oder nicht, ein Teil in mir freute sich darauf. Also lag ich ganz still und wartete darauf, dass er den Raum verließ. Wie gern hätte ich mich umgedreht, damit ich meinen neuen Herrn hätte sehen können. Aber ich traute mich nicht. Ich war wund und geschunden genug und wusste, wann absoluter Gehorsam angesagt war.
Kurze Zeit später ging die Tür auf und ich hörte leises Getrappel, dann ein Klappern, dann fiel die Tür wieder zu. Vorsichtig drehte ich mich herum und sah das Tablett mit dem Essen vor meiner Matratze stehen. Brot, etwas Käse, nichts tolles, aber so ausgehungert wie ich war, sah es einfach köstlich aus. Ich schaute mich weiter um, der Raum war nicht groß, hatte etwas von einem Kellerzimmer, keine Fenster, nur eine Kerze brannte und flackerte gerade hell genug, um mir den Blick auf einen Eimer in der Ecke des Raumes zu erlauben. Mehr war hier nicht, nur die Matratze, der Eimer und ein Ring aus Eisen an der anderen Seite des Zimmers.
Und da stand das Essen vor mir und ein Becher mit Wasser... wie lange hatte ich nichts mehr gegessen? Aber das war nicht so schlimm wie der furchtbare Durst, der meine Kehle austrocknete und meine Lippen aufplatzen ließ. Gegen ein bisschen Wasser war ja nichts einzuwenden, redete ich mir ein, nur Essen erlaubte ich mir nach wie vor nicht. Auch wenn Er mich verkauft hatte und mir ja mehr als deutlich klar gemacht hatte, das Er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, fühlte es sich wie ein Verrat Ihm gegenüber an, jetzt doch wieder weiterleben zu wollen, nur weil da ein Anderer mir das gab, was ich anscheinend brauchte. Ich wollte diese Gedanken nicht zulassen, Er war alles, was ich immer gewollt hatte, es gehörte sich nicht, dass ich jetzt wieder Hoffnung schöpfte! Andererseits war ich gerade mal 19 Jahre alt, zu jung zum Sterben. Hatte ich nach all den Qualen nicht auch mal wieder etwas Glück verdient? Vielleicht war mein neuer Herr gar nicht so schlimm und wenn doch, konnte ich immer noch sterben. Ich hatte einfach wahnsinnigen Hunger und das Brot da so stehen zu sehen war grausam.
Aber ich hielt durch, ich trank das Wasser und drehte mich mit dem Gesicht zur Wand. Letztendlich war es nicht meine Entscheidung. Ich würde freiwillig nichts essen und wenn der Neue seine Drohung tatsächlich wahr machen würde und Mittel hätte, mich zum Essen zu bringen, dann lag das auch nicht in meiner Macht. Je eher ich endlich begriff, dass ich nichts zu sagen hatte, damals bei Ihm nicht und jetzt als verkaufte Sklavin erst recht nicht, desto einfacher würde es für mich werden. Die Entscheidungen über mein Leben hatte noch nie ich selber getroffen und daran würde sich auch nichts ändern. Es wurde Zeit, mich endlich in mein Schicksal zu fügen. Ich durfte weder Leben noch Sterben wenn mein Herr, wer auch immer das gerade war, es so entschied. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich damit abzufinden.
Kapitel 30
Mein Hungerstreik sollte nicht mehr lange anhalten. Ein paar Stunden nach seinem ersten Besuch kam mein neuer Herr herein, befahl mir, mich zur Wand zu drehen und fesselte meine Hände.
„Wenn du freiwillig nichts isst, das habe ich dir gesagt, dann stopfe ich es dir ins Maul. Wenn du nicht bald lernst, meinen Befehlen zu gehorchen, dann ist diese gleich folgende Behandlung erst der Anfang! Ich dachte, du kommst aus einem guten Stall, aber anscheinend muss man bei dir ganz von vorne anfangen!“
Damit packte er mich mit einer Hand und zog mich hoch, so dass er von hinten um mich herum greifen konnte. Ich lehnte also mit meinem Rücken an ihm und mit der selben Hand griff er mir ins Gesicht, hielt mir die Augen aber vor allem die Nase zu. Mit der anderen Hand langte er, wie man das bei Pferden macht, die ihr Maul nicht aufmachen wollen, an meine Kieferknochen und brachte mich so dazu, den Mund zu öffnen. Da ich keine Luft mehr bekam, hatte ich die Lippen leicht geöffnet und es war für ihn ein Leichtes, ab jetzt meinen Mund offen zu halten. So fixiert hatte ich keine Chance mich wegzudrehen, als, woher auch immer, eine zweite Person auftauchte und mir aus einem Becher einen Brei in den Mund schüttete. Ich verschluckte mich, fing das Husten an, aber bevor ich alles wieder raus kotzen konnte, hielt er mir den Mund mit solcher Kraft zu, dass ich alles runter schlucken musste. Ich rang nach Luft und kämpfte um jeden Bissen, drehte, so gut es mir gelang, den Kopf zur Seite, hin und her, aber er war zu stark.
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