Bestrafe mich
Raven sie sachte aufs Bett hinab, strich ihr eine
Haarsträhne aus der Stirn, küsste sie auf die Nasenwurzel und ging.
Leo setzte sich auf die Bettkante. „Ich möchte dich einfach noch eine Weile
ansehen.“
„Gern.“ Eileen rekelte sich zufrieden.
„Du scheinst dich hier wohl zu fühlen.“
„Wenn man mir vor einem Monat gesagt hätte, dass ich demnächst vor den Augen
eines mir nahezu fremden Bildhauers ausgepeitscht und anschließend mit einem
Glasdildo fast bis zur Bewusstlosigkeit gefickt werde, hätte ich gedacht: nur über
meine Leiche.“
Leo lachte und fuhr mit seiner rauen Handfläche über ihren Bauch. „Ich bin ja in
meinem Beruf einiges gewöhnt, aber eine so völlig unverstellte Person wie du ist mir
noch nie begegnet. Von deiner Schönheit will ich gar nicht erst anfangen. Welche
Wirkung du auf Männer hast, weißt du sicher selbst. Auf Männer und Frauen, sollte
ich sagen, denn deine Freundin Jenna ist auch ziemlich scharf auf dich, soweit ich das
beobachten konnte.“
Seine Hand wanderte zu ihren Brüsten hoch, umfassten erst die eine, dann die
andere. Ihre Nippel wurden steif. „Ich möchte, dass du weißt, dass ich großen Respekt
vor dir habe, auch wenn es zwischendurch nicht immer diesen Eindruck gemacht hat.
Ich freue mich darauf, die Skulptur von dir anzufertigen. Ich wäre gern dabei, wenn du
sie das erste Mal siehst. Ich habe das mit dem Lord schon so vereinbart.“
„Dann werden wir uns ja bald wiedersehen“, freute sie sich aufrichtig. Ihr Verhältnis
zu Leo war so wunderbar unkompliziert. Sie begehrte ihn, war aber nicht in ihn
verliebt. Sie war weder seine Sklavin, noch wollte sie es sein. Es gab keine Konflikte,
keine Eifersucht, keine Komplikationen. Lust pur.
„Ciao, Eileen. Und lass dich nicht allzu sehr quälen.“
„Ciao, Leo.“ Als er schon an der Tür war, sagte sie noch: „Und danke.“
Er drehte sich um. „Wofür?“
„Dass Sie hier waren, hat alles verändert. Es ist realer geworden, und auch ein
bisschen spannender.“
Er warf ihr eine Kusshand zu und ließ sie allein. Eileen ging kurz ins Bad, dann legte
sie sich ins Bett zurück, drehte sich auf die Seite, schlang die Decke um sich und
versuchte, ihre Gedanken ganz still werden zu lassen. Die Bilder, die vor ihrem
inneren Auge auftauchten, überraschten sie. Sie sah sich und Raven an ganz normalen
Orten ganz alltägliche Dinge tun. Sie schoben gemeinsam einen Einkaufswagen durch
den Supermarkt und überlegten, ob sie lieber Spaghetti oder Lasagne zum Abendessen
machen sollten. Sie wusch seine Socken. Er entkalkte ihre Kaffeemaschine. Sie liebten
sich auf ihrem Futonbett. Er begleitete sie zu einem Foto-Shooting und verabschiedete
sich mit einem Kuss und einem zärtlichen: „Bis heute Abend, mein Schatz.“ Sie
stöberten durch Reisekataloge und verglichen Strandhotels. Er schaute ihr beim Yoga
zu. Sie machten ein Picknick im Hyde Park und schliefen, nachdem sie sich
gegenseitig gefüttert hatten, aneinandergekuschelt unter einem Baum.
Es waren dieselben Dinge, die sie schon mit anderen Männern gemacht hatte, aber
mit Raven erschien es ihr, als wäre all das ein Abenteuer. Eine einfache Busfahrt
würde durch seine Gegenwart zu einer Expedition in eine neue Welt werden.
Jemand berührte sie an der Schulter. „Eileen? Bitte aufwachen.“
Eileen drehte sich blinzelnd auf den Rücken und sah Jack an ihrem Bett stehen.
„Oh, ich bin wohl eingeschlafen.“
„Im Park ist ein Picknick angerichtet. Man hat mich geschickt, dich zu holen.“
„Ein Picknick?“ Eileen lächelte selig. Wenigstens eine ihrer schönen
Alltagsfantasien schien sich zu verwirklichen.
Jack hatte ihr ein Kleid mitgebracht, ein schlichtes, hellgrünes Minikleid, in dem
Eileen sich sofort wohl fühlte. Sie bekam auch flache, bequeme Sandalen.
„Keine Regeln heute Abend“, erklärte Jack, als sie das Zimmer verließen. „Der Lord
hat sich genug ausgetobt für heute, sagt er.“
Das Picknick war auf einem Rasenstück angerichtet, das nach Westen nur durch ein
paar niedrige Büsche abgegrenzt war, so konnte die Abendsonne sie noch wärmen.
Der Lord lag auf dem Rand der karierten Picknickdecke und hielt einen Henkel
Trauben über seinem Mund. Er wirkte abgekämpft, aber zufrieden.
Raven saß mit untergeschlagenen Beinen im Gras und verteilte Servietten auf die
Teller. Eileen ließ sich neben ihm nieder und nahm dankend ein Weinglas entgegen.
„Wo ist Jenna?“
Der Lord zupfte mit den Lippen eine Traube ab, kaute, verschluckte sich am Saft
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