BETA (German Edition)
Haare. Wüsste gern, welche Pflegespülung sie verwendet hat. Hast du auch einen Namen?«
»Elysia«, sage ich.
»Die Lusardi hat aber auch immer abgefahrene Ideen. Spielst du Tennis?«
Ivan antwortet an meiner Stelle. »Sie ist hier, um mit mir zu spielen. Nicht mit dir, Greer.«
»Jetzt hab dich mal nicht so.« Greer schmollt. »Ich will ja nur ein gutes Doppel zustande bringen.« Sie geht die Stufen hoch und dreht sich dann ein letztes Mal zu uns um. »Wir sind jedenfalls auf dem Tennisplatz, falls ihr es euch doch noch mal anders überlegt. Oder vielleicht sieht man sich ja später im Club.«
Dann läuft sie die Treppe wieder hoch.
»Wer ist das?«, frage ich Ivan.
»Greer wohnt auf dem Anwesen nebenan«, antwortet Ivan und verdreht die Augen. »Ihr Vater ist der Heeressonderbeauftragte auf Demesne. Meiner Meinung nach ist ein solcher Posten was für reiche oder einflussreiche Typen, die sonst nicht viel draufhaben, so von wegen taktische Fähigkeiten und so. Die werden dann hierher geschickt, wo sie eine ruhige Kugel schieben können. Viel zu tun gibt es hier wirklich nicht. Ich glaub, er ist ganz glücklich damit.«
»Okay, also Greers Vater schiebt eine ruhige Kugel und ist glücklich. Sie auch?«
»Ich glaub schon«, meint er achselzuckend.
»Magst du sie nicht? Sie ist sehr hübsch.«
»Ich find sie ganz okay. Ich kenn sie schon ewig. Sie ist eine Schlampe. Irgendwie fehlt ihr was Rätselhaftes oder Interessantes.«
So viele neue Wörter. Aber mir fällt noch ein anderes ein. »Was bedeutet Demenzia?«, frage ich.
»Demenzia von Demenz. Sie ist Greers beste Freundin. Eigentlich heißt sie Demetra.«
»Und warum dann Demenzia?«
»Schlag mal unter Demenz nach. Wenn du sie kennenlernst, weißt du sofort, was gemeint ist.«
Demenz: Erkrankung des Gehirns, Verlust der Denkfähigkeit, mit Verhaltensauffälligkeiten einhergehend
Ich kann mir nicht vorstellen, wie man daraus den Namen für ein Mädchen ableiten kann, und bin gespannt, sie kennenzulernen.
Ivan gibt mir einen Schubs und startet zu einem Wettrennen am Strand entlang. Ich sprinte los und renne so schnell ich kann. Ivan läuft und läuft und müht sich ab, aber er kann mich nicht einholen.
Mein Chip sendet mir ein Signal, das ich als Befriedigung dekodiere. Menschen, so teilt er mir mit, gewinnen gern.
Ich auch, ich gewinne auch gern.
Wir rennen im Bogen zurück und dann ein letztes Mal die steilen Stufen im Fels hoch. Ivan kommt eine Minute nach mir oben an, völlig außer Atem.
»Du betrügst«, sagt er. »Vor der letzten Trainingseinheit hast du einen Erdbeershake getrunken.«
Das stimmt. Ich habe in unserer kleinen Pause vor dem letzten Sprint einen Erdbeershake getrunken, aber Ivan hatte da seinen Weizengrasdrink.
»Du hast recht«, sage ich. »Ich hatte eine zusätzliche Energiespritze.«
Schweiß rinnt ihm übers Gesicht, während mir nichts anzusehen ist. Ich könnte gut noch mal tausend Stufen rauf und runter rennen. Ivan stützt die Hände auf die Oberschenkel, beugt sich erschöpft nach vorne.
»Morgen verbessern wir unsere Zeit«, sage ich.
»Du bringst mich noch um«, stöhnt er.
»Was ist eine Schlampe?«, frage ich.
»Ein Mädchen, das zu …« Er scheint nach Worten zu suchen. »Das zu freigiebig ist.«
»Zu freigiebig? Was verschenkt sie denn?« Ich sehe Greer vor mir, wie sie allen Leuten kleine Geschenke macht, und verstehe nicht, warum Ivan das nicht schön findet.
»Freigiebig mit … mit …« Sein vom Laufen roter Kopf wird dunkelrot. »Mit Sex.«
Greer verteilt an alle Sex?
Kein Wunder, dass das Wort Revolte nicht auf meiner Datenbank zu finden ist. Wogegen sollte man sich auf Demesne auch auflehnen wollen? Oder um es mit Ivans Worten zu sagen: »Das Leben ist hier einfach ein Traum.«
Ivan und ich liegen in der Sonne. Wir schaukeln auf zwei Luftmatratzen im Floating Pool der Nectar Bay, direkt vor Heaven. Das Becken ist vollständig aus Glas, sodass die Badenden die sich im Meer tummelnden bunt gestreiften und gepunkteten tropischen Fische bewundern können, ohne vorher mühsam über das Korallenriff der seichten Bucht klettern zu müssen oder überhaupt das Unterwasserökosystem zu beeinträchtigen. Es ist Mittag, die Sonne sticht herab, und das violette Wasser leuchtet hellrosa. Meine Haut hat einen goldenen Schimmer, das Wasser um uns herum plätschert leise. In einiger Entfernung kann ich die Leute in ihren Liegestühlen am Strand sehen. Die Menschen hier sind alle so glücklich und träge,
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