BETA (German Edition)
Bauchmuskeln zu den Pillen und wieder zurück.
»Yep«, sagt Farzad.
»Was sind die Rave Caves?«, frage ich.
Demenzia grinst mich an. »Irgendwie süß, diese neuen Klone. Die haben wirklich keinen blassen Schimmer.«
Keinen blassen Schimmer? Versteh ich nicht. Aber ich will so gern dazulernen und mehr wissen.
Ivan deutet auf ein paar kleine Inseln in der Ferne, hinter den Giganten. »Die Inseln da draußen. Sie gehören eigentlich zu Demesne, aber dann auch wieder nicht. Unsere Insel hier ist die einzige innerhalb des Archipels, die wirklich bewohnbar ist und die notwendige Infrastruktur besitzt.«
»Dann lebt auf diesen Inseln keiner?«, frage ich. Laut dem GPS auf meinem Chip handelt es sich bei den Inseln um winzige Punkte auf der Weltkarte, namenlos und unwichtig.
»Man vermutet, dass da schon Leute leben«, sagt Ivan. »Total illegal, außerhalb von Recht und Ordnung. Das Terrain dort ist zerklüftet, der totale Dschungel, unkultivierbar. Kids, die vom Mainland abgehauen sind, hängen dort rum. Jedenfalls auf der Insel ganz links. Sie nennen es die Rave Caves . Muss eine absolut wilde Party-Szene sein.«
»Warst du schon mal dort?«, frage ich.
»Nein! Mein Vater würde mich umbringen.«
»In den Rave Caves gibt es kein Relay-Netz«, fügt Farzad hinzu. »Nicht einmal Duschen. Nur wilde Natur. Auf den Giganten zu surfen ist einfach der Wahnsinn, aber kein vernünftiger Mensch wagt sich auf die Inseln, das kann ich dir sagen.«
»Wenn es dort so wild ist«, frage ich, »wen treibt es dann trotzdem hin?«
»Leute vom Mainland«, erklärt Ivan. »Sie fahren mit ihren Booten heimlich hin. Wahrscheinlich glauben sie, wenn sie es bis dorthin geschafft haben, finden sie auch noch eine Möglichkeit, nach Demesne zu kommen.«
»Wie?«
»Indem sie von dort rüberschwimmen«, antwortet Ivan. »Was aber so gut wie unmöglich ist. Oder vielleicht auch, indem sie einen Menschenschmuggler dafür bezahlen, sie mit einem Jetski rüberzuschleppen und an einem Strand wie dem hier abzusetzen.«
»Und klappt es?«, frage ich. »Schaffen es Leute hier rüber auf die Insel?«
»Nein«, erwidert Demenzia. »Sie kommen dabei ums Leben. Wenn sie Glück haben, werden sie Klone.«
Heute habe ich schon viel gelernt. Ich habe gelernt, was Revolte bedeutet, dass Sex verschenkt werden kann und dass zum Archipel von Demesne auch die Giganten genannten Riesenwellen gehören und die Rave Caves . Außerdem habe ich gelernt, dass rüberwachsen nicht unbedingt was mit pflanzlichem Wachstum zu tun hat. Rüberwachsen meint – jedenfalls bei den Jugendlichen hier auf der Insel –, verbotene, stimulierende Substanzen zu bekommen. Offensichtlich gibt es hier auf der Insel eine Droge, die von meinen neuen Freunden und meinem neuen Bruder Raxia genannt wird. Im Moment befinden sich Farzad, Ivan und Demenzia auf einem solchen Raxia-Trip. Sie haben die Arme umeinander geschlungen und liegen im Sand, auf ihren Lippen ein zufriedenes Lächeln. Demenzia hat das Oberteil ihres Bikinis abgestreift.
»Meiner Meinung nach übertreiben sie es«, sagt Greer. Was ich in kurzer Zeit auch gelernt habe, ist, dass Greer zu allem eine eigene Meinung hat. Besonders genervt ist sie davon, dass Farzad, Ivan und Demenzia sie zum Hidden Beach haben kommen lassen, ohne ihr vorher zu sagen, dass sie einen Raxia-Trip geplant haben. Sie hält das für reine Zeitverschwendung. »Ich meine, was soll das denn? Alles hier auf Demesne – die süße Luft, das weiche Wasser, die luxuriösen Villen, einfach alles ist so geschaffen, dass man gar nicht anders kann, als in einen Zustand der Ataraxia zu geraten. Warum muss man sich künstlich immer noch mehr davon verschaffen? Es ist die pure Gier.«
Ataraxia , das weiß ich inzwischen auch, ist ein Begriff, mit dem die alten Griechen ihr Glücksideal der vollkommenen Seelenruhe bezeichneten. Die Gründer von Demesne erschufen die Insel mithilfe des Biodesigns nach diesem Vorbild. Aber die Jugendlichen hier scheinen andere Glücksvorstellungen zu haben, jedenfalls die meisten, und werfen dafür gern eine Droge ein, die sie Raxia nennen.
Greer und ich sitzen auf einem Felsen am Steilhang, oberhalb vom Hidden Beach, und blicken auf den Sandstrand mit den drei ataraxischen Jugendlichen hinunter. »Wirklich, ich weiß nicht, warum sie noch eine zusätzliche Dröhnung brauchen«, sagt Greer. »Als hätten sie Angst davor, etwas Wirkliches zu erleben. Sie haben ihr ganzes Leben hier verbracht. Sie haben überhaupt keine
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