BETA (German Edition)
vollkommen unerwartet fließt auf einmal Wärme von seinem Körper in meinen über. Er blickt mich flehend an, so scheint es mir jedenfalls, während seine Lippen sich zu einem süßen schrägen Lächeln verziehen. »Hallo, du Schöne«, sagt er zu mir.
Ich fühle mich, als würde Prince Chocolate lebendig vor mir stehen.
Die reine Freude.
Fünfzehntes Kapitel
I van aktiviert sein Relay, schickt die Nachricht in die Runde, und binnen kurzer Zeit hat sich die ganze Clique – Ivan, Farzad, Greer und Demenzia – in Tahirs Suite im Fortesquieu-Anwesen versammelt, um ihren Freund zu begrüßen, der endlich wieder nach Demesne zurückgekehrt ist.
Das Fortesquieu-Anwesen ist ein mächtiges, mehrstöckiges Bauwerk im Pueblo-Stil, aus mehreren Einzelgebäuden zusammengesetzt, die direkt in die Felswand an Demesnes spektakulärster Steilküste gehauen wurden. Tahirs Suite besteht aus einer Abfolge von Räumen mit weißen Natursteinwänden und gewölbten Glasfenstern, die wie riesige Bullaugen aufs Meer hinausgehen. Die Zimmer sind alle mit türkischen Teppichen und großen Sitzkissen ausgelegt, niedrige Tische aus kostbaren Hölzern und Elfenbein, reich mit Intarsien und Schnitzwerk geschmückt, stehen davor. Die Diener haben Befehl erhalten, das Wiedersehen zwischen Tahir und seinen Freunden nicht zu stören. Nachdem sie Tabletts mit köstlichen Häppchen gebracht und große Krüge mit frischer Minzlimonade bereitgestellt haben, haben sie sich diskret zurückgezogen.
Ich fühle mich zu Tahir auf eine mir völlig unerklärliche Weise hingezogen.
Ich will ihn einfach immer nur ansehen.
Tahir erzählt allen von seinem Aufenthalt in Biome City. n ach seinem schweren Unfall war er sofort dorthin in eine Spezialklinik transportiert worden und hat gerade eine lange, beschwerliche Physiotherapie beendet. Seine Studienpläne, sein früheres Leben unter den Surfern und sein Ehrgeiz, immer höhere, mächtigere Wellen zu reiten – all das ist zurzeit auf Eis gelegt. Im Augenblick ist sein ganzes Leben nur der Genesung von seiner lebensgefährlichen Verletzung gewidmet. Und der Verarbeitung seiner Nahtoderfahrung. Seine Freunde hocken schweigend um ihn herum, als er ihnen seine Geschichte erzählt. Tahirs haselnussbraune Augen suchen aber immer wieder mich, während ich ein Stück abseits an einem der Fenster sitze. Die Art und Weise, wie er spricht, wirkt seltsam fremd und distanziert – langsam und stockend, als könne er jeden Augenblick über seine eigenen Wörter oder Erinnerungen stolpern. Der Heilungsprozess wird noch lange andauern, erklärt er. An Surfen sei bei ihm für eine lange Zeit nicht zu denken. Das sei jetzt erst mal vorbei, und mit den Wettkämpfen sowieso. Vielleicht für immer.
»Nein!«, ruft Farzad. »Das ist zu heftig. Das geht doch nicht.«
»Er hat überlebt«, erinnert ihn Greer ruhig. »Der Preis hätte noch viel höher sein können.«
Ich betrachte die Wandmalerei hinter Tahir, die sich über die ganze Länge der Wand erstreckt. Es handelt sich um ein großartiges Gemälde, besser als ein Hologramm. Es zeigt Tahir überlebensgroß, wie er eine riesige Welle reitet, die hoch über ihm aufragt. Alles ist wie in Nahaufnahme ganz detailliert dargestellt, ich spüre fast, wie angespannt seine kräftigen Armmuskeln sind, seine Bauchmuskeln, seine Beine. Er reitet in der saphirblauen Tube einer Woge, deren Schaumkrone hinter ihm niederkracht. Die Hände hat er ausgebreitet, um die Balance zu halten. Seine haselnussbraunen Augen strahlen auf dem Bild heller als in Wirklichkeit, sein Gesicht drückt große Willenskraft und Entschlossenheit aus. Alles ist mit unglaublicher Präzision wiedergegeben, sodass man fast glaubt, das Tosen der Brandung zu hören, die salzige Meerluft zu riechen und die frische Brise zu spüren, die in diesem Moment über Tahirs Haut streicht. Eine solche Woge zu beherrschen muss eine wahre Heldentat sein, das zeigen auch die vielen Surftrophäen und Medaillen in dem Schaukasten gegenüber.
»Lass uns Z-Grav spielen«, sagt Ivan. »Wie in alten Zeiten.«
Tahir schüttelt den Kopf. »Für mich auch kein Z-Grav mehr.«
Die Clique lässt einen kollektiven Seufzer los.
»Jedenfalls im Augenblick noch nicht«, beschwichtigt sie Tahir. Die Freunde nicken. Aber es wird schon wieder, drücken ihre Mienen aus , alles wird wieder wie früher.
Als er zu mir blickt, lese ich in seinen Augen eine andere Botschaft: Nein. Nichts wird mehr wie früher sein.
Es ist völlig unmöglich, dass
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