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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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ich mich physisch oder psychisch zu ihm hingezogen fühlen kann.
    Warum empfinde ich es dann trotzdem so?
    In Tahirs FantaSphere-Raum spielen die Jungs BiomeFlightFight, ein Kriegsspiel mit Kampfjets, dessen Schauplatz der Himmel über Biome City und der angrenzenden Wüstenlandschaft ist. Die Mädchen – und ich auch – sitzen in einem anderen Zimmer, wo sie sich in Ruhe Mädchenkram widmen: sich die Zehennägel lackieren und über Jungs reden. Demenzia lümmelt auf einem l-förmigen Sessel und lässt die Beine über die Kante hängen. Ich sitze vor ihr auf dem Boden und lackiere ihr die Zehennägel in einem blutigen Purpurrot. Greer sitzt auf einem Diwan und hat die Beine auf den Polstern lang ausgestreckt. Demenzia hockt auf dem Boden und hat ihren Kopf gegen Greers Oberschenkel gelehnt. In der einen Hand hält Greer ein Glas Limonade, mit der anderen streicht sie über Demenzias lange schwarze Haare, als wäre Demenzia ein Kätzchen, das sich an sie kuschelt.
    »Findest du nicht auch, dass Tahir so kalt wirkt?«, fragt Greer Demenzia. »Ich meine, noch kälter?«
    »Total«, sagt Demenzia. »Vorher war er, na ja, wie soll ich sagen, arrogant-kalt. Jetzt ist er nur noch kalt-kalt. Auf seine Weise natürlich, so sexy wie Tahir immer schon war.«
    Greer scheint damit tatsächlich was anfangen zu können, denn sie nickt zustimmend. »Ja klar. Er hat ihr wirklich das Herz gebrochen.«
    »Wem?«, frage ich. »Die Arme, musste sie zum Arzt?«
    »Herzschmerz aus Liebe«, sagt Greer. »Es hat ihr nicht wirklich das Herz zerrissen. Fühlt sich nur so an.«
    »Astrid«, antwortet Demenzia. »Sie war in Tahir wahnsinnig verknallt. Die beiden waren nie wirklich ein Paar, aber sie waren zusammen, wenn er hier auf der Insel war – obwohl er das nie öffentlich zugegeben hätte. Tahir hatte überall, wo er war, ein Mädchen sitzen, ach, was heißt eines. Es gab mehrere schon allein im Surfzirkus und bei sich zu Hause in Biome City hatte er wahrscheinlich einen ganzen Harem.«
    »Vielleicht ist das einfach so, wenn dein Vater einer der reichsten Männer der Welt ist«, sagt Greer. »Tahir konnte jedes Mädchen haben, das er wollte.«
    »Hat er wahrscheinlich auch!«, sagt Demenzia.
    Greer lacht. »Ja, könnte gut sein. Arme Astrid. Sie war einfach so in ihn verliebt. Aber er hätte sich nie mit einem Mädchen begnügt, dessen Vater nur ein Angestellter auf dieser kleinen Insel ist.«
    »Hätte es für Tahir kein Prestige bedeutet, mit der Tochter des Governor zusammen zu sein?«, frage ich und denke insgeheim, wie schlecht es dann wohl erst für den Klon-Ersatz der Tochter aussieht.
    »Mit ihr zusammen sein, na ja, vielleicht«, sagt Greer. »Aber eine offizielle Verbindung mit ihr? Niemals, das wäre nach den Standards von Demesne völlig uncool. Die Leute würden in einem solchen Fall sagen, dass Tahir sich unstandesgemäß verheiratet hat. Wie ich schon gesagt habe, Astrids Vater steht auf der Lohnliste der Eigentümer von Demesne. Der Governor und seine Familie leben hier, weil der Aufsichtsrat ihn zum Geschäftsführer der Insel bestimmt hat, nicht weil sie hier selbst Besitz haben.«
    »Und dein Vater, der Sondergesandte, hat er denn hier eigenen Besitz?«, frage ich Greer.
    Ich finde diese Frage nur logisch, aber Greer wirkt beleidigt. »Nein«, antwortet sie knapp und blickt mich irritiert an. »Aber ich stamme zumindest aus altem Geldadel, wenn wir auch nicht so verdammt reich sind wie die Familie von diesem alten Mädchen hier.« Sie tätschelt liebevoll Demenzias Kopf.
    Ich verstehe nicht ganz, was fortgeschrittenes Alter mit dem Reichtum von Greers Familie zu tun hat, und auch nicht, warum sie Demenzia mit ihren siebzehn Jahren ein altes Mädchen nennt, aber bestimmt klärt sich das noch irgendwann auf.
    »Astrid war schon süß«, sagt Demenzia, »aber ihr Strebertum, um unbedingt an die beste Uni auf dem Mainland zu kommen, war irgendwie auch krank. Und dauernd ihre Predigten über gerechte Güterverteilung und all die anderen unerfüllbaren Glücksversprechen, das war schon manchmal echt lahm. Ich glaube, damit hat sie Tahir letztlich auch vertrieben. Trotzdem. Sie hat ihm ihr Herz geschenkt und er ist einfach darüber hinweggetrampelt.« Demenzia macht eine Pause, während ich mir vorstelle, wie Tahir auf Astrids zuckendes Herz tritt. »Elysia, ich krieg gleich einen Krampf im Bein. Kannst du mich mal ein bisschen massieren?« Ich unterbreche das Lackieren ihrer Zehennägel und reibe über ihre Waden. »Ja,

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