BETA (German Edition)
was übrig!«
Ivans Hand ist schon wieder unterwegs, um nach einem weiteren Stück zu greifen. Die Dienstklone des Clubs haben uns eine große silberne Platte voller kleiner Törtchen serviert. Ivan zögert einen Moment, als überlege er, ob er tatsächlich noch eines nehmen soll, dann langt er zu. Diesmal ist es ein Himbeertörtchen, das er sich ganz in den Mund schiebt. »Himbeeren! Beinahe so köstlich wie die Luft hier auf Demesne!«
Farzad lacht. »Genieß es! Nach den Leckereien, die du hier kriegst, wirst du dir auf der Base alle zehn Finger abschlecken. So was gibt’s dort nicht.«
»Genau«, antwortet Ivan und kaut schon auf dem nächsten Törtchen, diesmal mit Zitrone. »Mhmmm.« Er macht einen tiefen, langen Atemzug. »Nur etwas Raxia könnte diesen Nachmittag noch schöner machen.«
Greer hält beide Hände hoch. »Leute! Ich versuch hier, ein ernsthaftes Gespräch mit euch zu führen. Auf Demesne ist eine Bombe explodiert! Findet ihr es nicht schockierend, dass die Beta, die das getan hat, einfach so herumsitzen und darauf warten konnte, dass sie von irgendjemand gekauft wird, obwohl sie gestört war? Warum hat man sie nicht früher durchgecheckt?« Sie dreht sich zu mir. »Hat man dich richtig durchgecheckt? Eigentlich komisch, wie gut du schwimmen und springen kannst. Das ist nicht normal.«
Ausgerechnet Greer sagt das, die unbedingt von mir wollte, dass ich vom Felsen springe? Ich sollte mein Leben riskieren, nur damit sie ihren Spaß hatte. Und jetzt behauptet sie, diese Fähigkeiten könnten ein Zeichen sein, dass ich auch ein defekter Klon bin?
»Vielleicht hat die andere Beta es ja gar nicht getan«, sagt Ivan. »Vielleicht dient sie ja nur als Sündenbock. Man kann sie ohne viel Aufhebens aus dem Weg räumen und es kümmert keinen. Alle sind erleichtert, dass ein unschöner Fleck, der möglicherweise eine Gefahr darstellt, beseitigt ist. Wäre sie ein echter Mensch, gäbe es ein Gerichtsverfahren, und sie würde die Möglichkeit erhalten, ihre Sicht der Dinge zu schildern.« Er sieht mich an. »Süße, unschuldige Elysia. Glaubst du denn, dass es die andere Beta war?«
Die Clique bricht in Gelächter aus – was für eine Idee, einen Klon nach seiner Meinung zu fragen!
»Wenn der Governor sagt, dass es Becky war«, antworte ich, »dann war es Becky.«
»Genau«, sagt Ivan. »Wollte nur noch mal sichergehen, dass du nicht auch schlechtes, billiges Raxia genommen hast. Was beweist, dass eine Beta, die ihrem Herrn folgt und nur dessen eigenes, neues, verbessertes Raxia nimmt, völlig ungefährlich ist.« Er klopft sich selbst auf die Schulter. »Gut gemacht, Dr. Ivan.«
So viele Wenns geistern durch meinen Kopf.
Wenn ich nicht so damit beschäftigt gewesen wäre, den Menschen meine Schwimmkünste vorzuführen und ihnen zu gefallen, hätte ich vielleicht Becky ein paar der Fähigkeiten, die die Menschen an mir schätzen, beibringen können – und dann wäre sie vielleicht gekauft worden und hätte auf Demesne auch einen passenden Platz für sich gefunden.
Wenn ich über mein Leben selbst bestimmen könnte, dann hätte ich … ja, was eigentlich? Was hätte ich dann für Becky tun können oder könnte ich jetzt oder in Zukunft für Becky tun? Was würde sich ändern, wenn ich Herrin über mein eigenes Schicksal wäre, statt nur immer von anderen hin- und hergeschoben zu werden?
»Diese Becky wird ganz schöne Torturen über sich ergehen lassen müssen«, sagt Demenzia. »Da möcht ich nicht an ihrer Stelle sein.«
Plötzlich stellt mein Gehirn die Verbindung her. Mit einem Mal wird mir klar, wofür die Krankenstation in Dr. Lusardis Institut wirklich ist. Man wird Becky dort hinbringen und Stück für Stück auseinandernehmen, um herauszufinden, wo bei ihr der Fehler liegt. Aber da sie auch ihre Chemie untersuchen müssen, wird sie während der ganzen Prozedur leben und atmen. Leiden. Man wird ihr kein Betäubungsmittel geben. Arme, blasse Becky, die du Schokolade auch so sehr geliebt hast wie ich. Ihr wird die Haut abgezogen werden und man wird ihr die Augen herausreißen und jeder Teil ihres Körpers wird mit Instrumenten durchbohrt werden, um alles zu prüfen.
»Das ist nicht wahr«, sagt Greer. »Der Aquino, der die Ermittlungen leitet, wird einen Bericht für die Replikanten-Rechte-Kommission verfassen, und er hat gerade verkündet, dass die Beta unter Aufsicht von Dr. Lusardi schonend und menschlich untersucht werden soll. Wenn ihr Defekt aufgespürt ist, soll sie repariert und
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