BETA (German Edition)
denn mehr sein?«
»Du bist klug und stark und tapfer. Die Menschen werden versuchen, dich von allem fernzuhalten, sie werden dich darauf reduzieren, ein Spielzeug zu sein. Dagegen musst du ankämpfen. In dir steckt mehr.«
»In mir steckt mehr?«, frage ich.
»Ja, aber du musst dafür kämpfen.«
»Zwischen dir und Miguel, ist das Liebe?«
»Ja, ich glaube, es ist Liebe. Mit ihm empfinde ich …« Ihre Stimme senkt sich zu einem Flüstern. »Höchstes Glück.«
»Passt ja nach Demesne«, murmle ich und weiß nicht so recht, ob ich mich für sie freuen soll oder doch neidisch bin.
Sie hat genug von unserem intimen Plausch. »Ich halt’s in dem Sessel hier nicht länger aus. Ein paar Minuten lang ist es vielleicht ganz hübsch, da so herumzuplanschen, aber ich versteh nicht, was die Menschen daran finden. Soll es wirklich entspannend sein, in der Dämmerung hier im Wasser zu liegen, während es immer dunkler wird und deine Haut vom vielen Wasser schon ganz schrumpelig ist? Wie halten sie es bloß aus, so lange untätig zu sein?«
»Willst du’s mal mit Schwimmen versuchen?«, frage ich.
»Ja, gerne.«
Wir hieven uns aus unseren Sesseln und schubsen sie an den Beckenrand.
Ich halte meine Arme wieder unter ihren Rücken. »Probier’s mal mit dem Rückenschwimmen. Strample mit den Beinen.« Sie tritt mit den Füßen ins Wasser. »Und jetzt lass deine Arme rückwärts kreisen.« Sie versucht es, muss dann gleich Wasser schlucken, verliert das Gleichgewicht und kommt mit den Füßen auf dem Beckenboden auf.
»Ich kapier nicht, wie das geht«, sagt sie.
Ich führe ihr vor, wie das Rückenschwimmen geht, eine ganze Bahn durch den Pool und wieder zurück.
»So perfekt wie du kann ich das nie«, sagt Xanthe.
»Perfektion ist nicht so wichtig«, antworte ich – und dann blicken wir uns beide an, weil uns bewusst wird, wie unmöglich ein solcher Satz auf Demesne ist, geradezu ein Skandal. Er widerspricht allem, was hier gilt. Einen Moment wirkt es, als ob wir … beide laut lachen wollen? »Versuch’s einfach mal. Ich halt dich.«
Sie streckt sich wieder auf dem Rücken aus, ich lege die Arme unter sie. Dann strampelt sie mit den Beinen und lässt die Arme abwechselnd nach hinten kreisen, immer wieder und wieder. Aber sie veranstaltet ein solches Gespritze, dass sie wieder Wasser in Mund und Nase bekommt. Ihre Füße suchen erneut den Boden des Beckens. »Ein sehr unangenehmes Gefühl«, sagt sie nach einigem Prusten.
»Dann probieren wir es anders«, sage ich.
Vom Beckenrand hole ich ein Schwimmbrett und zeige Xanthe, wie sie das Brett vor die Brust halten muss, um damit im Pool herumstrampeln oder sogar bis ans andere Ende schwimmen zu können. Xanthe greift sich das Schwimmbrett und macht im seichten Wasser ein paar Versuche hin und her. Ich schwimme neben ihr, zeige ihr, welche Bewegungen sie mit den Beinen machen muss.
Nach einer Weile unterbricht Xanthe ihre Schwimmübungen, steht wieder im Wasser – und hält dann das Brett in Längsrichtung des Pools vor sich. »Ich will dorthin«, sagt sie. »An das andere Ende. Wo das tiefe Wasser ist.«
»Ich schwimm neben dir her.«
»Weiß ich.«
Wir schwimmen los.
Die Sonne ist untergegangen und Xanthe ist müde von ihrem ersten Schwimmunterricht. Wir haben uns auf den Liegestühlen ausgestreckt, trinken unsere Erdbeershakes und ruhen uns aus.
»Aber es ist doch so, dass die Liebe dir wirklich Spaß macht, oder?«, frage ich. »Du spürst dabei wirklich etwas, du tust nicht nur so. Heißt das, dass du vielleicht doch ein bisschen defekt bist?« Ich versuche, meine Stimme aufrichtig besorgt klingen zu lassen oder vielleicht auch nur neugierig . Keinesfalls will ich, dass Xanthe glaubt, ich will sie beleidigen oder angreifen. Ich will sie … trösten . Bei ihr sein. Gefühle mit ihr teilen.
»Vielleicht«, sagt Xanthe ruhig. »Wahrscheinlich.«
Sie schweigt eine Weile.
»In den Rave Caves hält sich eine Kampftruppe von defekten Klonen versteckt. Sie suchen nach Verbündeten. Es stimmt. Sie planen einen Aufstand«, sagt sie dann.
Diese Nachricht ist für mich ein Schock. Mein Leben auf Demesne ist viel zu perfekt, als dass ich mir wünschte, ein solcher Aufstand könnte wider Erwarten erfolgreich sein. Und dennoch ist es ein schönes Gefühl zu wissen, dass es da draußen defekte Klone gibt, die nicht ausgeschaltet wurden. Sie sind voller Hoffnung. Sie haben sich ein Ziel gesetzt. Sie wollen die Revolution.
»Ich hab gehört, wie der Governor mit
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