BETA (German Edition)
dem Sonderbeauftragten darüber gesprochen hat. Er sagte, die Protestbewegung auf dem Mainland sei der Auffassung, dass defekte und reguläre Klone sich nicht unterscheiden. Die Vertreter der Protestbewegung behaupten, der Unterschied sei lediglich, dass die gestörten Klone einen natürlichen Sinn für Gerechtigkeit entwickelt haben und sich darüber empören, dass sie als Sklaven gehalten werden.«
Mir wird allmählich angst und bange. Ich will dieses Gespräch am liebsten abbrechen. »Aber warum sollten wir uns darüber aufregen?«, sage ich. »Und außerdem fühlen wir doch nichts.«
»Du weißt, dass das nicht wahr ist«, antwortet Xanthe. Diesmal greift sie nach meiner Hand und drückt sie. Ich werde in diesem Moment von Empfindungen überwältigt. Ich spüre eine Verbindung mit Xanthe, wie ich sie gegenüber Menschen nie empfunden habe. Ich verspüre Ehrfurcht, als ich von ihr erfahre, dass es defekte Klone gibt, die eine Revolte planen. Und es erfüllt mich großes Staunen, dass es da wirklich eine Protestbewegung gibt – Menschen! –, die sich für uns stark macht. Sie wollen uns befreien.
Nein, ich kann es nicht leugnen. Ich habe Gefühle.
»Aber auf der Insel hier ist es doch so friedlich. Warum gibt es da Leute auf dem Mainland, die gegen die Zustände hier protestieren?«
Xanthe blickt sich vorsichtig um, aber es ist immer noch niemand zu sehen. Sie beugt sich noch näher zu mir und flüstert: »Es gibt Aktivisten auf dem Mainland, die glauben, dass die Klone auf Demesne nicht von Natur aus Sklaven sind. Sie kämpfen für unsere Freiheit.«
Sie hat das Wort schon einmal verwendet – Freiheit –, aber mir ist nicht ganz klar, was damit gemeint ist. »Freiheit? Wovon wollen sie uns denn befreien?« Ich mache eine ausholende Handbewegung, die alles ringsum erfasst. Das Paradies. »Alle wissen, dass Demesne der schönste und begehrteste Ort auf Erden ist. Und wir leben hier. Wir dürfen die reinste Luft auf Erden atmen. Wir sind von einer Landschaft umgeben, die schöner nicht sein könnte. Was wollen wir mehr?«
»Außer dass wir über unser Leben nicht frei bestimmen können. Die Aktivisten fordern für uns das Recht, selbst bestimmen zu können, ob wir weiter hier dienen wollen.«
»Aber wenn wir doch keine Seele haben, wie können wir dann etwas wollen?«, frage ich Xanthe. »Und was geschieht eigentlich mit den Seelen unserer Firsts, wenn ihre Körper für uns geklont werden?«
»Weiß ich auch nicht. Es gibt da alle möglichen Gerüchte. Die defekten Klone haben sich vorgenommen, es herauszufinden. Sie haben entdeckt, dass sie Gefühle haben, und jetzt wollen sie alles. Gefühle und eine Seele. Sie wollen die Seelen ihrer Firsts zurück.«
Echt beeindruckend!
»Sicherlich gibt es Leute, die sich da auskennen, Offiziere auf der Militärakademie, die wissen, wo die Seelen nach ihrer Extraktion aufbewahrt werden«, sagt Xanthe. »Man agitiert gegen die defekten Klone, aber du kannst davon ausgehen, dass in Wirklichkeit Menschen auf dem Mainland hinter der Revolte der Klone hier auf Demesne stehen.«
»Hinter der Revolte stehen Menschen?«, rufe ich. »Wie kann das sein? Es ist doch von ihnen alles hier auf Demesne extra so erschaffen worden.«
»Aber nur wenige profitieren davon«, sagt Xanthe. »Das schafft Probleme.«
»Was für Probleme denn?«
Bevor Xanthe antworten kann, taucht Tawny auf der Terrasse auf. Misstrauisch beäugt sie Xanthe und mich, wie wir da nebeneinander am Pool liegen. »Mein Seminar ist zu Ende«, sagt Tawny zu Xanthe. »Wäre für dich auch interessant gewesen. Ich geb dir das Holografie-Handout mit den wichtigsten Punkten, damit du dich auch fortbilden kannst.«
»Super«, sagt Xanthe. Ich weiß, dass das von ihr sarkastisch gemeint ist. Aber Tawny scheint das mit dem Sarkasmus nicht zu verstehen.
»Ja, ist es«, sagt Tawny. »Was macht ihr hier?«
»Uns die Zeit vertreiben«, sagt Xanthe.
Nein, Tawny scheint wirklich keine Ironie zu verstehen. »Wir dienen. Wir vertreiben uns nicht die Zeit«, belehrt sie Xanthe.
Und dann wird mir auf einmal klar, dass das Freizeitparadies der kleinen Gruppe von Menschen auf Demesne tatsächlich mit Problemen zu kämpfen hat. In der Ferne hören wir eine laute Explosion. Xanthe und ich springen auf. Zu dritt stehen wir auf der Terrasse – Xanthe, Tawny und ich – und blicken über den Pool und über die Bucht hinweg auf den Berg am anderen Ende der Insel. Dichter schwarzer Rauch steigt dort auf. Ein Feuerball wälzt
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