BETA (German Edition)
sich über den Dschungel. Die Bäume gehen in Flammen auf.
Im Paradies ist eine Bombe explodiert.
Zwanzigstes Kapitel
I st ja unglaublich!« Greer blickt von ihrem Relay hoch. »Der Governor hat den Einwohnern der Insel gerade mitgeteilt, dass es sich bei der Bombe um einen vereinzelten Vorfall handelt, deswegen müsse man sich keine Sorgen machen. Aber er hat auch gesagt, dass sie jetzt wissen, wer die Bombe gelegt hat. Die Beta!« Alle in der Clique geben einen überraschten Ausruf von sich, drehen die Köpfe und sehen mich vorwurfsvoll an.
Ich gebe auch einen überraschten Ausruf von mir.
»Ich habe die Bombe nicht gelegt!«, rufe ich. »Mutter sagt, dass ich perfekt bin. Ich bin keine Verbrecherin.«
»Nicht du, Beta«, sagt Greer und verdreht die Augen. »Die andere Beta, die Becky heißt.«
Wir sitzen auf der Terrasse des schwimmenden Pools in Heaven, während die Erwachsenen sich alle in der großen Halle des Country Club versammelt haben. Der Governor hat sie dorthin eingeladen, um sie von dem Vorfall am vergangenen Abend und dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen zu unterrichten. Die Clique hat sich abgesetzt. Die Teenager der Insel sind dem Aufruf zu dieser ›langweiligen Sitzung‹ (so hat Demenzia sie genannt), die vielleicht doch nicht so langweilig ist, nicht gefolgt.
Bei der Explosion ist niemand verletzt worden. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine sehr laienhaft gebastelte Bombe – allerdings mit einem sehr lauten Knalleffekt –, und außer ein paar abgebrannten Bäumen im Dschungel ist nicht viel Schaden zu beklagen. Jedenfalls kein Sachschaden, denn die psychologischen Auswirkungen sind riesig. Und Becky soll die Täterin gewesen sein? Wie hätte sie es denn schaffen sollen, eine Bombe zu basteln?
Aber vielleicht trifft mich ja auch Schuld daran, dass es so gekommen ist. Ich hatte mich um Becky nicht mehr gekümmert. Ich war viel zu stolz darauf, die perfekte Beta zu sein, keine Ausschussware. Das letzte Mal, als ich Becky in der Boutique getroffen hatte, sah sie verändert aus und benahm sich seltsam. Ich wusste, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Ich verließ mit Mutter den Laden und kehrte in mein Luxussleben in der Villa des Governor zurück und verschwendete an Becky keinen Gedanken mehr.
Ich hatte bei Becky versagt.
Ich hatte versagt.
Ivan blickt auf sein Relay. »Sie sagen, dass sie ein defekter Klon war. Das würde alles erklären.«
»Die Klone erheben sich, um die Macht zu übernehmen!«, sagt Demenzia. Sie reckt die Faust in die Luft. Mein Display teilt mir mit, dass es sich dabei um eine Geste der Solidarität handelt. »Ich find das super! Am liebsten wär ich auch dabei!«
»Das ist nicht lustig!«, schimpft Greer.
»Hab ich auch nicht behauptet«, sagt Demenzia. »Aber es ist cool, das müsst ihr doch zugeben. Wir brauchen hier auf der Insel ein paar gestörte Klone. Damit auf Demesne endlich Schluss mit der Langeweile ist.«
Eine neue Nachricht scheint auf dem Relay aufgetaucht zu sein. »Ach du Scheiße!«, ruft Greer. »Der schöne Aquino, der die Ermittlungen leitet, hat gerade berichtet, dass diese Becky auf Raxia war und dass deshalb bei ihr solche Störungen aufgetreten sind.«
»Das ist Unsinn«, sagt Farzad. »Auf Elysia hatte das Raxia überhaupt keine Wirkung. Die andere Beta ist wahrscheinlich deshalb irgendwann ausgerastet, weil sie einfach hässlich war und nicht so sexy wie die da.« Er zeigt auf mich. »Eine schlimmere Furie als einen missgestalteten Klon gibt es wahrscheinlich nicht.«
»Am besten, sie führen bei ihr eine vollständige Sezierung durch«, sagt Greer. »Die Chemie bei den Klonen muss verbessert werden. Wir wissen alle, dass Dr. Lusardi hier zu uns auf die Insel gekommen ist, um uns mit Klonen zu versorgen, bevor das Klonen wissenschaftlich völlig ausgereift war. Aber wir brauchten nun mal welche als Dienstpersonal. So war es. Mein Vater hat es mir erzählt. Sie hatten einfach keine Lust mehr, menschlichen Angestellten und Arbeitern Lohn zu zahlen, die hier nur rumfaulenzten und keinen Finger mehr krumm gemacht haben.«
»Hey, Leute«, ruft Ivan, »jetzt kann ich’s euch ja sagen, die Bombe stammt von mir! Ich hab sie gebastelt!«
Alle lachen, außer Tahir, der bisher geschwiegen hat.
»Hunde, die bellen, beißen nicht! Für dich gilt das ganz besonders, Ivan«, sagt Greer. »Aber warte mal, hast du wirklich zehn Törtchen gefuttert? Lass für uns auch noch
Weitere Kostenlose Bücher