BETA (German Edition)
zuzusagen. »Tahir, mein Schatz«, sagt seine Mutter. »Bitte versuch doch, etwas zu essen. Das wird dir guttun, glaub mir.« Dann wendet sie sich zu mir. »Seit seinem Unfall tut er sich mit dem Schlucken und normalem Essen schwer. Deshalb bereitet unser Koch für ihn jetzt immer diese flüssige Extranahrung. Wir hoffen aber, dass in der gesunden Umgebung von Demesne sein Appetit zurückkommt und sich auch seine Verdauungsprobleme allmählich regeln. Vielleicht kannst du ja auch etwas Sport mit ihm treiben, wie mit dem Sohn der Brattons. Das regt bestimmt seinen Appetit an.«
Merkwürdig. Ein Junge, der früher so sportlich war, und jetzt hat er überhaupt keinen Appetit? Vor seinem Unfall muss er von einer solchen Lebenslust erfüllt gewesen sein, dass er da bestimmt auch gern gegessen und getrunken hat. Sein Genesungsprozess ist immer noch nicht beendet, aber Tahir sollte sich unbedingt von dem köstlichen Essen auf dem Tisch nehmen. Das würde bestimmt helfen!
»Ja«, sage ich. »Gern.« Dann sehe ich Tahir an. »Sollen wir später noch etwas Joggen gehen?«
»Das ist ein guter Vorschlag«, antwortet er.
»Du solltest wirklich von dem Osso buco probieren«, sage ich. »Es schmeckt großartig.«
»Ja, gerne«, antwortet Tahir. Mit seiner Gabel spießt er lustlos ein Stück Fleisch auf und schiebt es sich in den Mund. Er kaut darauf herum. »Ja, schmeckt echt gut.«
Seine Eltern nicken sich zufrieden zu. »Braver Junge«, sagt Tariq.
»Ich bin kein Junge mehr«, sagt Tahir. »Ich bin achtzehn. Ich bin ein Mann.«
Bahiyya lächelt ihren Sohn an, vielleicht versucht sie auch, ein Lachen zu unterdrücken. »Natürlich, das bist du, Tahir.«
Tahir dreht sich zu dem Butler hinter uns um. »Können Sie uns bitte etwas Schokoladeneis für Elysia bringen?« Er wendet sich zu mir. »Hast du schon mal Eis probiert?«
Volltreffer!, wie Ivan sagen würde. Ich schüttle den Kopf. »Nein, bisher noch nie.«
»Dann wird es höchste Zeit«, sagt Tahir.
»Sollen wir nicht Farzad auch noch holen lassen?«, fragt ihn seine Mutter. »Er wäre so gern mehr mit dir zusammen, das weiß ich.«
»Nein, heute besser nicht«, murmelt Tahir.
Seine Eltern wechseln einen besorgten Blick.
»Dann morgen«, sagt Bahiyya. »Für morgen Abend laden wir Farzad ein.«
»Wie ihr wollt«, sagt Tahir. »Ich weiß jedenfalls jetzt, was wir nach dem Abendessen unternehmen werden.«
»Was denn?«, fragen seine Eltern neugierig, und seine Mutter fügt noch hinzu: »Sollen wir vielleicht zusammen einen langen Spaziergang den Strand entlang machen? Erinnerst du dich noch, das haben wir früher oft zusammen gemacht?«
Wie jeder Teenager – nein, Mann –, der etwas auf sich hält, wischt Tahir diesen nostalgischen Wunsch seiner Mutter beiseite. »Ich will mit Elysia nach dem Essen einen Rundflug im Hovercopter unternehmen.«
»Guter Einfall, da könnten wir doch alle –«
Doch Tahir unterbricht seinen Vater.
»Ich meine wirklich nur Elysia und ich. Wir können das gut allein.«
Mrs Fortesquieu will Tahir mit den Fingerspitzen über den Arm streichen, aber er zieht ihn weg. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, mein Schatz«, sagt sie.
»Aber ihr habt es doch schwarz auf weiß, dass ich einen Hovercopter fliegen kann«, sagt Tahir.
»Das war vor deinem Unfall«, wendet Tariq ein. »Seither warst du noch nicht damit unterwegs.«
»Jetzt will ich aber wieder«, verkündet Tahir.
Bahiyya und Tariq wechseln erneut einen besorgten Blick und scheinen sich wortlos darüber zu verständigen, wie sie darauf reagieren wollen.
»Gut, dann sollst du fliegen«, sagt Bahiyya.
»Aber ein Fluglehrer wird euch begleiten«, erwidert Tariq.
»Ich lasse vom Club gleich einen kommen«, fügt Bahiyya hinzu.
»Wenn das eure Antwort ist«, sagt Tahir, »dann brauchen wir gar nicht weiterzureden.« Er wirft die Serviette auf den Tisch und steht auf – für ihn ist die Mahlzeit vorbei. Dabei hatten wir noch nicht mal unser Schokoladeneis. Er sieht mich an. »Lass uns gehen.«
Zeigt sich jetzt der draufgängerische Playboy, von dem Demenzia und Greer gesprochen haben? Seine Aufforderung klang trotzig und mürrisch, trotzdem könnte mich nicht mal die Aussicht auf Schokoladeneis noch länger am Tisch halten. Doch ich muss warten, bis mir seine Eltern – meine vorübergehenden Eigentümer – erlauben, vom Tisch aufzustehen. Ich blicke zu Tahirs Mutter, die für einen Augenblick die Fassung verliert. »Warum tust du mir nur immer so weh?«, ruft
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