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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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nicht wundern, wenn dieser Märchenprinz ganz anders als alle anderen Menschen wäre, die ich bisher kennengelernt habe.
    »Ja, ist er. Sie haben ihn nur von einer anderen Frau austragen lassen. Und bei diesem einen Kind beließen sie es dann auch. Bahiyya soll gesagt haben, sie wolle ihr neues Glück nicht über alle Maßen strapazieren. Ein Kind mit der ersten großen Liebe ihres Lebens sei alles, worauf sie noch gehofft habe. Dieser Wunsch wurde ihr erfüllt. Tahir ist der Sonnenschein seiner Eltern. Ich meine, natürlich liebe ich meine Kinder auch. Aber die beiden sind in Tahir auf eine Art und Weise vernarrt, die ich nicht mehr nachvollziehen kann. Na ja, und deshalb hat es keinen gewundert, dass sie sich nach dem Unfall erst einmal völlig zurückgezogen haben. Sie blieben recht lange von Demesne fort, und man sagt, dass sie ihr Stadtpalais in BC kaum verlassen haben.«
    »Aber bestimmt liegt das nicht daran, dass ihnen Demesne nicht gefällt. Tahir brauchte doch die beste medizinische Versorgung, die möglich war.«
    »Da hast du natürlich recht, Schatz. Du bist ja so klug. Demesne ist zwar ein Paradies, aber medizinische Wunder wie in BC können wir hier nicht vollbringen. Wenn die Fortesquieus jetzt hierher zurückgekehrt sind, so kann das nur bedeuten, dass Tahir so gut wie genesen ist. Uns ist allen ein Stein vom Herzen gefallen! Die Fortesquieus sind die reichsten Bewohner von Demesne. Der Governor hat gesagt, dass mit ihren Steuern allein die Infrastruktur der ganzen Insel aufrechterhalten werden kann. Unser gesamter Lebensstil hier würde sich ändern, wenn sie ihr Anwesen auf Demesne verkaufen würden, weil damit für sie schlechte Erinnerungen verbunden sind. Du musst dich bei ihnen von deiner besten Seite zeigen, Elysia. Sei eine vorbildliche Beta! Es ist unglaublich wichtig, dass du ihnen vor Augen führst, welche Qualitäten die Insel zu bieten hat.«
    Der LUV setzt zur Landung auf dem Anwesen an. Mutters Leibwächter auf den Vordersitzen tauschen Informationen mit dem Personal der Fortesquieus aus. »Wird Bahiyya uns begrüßen?«, fragt Mutter nach vorne.
    »Wir haben nur die Anweisung erhalten, die Beta vor dem Hauptgebäude abzusetzen, Mrs Bratton. Der Butler wird sich dann um sie kümmern«, lautet die Antwort.
    Mutters Mundwinkel sacken nach unten. Sie scheint enttäuscht zu sein, dass die Dame des Hauses nicht zu ihrer Begrüßung herauskommen wird. Wehmütig betrachtet sie das rosa Partykleid auf ihrem Schoß. »Bahiyya wird sicher ihre Freude an dir haben. Nach allem, was sie durchgemacht haben, gönne ich es den Fortesquieus wirklich, dass sie jetzt eine Woche lang eine Beta haben. Sei brav bei ihnen. Du wirst zwar die ganze Aufregung um die Vorbereitungen für den Governor-Ball verpassen, aber dafür kannst du mir nach deiner Rückkehr alles erzählen, was du bei den Fortesquieus erlebt hast. Du wirst merken, dass sie ganz schöne Snobs sein können, aber … na ja, vermutlich haben sie auch alles Recht dazu.« Hat Mutter auch das Recht dazu?, frage ich mich. Kann man überhaupt das Recht auf Snobismus haben? Jetzt beugt Mutter sich zu mir. »Gib Mommy ein Abschiedsküsschen.« Ich gebe ihr ein Küsschen auf die Wange. »Sag, dass du mich vermissen wirst, Elysia.«
    »Du wirst mir fehlen, Mutter«, sage ich.
    Was ich spüre, ist etwas anderes.
    Das ist eine Lüge.
    Ein Butler, der natürlich ein Klon ist, führt mich in die Eingangshalle des Hauptgebäudes, nachdem Mutter mich ihm übergeben hat und in ihrem Luftmobil davongeschwebt ist. Bodenfliesen und Treppe der Halle sind aus teuerstem Marmor, die Wände vergoldet und mit Gemälden dekoriert, auf denen Gottheiten aus der antiken Mythologie zu sehen sind. Tahir kommt in ungebügelten Shorts und T-Shirt die Treppe herunter, die Haare hängen ihm wirr durcheinander. Er wirkt total locker und cool, krasser könnte der Gegensatz zur steifen Atmosphäre des Raums kaum sein.
    »Hi«, sagt er. Möglicherweise ist unter den Fliesen, auf denen ich stehe, ja eine Fußbodenheizung angebracht, denn als ich ihn anblicke, habe ich das Gefühl dahinzuschmelzen. Aber der Blick, den er mir zuwirft, wirkt nicht besonders interessiert, und ich verstehe jetzt auf einmal, warum Mädchen manchmal gerade die Jungs umschwärmen, die für sie unerreichbar sind. Sie können nicht anders. Es handelt sich um eine unwillkürliche Reaktion. Zum Glück ist die Wärme, die mich bei seinem Anblick durchströmt, äußerlich nicht sichtbar. Für Schwärmerei bin ich

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