BETA (German Edition)
gern bei mir.« Tahir tut, was sie wünscht, und lässt sich ebenfalls in den Pool gleiten. »Schön hier drinnen, oder?«
Tahir nickt, und ich merke, wie er schon »Ja, Mutter« sagen will. Weil Bahiyya aber nur ihn und nicht auch mich anschaut, lächle ich ihn breit an, zwinkere ihm kurz zu und mache dann kugelrunde Augen, damit Tahir weiß, welche Miene er jetzt aufsetzen soll. Er bemerkt es, lächelt auch und schaut sie mit großen, glänzenden haselnussbraunen Augen an. Ich forme mit den Lippen die Wörter »Wunderschön, Mommy«, und Tahir antwortet: »Wunderschön, Mommy.«
Bahiyya hat bemerkt, wie er mir einen Blick zugeworfen hat, und ihr scheint klar zu sein, dass ich ihn bei seiner Antwort gecoacht habe, aber das stört sie nicht. Im Gegenteil, sie klatscht begeistert Beifall. »Großartig, Tahir«, ruft sie. »Hast du es Elysia gesagt?«
»Elysia weiß, dass ich ein Klon bin«, antwortet Tahir.
»Schsch«, macht Bahiyya leise. »Da drüben am Strand sind Diener. Wir wollen nicht, dass sie mithören. Wir haben gehofft, dass sie es vielleicht selbst herausfindet.« Sie wendet sich zu mir. »Hast du das?«
Ich nicke.
Sie lächelt mich an. »Weißt du, was das für dich heißt?«
Dass ich ausgeschaltet werde, wenn ich diese geheime Information weitergebe?
»Dass du für immer bei uns bleibst, Elysia.«
Tahirs Eltern könnten ihn auch leicht mittels Relay oder Hologramm coachen, aber sie haben beschlossen, ihn ganz altmodisch auf den Governor-Ball vorzubereiten. Sie fragen ihn aus, und zwar mithilfe von Karteikarten. Wir sitzen alle auf der Picknickdecke, und ich knabbere an frisch gebackenen, noch lauwarmen Schokoladencookies, während Tahir seinen grünen Shake schlürft und die Fragen seiner Eltern beantwortet.
Tariq hält das Foto eines älteren Herrn mit Krone hoch. »Der König von Zakat«, antwortet Tahir.
»Und was musst du über ihn wissen?«, fragt Bahiyya.
»Er hat mir zu meinem 13. Geburtstag eine Insel geschenkt«, sagt Tahir.
»Und was hat er dir noch geschenkt?«, fragt Tariq.
»Ich darf in seinen privaten Harem«, antwortet Tahir.
»Richtig«, sagt Bahiyya. »Ekliger alter Mann.«
Tariq hält das Foto eines Fußballspielers hoch, der gerade ein Tor schießt. »Wer ist das?«
»Bhekizitha Danjuma, auch ›der Torminator‹ genannt, der berühmteste Fußballspieler der Welt, bereits drei Mal hintereinander als Weltfußballspieler des Jahres ausgezeichnet«, sagt Tahir.
»Was musst du noch über ihn wissen?«, fragt Bahiyya.
»Er wollte auch einmal Demesne sehen«, antwortet Tahir, »deshalb war er vor zwei Jahren bei uns als Gast und hat mir private Trainingsstunden gegeben. Da war ich sechzehn.«
Tariq dreht die Karte um. Auf der anderen Seite ist eine Blondine mit großem Busen zu sehen. »Und außerdem?«
»Und außerdem hat Tahir dem Torminator die Freundin ausgespannt, weshalb er Tahir ewige Rache geschworen hat.«
Bahiyya lacht. »Schlechter Verlierer.«
»Wie mir zu Ohren gekommen ist, wird der schlechte Verlierer als Gast des Sondergesandten zum Governor-Ball kommen«, sagt Tariq.
»Der Torminator ist inzwischen verheiratet«, wendet Bahiyya ein. »Da ist ihm diese alte Geschichte bestimmt egal.«
Tahir blättert durch die Karteikarten seines Vaters und hält das Foto der berühmtesten jungen Filmschauspielerin vom Mainland hoch, einer Schönheit mit zimtfarbener Haut, glänzenden schwarzen Haaren und bernsteinfarbenen Augen. »Der Torminator ist inzwischen mit ihr verheiratet«, sagt Tahir.
»Gute Leistung, Tahir«, sagt Tariq.
»Darf Elysia mich auf den Ball begleiten?«, fragt Tahir.
Er will, dass ich mit ihm auf den Ball gehe!
Aber Bahiyya lehnt ab. »Keinesfalls. Sie ist ein Klon. So etwas macht man nicht.«
»Ich hatte immer Angst vor Wasser«, erzählt mir Bahiyya. Sie hat mich eingeladen, mit ihr vor dem Abendessen noch einmal ein paar Minuten in ihrem Hydromassage-Pool zu verbringen. »Erst hier auf Demesne, wo das Wasser einen so umschmeichelt, habe ich mich darin wohlfühlen können. Tariq hat mir den Pool nach der Geburt von Tahir als Geschenk bauen lassen. Er ist seicht genug, dass ich mich darin einfach nur entspannen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass ich untergehe.«
»Können Sie nicht schwimmen?«, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf. »Kaum zu glauben, oder? Vor allem bei einem solchen Sohn.« Sie blickt liebevoll zu Tahir, der mit Tariq den Strand entlangspaziert. »Zumindest liebte Tahir früher das Wasser. Vor allem hier auf der
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