BETA (German Edition)
oder auch ein paar mehr. Ich hab übrigens in der Zeit, in der du weg warst, alle möglichen Cocktails ausprobiert.« Er spannt seinen Bizeps an, um mir das Ergebnis vorzuführen. Seine Oberarmmuskeln sind ungefähr drei Mal so kräftig wie bei unserem letzten gemeinsamen Training.
Was für eine Nachricht! Ein doppeltes Wow! Ich brauche unbedingt die Ziffernkombination, um für mich und meinen Liebsten Raxia-Nachschub zu besorgen. »Du hast ja ziemlich zugelegt, Bruder«, gratuliere ich ihm. Zu viel zugelegt, denke ich, viel zu viel. Ungesund viel. Ein paar Raxia-Pillen werden da nicht mehr ausreichen. Wie will er das auf der Base machen?
»Sieht man, was?«, sagt Ivan stolz. »Ich muss mich unbedingt persönlich bei dem Klon bedanken, der sich diesen riesigen Vorrat zugelegt haben soll. Man erzählt sich, dass er der Kopf hinter einer geplanten großen Revolte war. Du hast hier ziemlich viel verpasst, während du weg warst!«
Es gibt einen Anführer? Wie kann ich mit ihm Kontakt aufnehmen?
Noch so ein unerfüllbarer Wunsch. »Zum Glück haben sie den Kerl weggebracht«, fährt Ivan fort. »Sie sagen, dass es sich um einen total kaputten, ausgerasteten Klon handelt, der schon an weiteren Bomben gebastelt hat.«
Mir wird in diesem Moment wieder mal deutlich, dass ich ein Klon bin. Ein Klon, der über kein eigenes Relay verfügt, um mit anderen seiner Spezies zu kommunizieren. Ich bin nur mit einem Datenchip ausgestattet, der mich mit Informationen versorgt, von denen manche, wie sich herausgestellt hat, falsch sind; beim Rest handelt es sich lediglich um Basisinformationen. Und ich habe außerdem noch einen implantierten Lokalisator, der den Menschen zu jeder Zeit angibt, wo ich mich aufhalte. Ich weiß nur, was mein Chip mir mitteilt. Ich besitze keine Privatsphäre und keine Macht. Wie kann ich ernsthaft an eine Flucht mit Tahir denken? Wir werden Hilfe brauchen. Unsere eigenen Mittel werden nicht ausreichen. Ich muss unbedingt den Anführer dieser angeblich geplanten Revolte finden.
»Wurde dieser Klon zu Dr. Lusardi zurückgebracht?«, frage ich. Vielleicht könnten Tahir und ich ja das Labor von Dr. Lusardi stürmen und alle defekten Klone aus der Krankenstation befreien! Was für ein schöner Traum.
»Nein. Der Klon wurde sofort ausgeschaltet.«
Träumen ist nicht erlaubt.
»Welchen Namen hatte er denn?«, frage ich Ivan, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich bereits weiß, wie er heißt.
»Keine Ahnung. Mike oder so ähnlich? Er war Sauerstoffwerker. Man sagt, dass er vorhatte, die Luft hier auf Demesne zu verderben.«
Miguel, Xanthes Geliebter, war auch Sauerstoffwerker. Er war es gewesen. Meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht. Wenigstens sind sie jetzt im Jenseits vereint, falls es so etwas gibt. Falls die Menschen das für uns Klone überhaupt vorgesehen haben.
Wenn Ivan auch nur ahnen würde, dass ich ebenfalls einen Defekt habe, würde er sich jetzt wahrscheinlich schnellstens in Sicherheit bringen. Denn ich verspüre plötzlich das unheimliche Bedürfnis, ihn für die Untaten seiner Mitmenschen zur Rechnung zu ziehen.
Aber Ivan hat davon keinen blassen Schimmer. Er zieht eine Tüte mit Pillen aus seiner Hosentasche. »Diesen kleinen Raxia-Vorrat hier hab ich mir aus dem Safe geschnappt, aber in meinem Zimmer ist es mir dafür jetzt zu heiß. Ich glaube zwar nicht, dass sie bei mir suchen werden, aber das Risiko kann ich nicht eingehen. Jetzt schon gar nicht, wo es nur noch ein paar Tage bis zu meiner Abreise auf die Base sind. Nur noch ein paar Tage, Kumpel!«
Schweiß rinnt ihm übers Gesicht. Sein Atem geht schwer und er keucht. Ganz eindeutig ist er inzwischen völlig von dem Stoff abhängig.
»Alles in Ordnung bei dir, Bruder?«, frage ich. Spürst du die Wut, die in mir brodelt und ein Ventil braucht? Egal welches? Dass sie aus mir herausbrechen will und ich auch nichts dagegen hätte? Selbst wenn ich mich dadurch als defekter Klon oute?
»Geht mir ausgezeichnet«, antwortet er. »Vielleicht höchstens ein bisschen zappelig.« Er legt die Tüte mit dem Raxia in die oberste Schublade meiner Kommode. »Heb das für mich auf! Okay, Kumpel?«
Ich werde das Risiko eingehen. Tahir und ich werden Ivans Vorrat bald für uns selbst hervorragend gebrauchen können. Wenigstens ein Pluspunkt.
»Na klar, Bruder«, antworte ich.
»Und wie war’s denn so bei den Fortesquieus?«, fragt Ivan mich.
»Schön«, sage ich. »War ganz harmonisch.« Leg dich wieder, Wut. Ich bin noch nicht so
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