Betörende Versuchung
da falsch? «
»Ich weigere mich, das zu beantworten«, sagte sie bestimmt.
»Wie dem auch sei, ich für meinen Teil bin ehrlich. Ich bin, was ich bin. All diese Titulierungen, die du mir bereits gegeben hast. Ein Frauenheld, ein Leichtfuß, ein Schuft. «
»Bleib ernst, Justin.«
» Das bin ich. «
Sie schaute ihn von der Seite an. »Aber wenn du das alles weißt, dann kannst du es doch auch ändern. «
»Kann ich das? Kannst du es? Ach, Arabella, das glaube ich nicht. «
Unfreiwillig musste Justin an den Vertrauensbruch seiner Mutter denken. Ihre Untreue. Ihm wurde es eng in der Brust, und Düsternis drohte, sich auf seine Seele zu legen. Mit aller Willenskraft verdrängte er diese Gedanken.
Arabella schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du hast Unrecht, Justin.«
»Gnade! « , rief er spottend. »Vorsichtig, Arabella. Oder versuchst du, mich zu bekehren? «
»Das weiß ich nicht«, sagte sie aufrichtig. »Kann schon sein.«
Er beugte sich nah zu ihr herüber. Ein unheimliches Funkeln lag in seinen Augen. Er bedachte sie mit einem langen Blick voller Anerkennung.
» Ich könnte mich überreden lassen, weißt du. «
Seine Stimme war tief, gelassen und verführerisch. Arabellas Magen zog sich zusammen. Sie konnte ihren Blick nicht von seinem wenden. Ein Windstoß wirbelte sein dunkles Haar durcheinander. Sein Aussehen beeindruckte sie auf eine Art, wie sie es nie für möglich gehalten hätte - ausgerechnet sie, die sich immer einredete, über solchen Dingen zu stehen! Ihre Augen wanderten über seine Gesichtszüge, die leicht gebogene Nase, seine Lippen, deren untere etwas voller war als die obere, den Bartansatz.
Er war so dicht bei ihr, dass sich ihre Schultern streiften. Was war an diesem Mann, dass ihr Herz so raste? Etwas, das in ihr verbotene, sehnsüchtige Gefühle weckte, die sie ganz und gar erfüllten - trotz allem, was sie über ihn wusste? Obgleich sie wusste, was er war und was er bereits angestellt hatte.
»Justin«, platzte sie heraus, »du warst mit sehr vielen Frauen zusammen, nicht wahr?«
Sie merkte, dass sie ihn erschreckt hatte. Er sah sie lange und durchdringend an. »Wo zum Teufel hast du das denn auf einmal her? «
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »In der Nacht des Maskenballs in Vauxhall Gardens habe ich ein paar Frauen über dich reden hören. Eine davon sagte, du wärst ein Liebhaber von -« oje, sie errötete wohl gerade von Kopf bis Fuß - »von außergewöhnlichem Geschick. «
Für die Dauer eines Herzschlags sah er ihr direkt in die Augen. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, er wundere sich, ob er sie richtig verstanden hatte. Arabella konnte in der Tat kaum fassen, wie direkt sie war. Vielleicht hatte er wirklich Recht. Vielleicht war da eine wilde, übermütige S eite in ihr.
»Ich verstehe«, sagte er nach einem Augenblick. »Und du fragst dich j etzt, ob das stimmt? «
»Nun ... wenn du doch so verdorben und gefühllos und unmoralisch bist, warum wollen dich dann die Frauen so unbedingt? « Es strömte alles nur so aus ihr heraus, und dann konnte sie es nicht mehr aufhalten. »Ich habe sie doch gesehen, weißt du. Ihr Mund sagt das eine, aber wenn sie dich ansehen, wirken sie fast, als wollten sie auf der Stelle verführt werden. «
Justin konnte das Lachen kaum noch unterdrücken. Der bloße Gedanke, dass die korrekte, anständige Arabella sich über so ein Thema ausließ, war unfassbar. Als er ihr hierher gefolgt war, hätte er nie erwartet, dass die Unterhaltung diese Wendung nehmen würde.
Und wie es schien, war sie noch nicht einmal fertig.
»Hast du ungehörige Dinge getan? « , fragte sie vorsichtig.
»Und wenn ich Ja sagte? «
»Würde ich fragen, ob diese ungehörigen Dinge ... Spaßmachen.«
Er hob eine Braue. »Wie kommt es, dass du mich so etwas fragst? Gestern Abend hast du noch behauptet, du würdest nie mit mir flirten. «
»Tue ich auch nicht. Ich bin einfach nur ... « Sie geriet ins Stammeln.
»Neugierig?«
»Ja«, sagte sie atemlos. »Und ich weiß niemand anderen, den ich fragen könnte. «
»Danke«, antwortete er knapp. »Das ist sehr schme i chelhaft.«
» Und, gibst du mir keine Antwort? «
»Nein. « Er sprang auf und streckte eine Hand aus.
Sie ergriff sie und gestattete ihm, ihr auf die Füße zu helfen.
»Und wieso nicht?«
Sie stand mit dem Rücken vor dem Stamm des Baumes, unter dem sie gesessen hatten. Justin stemmte erst die eine dann die andere Hand gegen die raue Rinde.
Ihr Blick ging erst zu dem
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