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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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nach Tanzfläche aus. Ein letztes Mal tief einatmen, dann strebte Sam auf den Ausgang zu und mischte sich unter das Partyvolk.
    Sie hatte bereits eine große Runde durch die Leute gedreht, bevor sie sich von Scott „finden ließ“. Es war ihr wichtig gewesen, zuerst zu überprüfen, ob jemand da war, den sie kannte oder von dem Ärger drohte. Doch bisher hatte sie niemanden entdecken können. Damit hatte sie zwar gerechnet, da sie bisher noch nie in der Schweiz gewesen war, aber sie ging immer lieber auf Nummer sicher.
    Scotts Hand legte sich auf ihren Rücken und mit einem strahlenden Lächeln führte er sie herum. Er stellte sie zahllosen Menschen vor, erzählte Anekdoten und war der perfekte Gastgeber. Samantha gab sich größte Mühe, höflich und unverbindlich zu sein. Sie wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen.  
    Irgendwann gelang es ihr, sich kurz von seiner Seite zu lösen. An der Bar bestellte sie sich ein Wasser und ging mit dem Glas in der Hand am Büffet entlang. Mit einem Teller voller Tomate und Mozzarella zog sie sich in eine ruhige Ecke zurück und wollte erst einen Happen essen, bevor sie sich wieder an Scotts Seite begab.
    Die Leute schienen sich blendend zu amüsieren und alles schien zu laufen wie geplant. Sam nahm sich vor, Carrie später ein Kompliment dafür zu machen. Da entdeckte sie die junge Blondine, die in ein Gespräch mit einem überaus attraktiven Mann versunken war. Zufrieden lehnte Samantha sich zurück.  
    Ihr kleiner Moment der Stille währte nicht lang. Scott wuchs vor ihr aus dem Boden und sagte: „Da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht, getrieben von der nackten Panik, dass ein anderer Mann sich meines Juwels bemächtigt hat.“
    Samantha lächelte süßlich, dachte aber insgeheim, dass Scott nicht allzu viel Alkohol zu vertragen schien. Zumindest hoffte sie, dass er nüchtern nicht dermaßen schwülstige Dinge sagte. Sie hakte sich bei ihm unter und er strebte auf eine Gruppe Männer zu. „Carrie hat mir erzählt, dass du dein Kleid selbst bezahlt hast.“ Er schaffte es dabei tatsächlich, gekränkt und vorwurfsvoll zu klingen.
    „Aber natürlich, ich kann doch von dir nicht so kostbare Geschenke annehmen. Immerhin lässt du mich hier schon wohnen. Das allein ist großzügig genug, wenn man bedenkt, wie kurz wir uns erst kennen.“ Sie sah ihn von unten durch ihre dichten Wimpern an und klimperte einige Male mit ihnen. Scott schmolz wie Schnee in der Wüste.  
    „So, da wären wir. Samantha, ich wollte dich unbedingt mit meinem brillanten Finanzberater bekannt machen.“
    Der Rücken vor ihr straffte sich unter dem perfekt geschnittenen, schwarzen Jackett, dann drehte der Mann sich um.  
    „Samantha, das ist Michael Hunt. Michael, darf ich vorstellen, die betörende Samantha Vickers.“
    Mit einem einstudierten Lächeln, das seit einigen Sekunden eingefroren war, reichte Sam ihm die Hand. Seine Haut war warm, der Händedruck fest. Er lächelte sie an und sagte mit tiefer Stimme: „Angenehm, ich habe schon so viel von Ihnen gehört, Samantha.“
    Ihr Name perlte wie teurer Wein von seiner Zunge und eine Gänsehaut überzog ihren Arm. Automatisiert und durch jahrelange Übung geschult erwiderte sie das Lächeln und legte den Kopf dabei leicht schräg. „Ebenfalls angenehm. Scott lobt Sie in den höchsten Tönen.“
    Es gab Momente, in denen Samantha von sich selbst beeindruckt war und dieser war definitiv einer davon. Ihr Herz schlug ganz hinten in der Kehle, ihr Magen war zu einem harten Ball verkrampft und alle Instinkte forderten ihre unmittelbare Flucht.
    Doch stattdessen lächelte sie bezaubernd und blinzelte nicht einmal. Sie zuckte nicht zusammen, sie übergab sich nicht – sie war nett und höflich. Scott plapperte vor sich hin. Michael Hunts Blick lag auf ihr.
    In ihrem Kopf arbeitete es, während sie mechanisch auf Scotts Fragen antwortete. 56 Schritte durch den Garten, 19 bis zur Treppe und 22 Stufen nach oben. 37 Schritte bis zu ihrer Tür, wo der Koffer gepackt unter ihrem Bett lag, dann wieder 37 Schritte zurück und 22 Stufen nach unten, direkt durch die Eingangstür und das nächstbeste Taxi anhalten, notfalls eins der Autos stehlen – das war ein überschaubarer Fluchtweg.
    Eine Flucht, die sie so schnell wie möglich antreten würde. Bloß weg hier. Weg von Michael Hunt – dem Mann, den sie vor zwei Jahren in München um 125.000 Euro betrogen hatte. Das Stimmchen in ihrem Hinterkopf erwähnte die intimen Momente, die

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