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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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und entdeckte sie sofort. Krampfhaft versuchte sie, sich direkt neben dem Türrahmen zu verstecken, damit Scott sie nicht sah.  
    Elegant glitt Sam einen Schritt zur Seite und sagte: „Hier ist sie doch.“
    Wenn Scott gerade schon überwältigt war, dann wusste er jetzt gar nicht mehr, was er sagen sollte. Sein Unterkiefer klappte herunter und fast hatte Sam Angst, dass seine Augen herausfallen könnten. Er hatte sich glücklicherweise schnell wieder im Griff. „Ich fasse es nicht. Du meine Güte. Du meine Güte.“
    Sich immer wieder übers Gesicht streichend drehte er eine Runde nach der anderen um seine Angestellte. Von den Haaren zum Kleid, vom Gesicht zu den langen Beinen in den hohen Schuhen und wieder zurück. „Das ist ja verblüffend. Du musst zur Party kommen, Carrie. Bitte sag, dass du kommst! Mit zwei so schönen Frauen bin ich der Gewinner des Abends.“
    Carrie lief knallrot an und schwankte ein wenig auf ihren hohen Absätzen, weil sie wieder versucht hatte, verlegen von einem Fuß auf den anderen zu treten. Samantha hatte sie schon bereits mehrmals ermahnt, es nicht zu tun.
    „Das verlangt nach Champagner. Lauft nicht weg, ihr holden Schönheiten!“ Scott eilte davon und Samantha lehnte sich mit der Hüfte gegen den Küchentresen. „Siehst du, habe ich doch gesagt. Du siehst umwerfend aus. Entspann dich endlich.“
    „Du hast leicht reden. Aber ich bin ja hier und nicht in meinem Zimmer, gegen dich zu protestieren hat eh keinen Zweck.“ Für einen Moment sah sie ins Leere, dann straffte sie die Schultern und sagte: „So, ich gehe mal gucken, was der DJ zu meckern hat. Ich mag Champagner eh nicht unbedingt gern. Bis später.“
    Langsam, aber schon ganz passabel stöckelte Carrie auf den ungewohnten Schuhen davon und Samantha verspürte einen gewissen Stolz über die Verwandlung der jungen Frau. Auch wenn es fast unmöglich gewesen war, sie zumindest so lange zum Stillsitzen zu bekommen, um den Lidstrich ziehen zu können.
    Als Scott mit der Flasche zurückkam, hatte Sam bereits die diversen Schranktüren in der Küche auf der Suche nach den passenden Gläsern geöffnet. Doch sie konnte nichts finden, aus dem man standesgemäß Champagner trinken konnte. Er stellte die Flasche ab und betrachtete Sam mit Bedauern. „Ich bin leider gezwungen, unser kleines Anstoßen zu verschieben. Michael nötigt mich schon wieder dazu, mich noch kurz um die Geschäfte zu kümmern. Immer muss das zwischen Tür und Angel sein.“
    „Das macht doch nichts. Ich wandere einfach durch den Garten und sehe mir den Pavillon an, Carrie ist eh schon verschwunden und wollte sich mit dem DJ auseinandersetzen.“ Sie lächelte verständnisvoll und strich über Scotts Oberarm. Er sah erleichtert aus und nickte.
    In diesem Moment war ein lautes, statisches Rauschen zu hören, gefolgt von einem kurzen Knacken und Musik ertönte. Scott klatschte begeistert einmal in die Hände. „Carrie ist wirklich Gold wert.“
    Er verschwand und Samantha zählte ruhig bis zehn. Ein unruhiges Kribbeln fuhr durch ihre Zehen und die Fingerspitzen. Ihr Körper schüttete Adrenalin aus. So kurz vor Partybeginn würde sich niemand um sie kümmern und sie konnte ungestört das Haus durchsuchen.
    Schnell nahm sie die Stufen nach oben und kam dabei an dem großen Arbeitszimmer vorbei. Die Tür stand einen Spalt weit auf; Scott sprach murmelnd in einen Telefonhörer.  
    Ein anderer Mann brütete über dem Schreibtisch. Lässig stand er davor, die Hände abgestützt und den Kopf gesenkt. Sam konnte nur seine breiten Schultern und die schmale Taille sehen. Anerkennend betrachtete sie den knackigen Hintern, der sich unter der Stoffhose abzeichnete. Das musste der Finanzberater sein, den Scott zuvor erwähnt hatte. Sie nahm an, dass er sie später auf der Party bekannt machen würde.
    Ihr eigenes Schlafzimmer mit angrenzendem Bad lag am Ende dieses Flures. Es war größer als manche Wohnungen, in denen Sam zu Anfang ihrer Karriere gelebt hatte. Was sie am meisten störte war die Tatsache, dass der Raum in Babyblau und Weiß gehalten war – und zwar so weit das Auge reichte. Die Kissen, Bettdecken, Sitzpolster und Vorhänge strahlten in diesem unerträglichen Blau, die Möbel, der Fußboden und die Decke in einem reinen, unschuldigen Weiß.
    Kaum, dass sie den Raum betreten hatte, spielte sie mit dem Gedanken, den Inneneinrichter zu verklagen. Aber sie sollte sich hier sowieso nicht zu wohl fühlen. Vor dem Bett blieb sie stehen und schlüpfte

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