Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
Vom Netzwerk:
zurück, ihr Flug ginge in einer Stunde. Ob sie sich den Reisekoffer in fünf Minuten im Hotel abholen könne, sonst würde sie den Flug nicht mehr schaffen. Mehr erfuhr er nicht, und auch als sie sich in der Lobby trafen, fragte er nicht weiter nach. Er hielt nur kurz ihre Hand, bevor sie sich umdrehte und in der Kälte verschwand.
    Juliane zitterte am ganzen Körper, als sie im Taxi auf dem Weg zum Flughafen war. Die Tränen liefen an ihren Wangen hinunter. Der Taxifahrer schaute kurz in den Rückspiegel, hielt sich jedoch mit Kommentaren zurück. Kathrin hatte ihr gesagt, dass Pia wohl einige Prellungen und eine Gehirnerschütterung hatte, aber ansprechbar war. Ihr Freund sei auf spiegelglatter Straße ins Rutschen gekommen, der Wagen habe sich an einer Böschung überschlagen, sei aber Gott sei Dank in einem Zaun hängen geblieben.
    Der Flug war die Hölle. Schon die endlos lange Startprozedur. Warum ging das nicht schneller? Und da hieß es noch, das Flugzeug sei das schnellste Fortbewegungsmittel. Endlich drehte es auf die Startbahn, der Pilot gab Schub und sie hoben ab. Sie hatte einen Fensterplatz, der Flieger drehte sich zur Seite und sie blickte auf die Millionen Lichter in Berlins Straßen und Häusern. Irgendwo da unten war Paul, den sie Hals über Kopf dort zurückgelassen hatte. Sie war froh, dass er nicht weiter gefragt hatte. Wie es Pia wohl jetzt ging? Hoffentlich war alles wirklich so, wie Kathrin es geschildert hatte. Meine Pia, mein Kind, ich komme zu dir.
    Nach vierzig Minuten landete Sie in Frankfurt. Sie hatte Kathrin gebeten, sie abzuholen. In das Auto Ihres Exmannes würde sie keinen Fuß mehr setzen. Sie wusste auch, welche Überwindung es Kathrin kosten würden nach Frankfurt zum Flughafen zu fahren. Sie hatte erst seit Kurzem den Führerschein und war schon einmal mit Ihrem alten Opel Astra mit kaputtem Auspuff auf der Autobahn liegen geblieben. Zwei Stunden hatte sie hinter der Leitplanke auf den ADAC warten müssen. Damals hatte sie geschworen, nie wieder auf der Autobahn zu fahren. Aber dies war eine Notsituation und da hatte sie es Ihrer Mama versprochen. Sarah war auch mitgekommen. Mit den Worten » Aber zurück fährst du« wurde sie von den beiden begrüßt.
    Juliane gab Gas. Der Astra war zwar alt, aber ein tiefergelegtes Geschoss. Außen schwarz, innen pink, alles in Pink, von den Sitzen bis zum Eiskratzer. Kathrin war mächtig stolz. Doch jetzt war das alles unwichtig. Juliane brauste mit Sarah und Kathrin hochkonzentriert über die Autobahn ins Krankenhaus. Kein Wort wechselten sie während der Fahrt. Eine höchst ungewöhnliche Situation, über die sie später noch lachen würden.
    Paul stand rauchend auf dem Balkon im 6. Stock des Hotels und starrte in den Abendhimmel. Die Flugzeuge starteten und landeten wie Bienen in einem Bienenstock, auf den Straßen bewegten sich die Autos und Fußgänger wie von fremder Hand gesteuert, zielsicher in einem Ameisenhaufen, jeder auf dem Weg seine Aufgabe zu erfüllen. Wie gerne hätte er ihr Berlin gezeigt, sein Berlin. Eine ganz persönliche Stadtrundfahrt mit den schönsten Ecken, die er kannte.
    Ja, sagte er sich, während er den Qualm in den Abendhimmel blies, das hätte ich gerne getan. Er schaute auf sein Handy. Eigentlich hätte sich seine Tochter schon melden müssen, es war schon nach acht. Eine Armbanduhr trug er seit Jahrzehnten nicht. Dies hatte er als Jugendlicher beschlossen, als seine Kumpel immer mit den neuesten Errungenschaften protzten, er aber kein Geld hatte, sich mit ihnen uhrtechnisch zu messen. Keine Nachricht und kein Anruf, das war ungewöhnlich. Lea war eigentlich sehr zuverlässig. Er rief auf ihrem Handy an, bekam jedoch nur ihre Stimme auf der Mailbox zu hören. Daraufhin fasste er sich ein Herz und rief die Nummer seiner Exfrau an, vielleicht war sie noch dort. »Kein Anschluss unter dieser Nummer?« Er wählte noch mal, aber er war sich sicher, dass es die richtige Nummer war. Er hatte sie ja dort schon erreicht. Wieder kein Anschluss.
    Es klingelte, gerade als er beschlossen hatte, zu ihr zu fahren. »Hallo Papi, ich bins.«
    Â»Hallo Mausi, alles klar bei dir? Hab schon versucht, dich zu erreichen.«
    Â»Hab ich gesehen, aber ich war in der U-Bahn, da hatte ich keinen Empfang. Ich bin jetzt am Potsdamer Platz; wollen wir uns im Vapiano treffen? Das ist hier gleich um die Ecke.«
    Um

Weitere Kostenlose Bücher