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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Katja. Ihr den Schatz zu Füßen legen und gemeinsam überlegen, ob wir damit wirklich unsere Kneipe kaufen wollen.
    Die Wand haben sie ganz schwarz gestrichen. Praktisch, da sieht man nicht sofort irgendwelche Flecken drauf. Alles wirkt aufgeräumter als sonst. Ziemlich tote Hose für die Uhrzeit.
    Kein Toddy hinter dem DJ -Pult. Die Musik läuft einfach so, aus dem Computer. Spart bestimmt eine Menge Geld. Das einzig bekannte Gesicht an der Theke gehört Olaf. Den Rest der Leute kenne ich nicht. Sie sind sehr jung oder haben sich gut gehalten.
    »Hier können wir öfter mal hingehen, ist ja total knuffig hier«, quietscht eine Frau, die keinen Totenkopf auf den Kopf tätowiert hat, aber bestimmt doch eines Tages Staatsanwältin wird. Eine ganz knuffige Staatsanwältin, mit ihrem Künstlerfreund, der sich etwas expliziter über die Renovierungsarbeiten äußert: »Ja, finde ich auch cool, dass sie so das Ursprüngliche erhalten haben, aber es jetzt so in die heutige Zeit versetzt haben. Also, genau zwischen retro und modern. Steh ich ja voll drauf, wenn’s gut gemacht ist. Wenn sie jetzt noch besseren Kaffee brühen würden …«
    Wäre Raffi doch nur hier. Und Marie, in trauter Zweisamkeit. Ich stehe ja voll auf retro und modern, wenn es gut gemacht ist. Aber wenn es schlecht gemacht ist, mag ich es nicht. Ich schippe den Schnee ja auch im Winter, nicht im Sommer. Nennt mich konservativ. Jetzt hätte ich gerne mal die zukünftige Mitinhaberin gesprochen. Um ihr vorzuschlagen, einen neuen Architekten zu beschäftigen. Der uns alles wieder so einrichtet, wie es vorher war. Ich werde bei der Barkeeperin vorstellig.
    »Oh shit, Doki … ich meine: Cool, dass du wieder da bist. Möchtest du was trinken?«
    Linda schaut mich an, als trüge ich eine blöde Mütze und ein Kleid, das ich aus der Altkleidersammlung von Fleetwood Mac gefischt hätte.
    »Ich habe meine Mutter besucht«, erkläre ich, und Linda wurschtelt an der Zapfanlage herum: »Ja, das hat Katja erzählt … Also, was trinkst du?«
    Bei Unsicherheiten stets auf die Kernkompetenzen besinnen, recht so Linda.
    »Ich nehme ein Leitungswasser.«
    Das scheint ein Problem zu sein. Kein Wasseranschluss mehr?
    »Willst du einen Kaffee dazu? Oder was anderes?« Linda sieht wirklich verängstigt aus. Wie die Leute, die in der Burgerschmiede arbeiten. So eine hübsche Uniform stünde ihr gut zu Gesicht, eine ohne Taschen für eventuelles Trinkgeld, aber sonst herrlich old school, mit Häubchen und Schürze.
    Ich versuche ein gütiges Lächeln: »Dann nehme ich eine Cola. Ohne Wasser.«
    Linda ist erfreut über diese korrigierte Bestellung und taucht zum Kühlschrank hinab.
    »Mein Gott, Doki, bist du das?«
    Jetzt hat auch Olaf mich erkannt. Er grinst etwas schief und redet Unsinn: »Ja, dann willkommen zurück. An Bord, haha. Also, schätze ich doch mal. Finde ich gut, also, da habt ihr euch wohl ausgequatscht, Katja und du. Nein? Oh.«
    Es braucht gar nicht Vladimirs krumme Nase, seine wilden Furchen und Falten oder die Killeraugenbrauen. Auch mit einer einfachen Halbglatze und genug Hintergrundwissen kann man das Gesicht ziehen, dass die Deppen zum Schweigen bringt. Quasi.
    »Oh, also, Katja ist oben. Die kommt bestimmt gleich wieder runter.« Es klingt irgendwie warnend. Olaf will mir offenbar die Krisensituation genau schildern, damit ich die Chance ergreifen kann, abzuhauen. Aber ich warte auf mein Getränk. Und auf Katja.
    »Zwei Euro«, piepst Linda mit gesenktem Kopf.
    »Kein Mitarbeitertarif?« Na, schon gut. Das Geld bekomme ich ja bald zurück. Linda sieht mich an, nimmt all ihren Mut zusammen und erklärt: »Also, eigentlich hat Katja gesagt, du hast …«
    »Hausverbot.«
    Da steht sie, meine beste Freundin, in Maries Küchentür. Es hätte jetzt besser ins Bild gepasst, wenn Katja Alpert sich in ein mondänes Seidenkleid gewickelt hätte, dazu vielleicht eine Wasserwelle nebst Zigarettenspitze. Auch ein Medusenhaupt wäre denkbar gewesen, aber einfach nur Jeans und T-Shirt, das ist schlechter Stil. Hinter ihr steht Andi, der wie immer aussieht. Unpassend.
    »Hallo Katja. Hallo Andi. Alles klar?«
    Eher nicht. Andi klappt seine Aktentasche zu und lässt Frau Alpert wissen: »Ich warte dann draußen, okay?« Katja umarmt ihren Andi, so herzlich, wie ich es seit Ewigkeiten nicht beobachten durfte, so als würde sie Kraft aus seinem mächtigen Körper tanken wollen. Die wird sie gar nicht benötigen. Ich komme in Frieden.
    »Können wir uns mal

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