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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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drauf? Weiß nicht, jedenfalls macht die Frittenschleuder zu, und wir müssen die Bands jetzt wirklich füttern. Mit echtem Essen.«
    Marie klingt ehrfurchtsvoll. Echtes Essen kommt in ihrem Leben nicht so vor, sie ist Trennkostanhängerin. Mal isst sie die Pommes mit Ketchup, mal mit Majo. Nie rot-weiß.
    Ihr Spruch von vorgestern: »Die Köchin hat gekündigt«, war nichts weiter als ein Insiderwitz, den Marie seit ungefähr vier Jahren zum Thema Bandverköstigung bringt, also seit dem Tag, an dem die Köchin tatsächlich gekündigt hat.
    »Hm, okay, was wirst du denn dann essen?«, frage ich, stets um das Individuum besorgt, solange ich auf dem Betriebsgelände rauche.
    »Ich finde schon was«, antwortet Marie knapp, und vor meinem geistigen Auge sehe sie wie ein emsiges Eichhörnchen die Erdnüsse aus den Thekenritzen klauben.
    »Also, fällt dir jemand ein, der ab und zu für die Bands kochen kann? Für wenig Geld. Also, ganz wenig?«
    Ich denke nach. Neben mir, an der Vordertür des Anker, bemüht sich Kira, ein Plakat mit Tesafilm zu befestigen. Als sie nach einem unschönen, klebrigen Kampf mit der Materie endlich gewonnen hat, schaut sie stolz auf ihr Werk. Ich überfliege den Text auf dem Poster:
    »Liebe Anker-Besucherinnen,
    am nächsten Freitag veranstalten wir einen MÄDCHENPROBETAG !
    Mit Kaffee, Klönen und Kickerinnenturnier sowie Kira und Doris an der Theke!«
    »Marie«, höre ich mich sagen, »ich kann das erst mal machen. Ich kann kochen. Für wenig Geld.«
    Nicht, dass ich Jubel gewohnt bin, aber in meiner Erinnerung aus Schultheateraufführungen hört er sich doch lauter an. Und weniger verzagt.
    »Du? Kochen? Äh, bist du sicher?«
    Überhaupt nicht, jedenfalls nicht mehr, aber was ist die Alternative? MÄDCHENPROBETAG ! Wer veranstaltet so was, außer wir? Zuhälter? Pornoproduzenten?
    Ich spreche wieder in mein Handy:
    »Klar, ich habe früher oft gekocht. Also, ganz früher. Zu Hause.«
    »Okay.«
    Kira und Doris an der Theke . Wie frech. Doris und Kira klingt doch viel besser, fast so gut wie niemand und Kira an der Theke.
    »Wann soll ich vorbeikommen? Ich meine, ist eure Küche überhaupt funktionstüchtig, Marie?«
    Krampfhaft versuche ich mich zu erinnern, ob der Raum hinter der Bar wirklich eine Küche war, oder ob wir ihn seit zehn Jahren nur so nennen, weil er gefliest ist, aber keine Badewanne drin steht.
    »Denke schon. Immerhin hat Raffi ein Buttermesser dort gefunden.«
    Ich kann meinen Blick immer noch nicht von dem Plakat abwenden.
    KICKERINNENTURNIER . Hilfe.
    »Das ist alles, was ich brauche, Marie.«
    Immerhin klinge ich schon wie ein hyperaktiver Fernsehkoch.
    »Gut, dann komm doch später einfach mal rum«, räuspert sich Marie. Sie scheint wenig überzeugt.
    Kira strahlt mich beifallheischend an, ich wende mich von ihr und ihrem Machwerk ab. Die Entscheidung ist getroffen: »Marie, welche Alternative habt ihr denn?«, rüge ich die Bittstellerin, und aus irgendeinem Grund stimmt sie das heiterer:
    »Haste auch wieder recht. Bis später, danke.«
    Ich lege auf, drehe mich aber nicht wieder um. Kira ist noch da, ich höre ihr beständiges, leises Schnaufen.
    »Doris, wie findest du denn das Plakat? Also, ich dachte, einfach mal die Initiative ergreifen ist ja immer gut, einfach mal machen«, faselt sie mir in den Rücken.
    Ich kann nicht mit diesem Mädchen. Ich kann es nicht mehr. Sie ist eine Plage, der Teufel mit Tigerentenanhänger am Schlüsselbund, und einer inneren Einstellung, die sie in anderen Kulturen zum Selbstmordattentäter prädestinieren würde.
    »Ja genau Kira, irgendetwas machen ist immer gut«, lobe ich also meine Praktikantin und kann ihr nicht mal verübeln, dass sie jetzt rot wird vor Stolz.
    »Also, ich freue mich auf den Freitag, das wird bestimmt lustig, nur wir Mädels«, zwitschert Kira vergnügt und geht in den Anker hinein, um dort jemandem im Weg zu stehen.
    Ich zünde mir noch eine an, bevor meine Schicht anfängt. Angeblich kann man weder auf Vorrat schlafen noch rauchen. Was nicht heißt, dass man es nicht versuchen sollte, immer wieder. Hauptsache irgendetwas machen. Damit die Zeit herumgeht. Bis die richtige SMS kommt kann man ja Mädchenprobetage veranstalten oder behaupten, man könne für zehn hungrige Musiker für wenig Geld eine schmackhafte Mahlzeit zubereiten. Das ist zumindest vielversprechender als endlos mit dem Anrufbeantworter der besten Freundin zu kommunizieren. Oder sich zu schwören, nie wieder Alkohol zu trinken. Man

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