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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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erpressen zu lassen, nicht auf diesem Niveau.
    »Mach einen Plan und halt dich dran«, sagte meine Großtante stets. Eine rätselhafte Aussage für eine Frau, die sich nach sechsundfünfzig Ehejahren hat scheiden lassen, aber heute werde ich ihren Tipp mal befolgen.
    »Nein. Ich weiß was Besseres«, raune ich und bedeute Ludi, im Hof auf mich zu warten. Auf dem Weg zurück in die Kommbüse lege ich meinen besorgten Gesichtsausdruck auf, nuschle Kira etwas von »Ludolf, dringend, massive Schulprobleme, bis später« zu und schnappe mir meine Jacke. Dazu schwinge ich bedeutungsvoll den Zeigefinger nach oben, um Kira klarzumachen, dass ich mit Gottes Segen gehe beziehungsweise Margret von der Aktion weiß. Um sie vollständig zu verwirren, rufe ich noch »Trage den Vorfall unbedingt in die Statistik ein, ja?«, und renne hinaus.
    »Und, was machen wir jetzt?«, will Ludi wissen, während wir auf den U-Bahnhof zusteuern. »Wir gehen in den Supermarkt und kaufen ein.«
    Jetzt ist Ludis Enttäuschung echt. Aber zum Glück bin ich die Meisterin der Motivation und weiß außerdem, dass gerade Heranwachsende nach Abenteuern gieren.
    »Aber vorher – fahren wir schwarz mit der Bahn, und dann nehme ich dich mit in eine Punk-Rock-Kneipe.«
    »Ju-hu«, knurrt Ludi, aber er folgt mir. Wahrscheinlich will er neues Material sammeln, um demnächst ganze Zigarettenstangen einzufordern, als Schweigegeld.

XIII
    D oki, das hier ist Kinderarbeit, hundsgemeine Versklavung, du bist deinen Job sowas von los«, ereifert sich Ludi, aber darauf gehe ich gar nicht ein. Ich kann auch gar nicht, denn ich trage eine Plastiktüte zwischen den Zähnen. Und drei weitere in jeder Hand, daher musste mir Ludi den Rucksack abnehmen, unter dessen Last er fast zusammenbricht.
    »Ich bin noch im Wachstum, ich darf nicht so schwer heben«, kräht mein Komplize gegen den Straßenlärm an, und ich befehle souverän: »Hschnhekschwrübenschon.«
    Ludi greift nach der Tüte, die mir vor dem Oberkörper baumelt und ich renke meinen Kiefer kurz ein, bevor ich meine Botschaft wiederholen kann: »Da drüben ist es schon. Hör’ auf zu jammern, das ist ein Kulturtrip. Subkulturtrip.«
    Ludi lässt die Arme sinken, und mault:
    »Die Bruchbude da? Da gehst du in deiner Freizeit hin? Das ist ja ekelhaft.«
    Ich muss zugeben, dass das »Dead Horst« im Tageslicht nicht gerade anheimelnd aussieht. Aber nicht vor Ludolf: »Ekelhaft? Der Laden hat Geschichte, hier kannst du noch was lernen, das ist eben nicht dieser moderne, langweilige Kram …«
    Ich halte inne, weil ich meine, ganz ähnliche Worte schon einmal gehört habe. Ich glaube, aus dem Mund meiner Mutter, als sie uns für eine eigene Jauchegrube begeistern wollte.
    »Also, drinnen sieht’s besser aus«, murmle ich, aber Ludi sieht mich so zweifelnd an, als hätte ich einen Rundgang durch die Kanalisation vorgeschlagen.
    Wir schleppen unsere Einkäufe über die Straße und ich klopfe an die Tür. Ich hämmere gegen die Tür. Ich schlage die Tüte, von der ich meine, dass sie nur Konserven beinhaltet, vor die Tür.
    »Immerhin, der Schallschutz funktioniert beidseitig«, outet sich Ludi als Technikfreak. Irgendwie hat er es geschafft, sich schon wieder eine Zigarette anzuzünden, aber als er sich lässig an einem geparkten Wagen anlehnen will, schrillt dessen Alarmanlage los.
    Erwartet man gar nicht in der Gegend, ein schöner Moment, um vor Schreck die Tüte mit dem Gemüse fallen zu lassen.
    Zumindest konnten wir durch den Sireneneinsatz die gewünschte Aufmerksamkeit erregen. Die Tür wird von innen aufgeschlossen und einen Spalt breit geöffnet:
    »Ich habe extra gesagt, Soundcheck nicht vor sieben«, faucht Raffi uns entgegen. Er will die Tür schon wieder ins Schloss fallen lassen, da rufe ich: »Raffi, ich bin’s, Doki. Ich bin zum Kochen da.«
    Raffi steckt seinen Kopf nun aus der Tür, unsicher mustert er mich:« Ah, sicher, klar Doki. Tschuldigung, ich bin … tagblind.«
    Ganz ehrlich: Wenn ich mir Raffi so ansehe, wünschte ich mir, tagblind zu sein. Sein Teint hebt sich farblich kaum von der Stahltür ab, und seine Augen sind blutunterlaufen. Die Adern auf seiner Nase verbinden die dort ansässigen Mitesser zu einem bis dato unbekannten Sternbild, dem »Großen Schluckspecht«. Als ihm bewusst wird, wie ich ihn anstarre, setzt er seine Batman-Sonnnebrille auf und knurrt: »Also, du siehst jetzt schon besser aus.«
    »Satanistische Sozialarbeiterin opfert unschuldigen Jungen bei Vampir-Orgie«,

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