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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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enttäuscht«, sagte Jem im Tonfall eines Richters kurz vor dem Todesurteil.
    Â»Warum konnten wir den Kerl nicht einfach erschießen? Warum das Mädchen nicht einfach an der offenen Haustür packen? Das wäre einfacher gewesen. Diese ganze Schauspielerei ist doch Bockmist«, fauchte er.
    Jem ignorierte die Kritik an seiner Strategie. »Ich muss Bruder Gabriel euer Versagen melden, mir bleibt keine andere Wahl.«
    Allein der Name rief Furcht und Respekt hervor. Da Bruder Gabriel das erwählte Sprachrohr Gottes war, der einzige Mensch
auf Erden, dem Gott die Zukunft der Welt anvertraut hatte, genügte schon die Androhung seiner Missbilligung, und selbst die stärksten Männer kamen sich winzig vor. Wer sich gegen Bruder Gabriel stellte, konnte genauso gut die Faust gegen Gott erheben.
    Â»Wir haben nicht versagt«, konterte Joshua. Es klang nicht so zerknirscht, wie es sich Jem gewünscht hätte. »Wir haben uns doch abgesichert. Weißt du noch?«
    Und plötzlich fiel Jem alles wieder ein. Er hatte sich über ihr Versagen so aufgeregt, dass er beinahe den doppelten Boden ihres Plans vergessen hätte! Sein Kopf durchbrach die Oberfläche, gierig schnappte er nach Luft. »Bist du sicher, dass es funktioniert?«
    Â»Es funktioniert. Die können nicht verschwinden. Was sollen wir mit ihr und diesem Kerl machen?«
    Das war eine ausgezeichnete Frage. Wie viel hatte Melina erraten, wie viel ahnte sie? Wer konnte, außer ihm, noch wissen, dass das FBI heute Morgen zu ihr nach Hause kommen sollte? Was würde er erklären, wenn man ihn damit konfrontierte? Was wäre, wenn sie die Polizei oder das FBI benachrichtigte?
    Er brauchte Zeit zum Nachdenken, musste die Situation klären und Ausweichpläne entwickeln. »Wenn ihr sie geortet habt, unternehmt nichts, bevor ihr mich benachrichtigt habt«, wies er Joshua an.
    Dieser Befehl passte dem Söldner und seinem Kumpan nicht in den Kram. Sie waren Männer der Tat, die Christopher Hart inzwischen doppelt grollten. Diese Abneigung konnte Jem noch schüren.
    Â»Christopher Hart ist ein Feind des Großen Plans. Er hat Gillian Lloyd entweiht. Möglicherweise hat er inzwischen auch Melina entweiht.«
    Â»Er muss vernichtet werden.«
    Â»Dafür hat man uns gerufen.« In Jems Stimme schwang die Inbrunst der Gerechten wieder. Hoffentlich konnte er dadurch auch die spirituellen Untertöne vermitteln, die den Vergeltungszug
gegen Hart verbrämen sollten. Insgeheim hoffte er jedoch, dass die Jungs diesen Mistkerl in seine Atome zerlegten und in seinen Cowboy-Stiefeln verbluten ließen. »Bleibt so dicht wie möglich dran, ohne dass sie euch bemerken. Inzwischen kennen sie eure Gesichter. Wenn ihr euch blicken lasst, seid ihr hinüber.«
    Joshua reagierte beleidigt. »Ich bin doch kein Idiot.«
    Â»Alles deutet aufs Gegenteil hin«, murmelte Jem vor sich hin. »Haltet mich auf dem Laufenden.«
    Kaum hatte er aufgelegt, stand auch schon die Sekretärin da und wedelte ihm ein weiteres Memo vor die Nase. »Kann das nicht warten?«
    Â»Ich glaube nicht«, flötete sie beinahe. Dann drehte sie sich um und stakste davon.
    Â»Mr. Hennings?«
    Jem wirbelte seinen Stuhl herum. Zwei Männer waren an seinem Arbeitsplatz aufgetaucht. Einer war groß, schwarz, makellos gekleidet und sachlich. Er zog Jems Blicke derart herrisch auf sich, dass er den anderen nur am Rande wahrnahm. Seine Anwesenheit schien bedeutungslos.
    Plötzlich sackte Jem das Herz in die Hose. Trotzdem gelang es ihm, sich mit einem freundlichen, aber fragenden Lächeln auf dem Gesicht zu erheben. »Ich bin Jem Hennings. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann klappte eine kleine Lederhülle auf. »Spezialagent Tobias, FBI.«

22
    Â»Eine persönliche Modeberaterin?«, stellte Chief amüsiert fest, während sie ihren Anruf auf dem Handy beendete.
    Â»Was ist daran falsch?«
    Â»Nichts. Ich bin sogar tief beeindruckt, Melina.« Sie warf
ihm einen giftigen Blick zu, worauf er den Ängstlichen mimte. »Sie werden mir doch keine Vase an den Kopf werfen, oder?«
    Ohne auf seine Bemerkung einzugehen, stand sie auf. Zwischen den beiden Betten war nur so wenig Platz, dass er die Knie zur Seite biegen musste, um sie vorbei zu lassen. »Heute bin ich froh, dass sie meine Einkäufe erledigt. Ich habe ihr erklärt, was ich brauche. Sie wird alles besorgen und mit einem Taxi

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