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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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dunkelblauen Anzug entsprach. Bis auf tägliche Besuche im Fitness-Studio hatte er kein Hobby. Seine Urlaube verbrachte er nicht an aufregenden Plätzen, er besaß weder ein Boot noch Ski, noch Golfschläger. Er fuhr einen Dienstwagen, und das war auch sein einziges Fahrzeug. Er lebte allein in einer kleinen Wohnung, in der er das zweite Schlafzimmer als begehbaren Schrank nutzte. Seine einzige Schwäche war Kleidung, und die trug er wie ein Model.
    Â»Also ist es nur hier richtig zur Sache gegangen«, sinnierte er laut vor sich hin.
    Â»Es sei denn, ich hätte etwas übersehen.«
    Â»Ich werde mich mal umschauen«, meinte Tobias.

    Â»Nur zu.«
    Aber statt sich Richtung Schlafzimmer zu bewegen, ging Tobias vorsichtig auf die andere Seite der Küche, immer am Rand entlang, um nichts zu verändern, was möglicherweise später als Beweisstück dienen könnte. Für welches Verbrechen, wusste er noch nicht. Er legte ein Taschentuch auf den Griff der Hintertüre und öffnete.
    Â»Die Garage ist leer. Wo ist ihr Wagen?«, fragte er rein rhetorisch.
    Â»Soll ich im Präsidium anrufen?«
    Â»Würde ich mal sagen.«
    Â»Und was soll ich berichten?«
    Â»Wenn ich das nur wüsste. Keinerlei Anzeichen für Diebstahl und Einbruch. Keine Leiche.«
    Â»Entführung?«
    Â»Möglich«, pflichtete Tobias geistesabwesend bei.
    Patterson rief an.
    Der ranghöhere Agent verließ die Küche, ging durch das wohl geordnete Wohnzimmer und anschließend den Flur hinunter. Zuerst kam er zum Gästezimmer, wo er eingehend das Bett musterte, in dem erst vor kurzem jemand geschlafen hatte. Wie Patterson bemerkt hatte, war auf dem Kopfkissenbezug ein verschmierter Blutfleck. Und da war noch etwas. Tobias beugte sich vor, um genauer hinzusehen. Nachdem er das Objekt identifiziert hatte, vermerkte er es bei seinen anderen Befunden, ließ es aber unberührt liegen. Das sollte später die Polizei von Dallas einsammeln und katalogisieren.
    Von dort aus ging er ins eigentliche Schlafzimmer, wo er neben dem Bett der Frau stehen blieb. Das Nachthemd erweckte nicht den Eindruck, als wäre es bei einem heftigen Kampf heruntergerissen worden. Irgendjemand hatte es gedankenlos ausgezogen. Nur ein Kopfkissen im Bett hatte eine Delle. Sie hatte allein geschlafen.
    Dann entdeckte er den gerahmten Schnappschuss auf dem Nachttisch. Als er ihn näher betrachtete, stieß Patterson zu
ihm. »Sind schon unterwegs.« Als er merkte, wofür sich Tobias interessierte, sagte er noch: »Habe ich auch gesehen. Erstaunlich, nicht?«
    Tobias wusste bereits, dass die Geschwister Lloyd Zwillinge waren. Das hatte ihm Lawson bei ihrem Treffen am frühen Morgen erzählt. »Nach allem, was man hört, waren die beiden wirklich austauschbar«, hatte der Kommissar gesagt. »Ich hätte sie nicht unterscheiden können. Mit einer Ausnahme: Gillian war tot.«
    Auf Tobias’ Bitte hatte ihnen Lawson auch einige Hintergrundinformationen geliefert: »Beide hatten erfolgreiche Karrieren. Beide waren Single. Keine je verheiratet. Nur Gillian war verlobt.«
    Â»Und wie steht’s mit diesem Herrn?«
    Â»Ein Arschloch«, meinte Lawson lakonisch. »Ganz unter uns gesagt.«
    Â»Könnten Sie sich etwas deutlicher ausdrücken?«
    Â»Ein Ober-Arschloch.«
    Wenn alles, was ihnen Lawson anschließend über Jem Hennings berichtet hatte, wahr war, passte diese Beschreibung. Tobias hatte gesagt: »Gewiss haben Sie sein Alibi überprüft.«
    Â»Er war unschuldig. Außerdem hatte er, so weit wir erkennen konnten, kein Motiv. Wirkte ehrlich erschüttert.«
    Â»Und Melina?«, bohrte Tobias weiter.
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»Hatte sie ein Motiv?«
    Der Kommissar schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht einmal eine Lebensversicherung. Die Zwillinge hatten übereinstimmend ihre karitative Lieblingsorganisation zum jeweiligen Nutznießer eingesetzt. Nach Abzug der Beerdigungskosten und noch offener Rechnungen geht Gillians gesamtes Vermögen dorthin.«
    Â»Und dagegen schien Melina nichts zu haben?«
    Â»Ich habe nie danach gefragt, hatte aber auch nicht den Eindruck, es sei nötig. Die beiden haben vor ein paar Jahren das
Erbe ihrer Eltern gespendet. War zwar kein großer Betrag, aber doch ein nettes Taschengeld. Keine hat auch nur einen Cent davon angerührt.«
    Am Ende des Gesprächs hatte Lawson

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