Betrogen
Schläfe tippte.
»Wir sind ja ein reizendes Gaunerpärchen.« Mit einem freudlosen Lachen setzte sie sich wieder ihm gegenüber. »Nicht in einer Million Jahre hätte ich mir träumen lassen, dass ich mal ein solches Gespräch führen würde.«
Er lächelte. »Ich auch nicht.«
»Ich habe keine Ahnung, wie man sich unsichtbar macht.«
»Vermutlich lernen wir das unterwegs.«
»Hoffentlich.«
Er kramte sein Handy aus der Jackentasche, rief im Mansion an und erklärte dem Empfangschef, er habe unerwartet abreisen müssen und wünsche, dass man seine Sachen packen und
sie ihm per Taxi an seinen momentanen Aufenthaltsort schicken sollte. Er nannte ihnen die Adresse des Motels, aber nicht den genauen Namen. »Bitte, so rasch wie möglich.« Nachdem er aufgelegt hatte, meinte er: »Ich vermisse das Zeug schon jetzt.«
Ohne richtig hinzuhören, klopfte sie sich mit ihrem Handy ans Kinn. »Ich glaube es nicht.«
»Was?«
»Dass Tobias und Patterson Regierungsagenten waren. Ich weiÃ, ich weiÃ, die Dienstausweise sahen echt aus. Aber Kriminelle wissen, wie man sich gute Fälschungen besorgt.«
»Es gibt einen Weg, das herauszufinden. Ein Anruf beim FBI.«
»Ein Anruf beim FBI.« Beide hatten gleichzeitig dasselbe gesagt. »Genauso ist es bei Gillian und mir auch immer gewesen«, erklärte sie ihm, während sie die Auskunft wählte.
Ihre Blicke trafen sich. Jedes Mal, wenn Gillians Name fiel, wurde ihr Lächeln deutlich schmaler. Das war auch jetzt nicht anders.
»Vorübergehend kann ichâs vergessen«, sagte er leise, »aber dann holt es mich blitzartig wieder ein.«
»Mich auch.«
Die automatische Weiterleitung forderte sie zum Eingeben einer Nummer auf. Sie tat es und sagte dann still zu Chief: »Gillian hatte eine sehr gute Zeit.«
Noch ehe er ihr eine nähere Erklärung abringen konnte, kam ihr Anruf durch. »Ja, ich versuche Spezialagent Hank Tobias zu erreichen. Haben Sie seine Nummer?«
»Ich kann Sie direkt mit seinem Büro verbinden.«
Sie legte die Hand übers Mikrofon. »Oh Gott, es gibt ihn wirklich.«
»Also sitzen wir in der Patsche.«
Der Anruf wurde knapp und geschäftsmäÃig beantwortet. Auf ihre Bitte, ob sie Tobias sprechen könne, teilte man ihr mit, er sei nicht erreichbar. »Kann Ihnen sonst jemand helfen?«
»Ms â« Krampfhaft bemühte sie ihr Gedächtnis. Wie ein Wunder fiel ihr wieder der Name ein. »Myrick.«
»Bitte, bleiben Sie dran.«
Mit einem Blick zu Chief schüttelte sie reumütig den Kopf. »Ich übernehme die volle Verantwortung. Es war mein Fehler, Chief. Ich werde dafür sorgen, dass sie verstehen â«
Eine ihr bekannte Stimme unterbrach sie. »Hier ist Lucy.«
Â
»Ich habe Melina gestern Abend gesehen«, beantwortete Jem Hennings Tobiasâ Frage. »Warum? Worum gehtâs eigentlich? Ist ihr etwas zugestoÃen? Oh Himmel, erzählen Sie mir nicht, dass jetzt ihr etwas passiert ist.«
»Wir ziehen keine voreiligen Schlüsse«, erklärte ihm Tobias gelassen. »Ich hatte heute Morgen eine Verabredung mit ihr, die sie leider nicht eingehalten hat. Ich versuche nur, sie ausfindig zu machen.«
»Sie hatten mit Melina eine Verabredung? Weswegen? Was hat sie gemacht?«
Tobias umging diese Frage und stellte seinerseits eine: »Wissen Sie eventuell, wohin sie heute Morgen gegangen ist? Wir haben ihr Büro überprüft. Dort hat sie sich nicht gemeldet.«
»Ins Fitness-Studio. Sie wollte sich heute Morgen ausarbeiten.«
»In welches Studio?«
»Tut mir Leid, aber ich weià nicht, wo sie Mitglied ist.«
Nachdem Tobias Patterson angewiesen hatte, jemanden auf diese Spur zu setzen, wandte er sich wieder an Jem Hennings. »Wann haben Sie sie gestern Abend zum letzten Mal gesehen?«
Henningsâ verwirrter Blick wanderte rasch zwischen ihm und Patterson hin und her, der leise in sein Handy sprach. »Ãh, mal sehen, so gegen zehn, halb elf. Wir haben bei ihr daheim gegessen und uns ein bisschen entspannt. Sie war fertig. Nach der Woche. Sie wissen, was mit meiner Verlobten Gillian passiert ist, oder? Melinas Schwester?«
»Wir hatten heute Morgen schon ein längeres Gespräch mit Senior Corporal Lawson.«
»Oh, dann wissen Sie ja Bescheid. Ermitteln Sie denn in Gillians Fall?«
»Wir
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